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Bundesluftwaffe trainiert in IndienManöver mit strategischen Absichten

In Indien nimmt die Bundesluftwaffe derzeit erstmals an einer Übung teil. Es geht um neue strategische Beziehungen und erhoffte Rüstungsexporte.

Eurofighter der deutschen Luftwaffe auf der Sulur Air Force Base in Südindien Foto: Francis Hildemann/Bundeswehr/dpa

Delhi/Sulur taz | „Indien ist ein wichtiger Partner für Deutschland und Europa“, sagte Ingo Gerhartz, Inspekteur der Bundesluftwaffe, bei seiner Ankunft mit einem der fünf deutschen Kampfjets vom Typ Eurofighter sowie einem Tank- und einem Transportflugzeug letzte Woche auf dem südindischen Stützpunkt Sulur.

Die Übung schlage ein neues Kapitel der regionalen Zusammenarbeit und Sicherheit auf, sagte sein indischer Amtskollege Vivek Ram Chaudhari.

Bis zum 14. August findet dort das erste offizielle Manöver der deutschen und indischen Luftstreitkräfte im Rahmen der europäischen Übungsserie „Pacific Skies“ statt. Es ist die letzte von fünf Übungen und gilt als bisher anspruchsvollste Verlegung der Luftwaffe.

Begonnen hatte dies Ende Juni mit dem Start deutscher und spanischer Eurofighter sowie französischer Rafale Jets, die auch in Sulur dabei sind. Beginnend in Alaska („Arctic Defender“), wo Taktiken des Luftkrieges trainiert wurden, ging es über Japan („Nippon Skies“) nach Australien („Pitch Black“) und weiter nach Indien.

Laut Gerhartz sei die Sicherheit in Europa und im Indopazifik untrennbar miteinander verbunden. Als Exportnation ist Deutschland auf freie Handelswege angewiesen, wobei Chinas Machtdemonstrationen Unbehagen bereiteten. Indien befindet sich dagegen in einem Grenzkonflikt mit China.

Chance zur Profilierung in Indien

„Für Deutschland mit seiner bescheidenen Militärpräsenz in Asien ist die Übung eine Chance, sich gegenüber Indien zu profilieren“, sagt der indische Militärexperte Uday Bhaskar der taz. Die Bundesluftwaffe könne so ihre transkontinentale Kompetenz beweisen, indem sie in einer Region mit anderen klimatischen Bedingungen übe. Gerade ist Regenzeit.

Zusammen mit Militärs aus Frankreich, Spanien, Großbritannien sowie dem Gastgeber sind knapp 40 Kampfjets involviert, darunter auch russische Suchoi Su-30 der indischen Luftwaffe. Da Indien „derzeit wichtige Plattformen wie Kampfflugzeuge und U-Boote importiert, könnte dies die Grundlage für Rüstungsgeschäfte bilden“, so Bhaskar.

Zugleich würden die EU-Staaten, die auch Nato-Mitglieder sind, mit ihrem Engagement im Indopazifik auch ein ­Signal an die USA senden.

Bisher hatten Deutschland und Indien keine engen militärischen Beziehungen. Es gibt auch kein Militärbündnis, dem beide Länder angehören. Der deutsche Botschafter in Neu-Delhi, Philipp Ackermann, betont, dass es den klaren politischen Willen gäbe, die Verteidigungszusammenarbeit mit Indien zu verstärken.

Zeitenwende auch beim deutschen Rüstungsexport?

Doch „vor allem Frankreich füllt derzeit die russische Lücke im indischen Rüstungsbedarf“, sagt Adrian Haack, Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Neu-Delhi. Rüstungskooperationen seien das Einzige, was Deutschland Ländern wie Indien sicherheitspolitisch bieten könne.

„In der deutschen Öffentlichkeit ist die Diskussion über die Lieferung von Waffensystemen noch immer negativ besetzt“, so Haack zur taz. Doch habe sich die politische Haltung seit 2022 verändert, was die vom Bundeskanzler ausgerufene Zeitenwende zeige.

Die aktuelle Übung ist Teil von Indiens Großmanöver „Tarang Shakti“, der ersten multinationalen Luftkampfübung im Land, die in zwei Phasen stattfindet. Begleitet werden sie von einer Rüstungsmesse, bei der auch deutsche Konzerne vertreten sind.

Für die zweite Phase geht es ins nördliche Indien, wo Mitglieder der Anti-China-Allianz QUAD („Quadrilateraler Sicherheitsdialog“) wie die USA und Australien beteiligt sind. Weder Russland noch Israel, bisher wichtige Rüstungspartner Indiens, sind dabei.

Indien ist der weltweit größte Rüstungsimporteur

Laut des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri ist Indien der weltgrößte Rüstungsimporteur. Für 2024 und 2025 werden diese Importe auf 74,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das könnte auch für Deutschland Potenzial bergen, Indien geopolitisch enger an Europa durch Rüstungskooperationen zu binden.

Im vergangenen Jahr wurde von Thyssenkrupp eine milliardenschwere Absichtserklärung für den Bau von U-Booten für Indien unterschrieben. Doch noch hat Delhi seinen Kooperationspartner nicht bekannt gemacht.

Vielleicht passiert das im Oktober, wenn der Bundeskanzler zur Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft nach Delhi reist, die zeitgleich mit den bilateralen Regierungskonsultationen stattfindet. Auch Verteidigungsminister Pistorius wird dort erwartet.

Bei Rüstungsgeschäften stehen sich bisher Indien und Frankreich näher. So nutzt Indiens Luftwaffe jetzt auch französische Rafale-Jets.

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2 Kommentare

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  • Zusammenarbeiten, kooperieren, Vertrauen aufbauen - das ist immer gut. Den EF wird Indien sicher nicht kaufen, denn er ist in Anschaffung und Betrieb deutlich zu teuer. IRIS-T, Meteor, etc. und jede Menge Dual-Use-Gerät sind aber nicht zu verachten. Es gibt keinen Grund mit der größten Demokratie der Welt keine guten Beziehungen zu haben. In dem Rahmen kann man dann durchaus das ein oder andere Problem ansprechen und wird vielleicht sogar ernst genommen.

  • Sind sie jetzt völlig durchgedreht?



    Haben sie sonst nichts zu tun als für die Rüstungsindustrie unterwegs zu sein!



    In diesem Zusammenhang ist auch der CO2 Ausstoss und der Klimawandel völlig schnuppe.