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Update zum Hochwasser in BayernUnwetterwarnung aufgehoben

Die Lage bleibt am Dienstagvormittag an vielen Orten angespannt. Die Suche nach Vermissten geht weiter, Zehntausende sind täglich im Einsatz.

Die Feuerwehren im Dauereinsatz, wie hier im Unterallgäu Foto: Bernd März/imago

Berlin/Flintsbach/Offingen/Unterschleißheim dpa/afp | Inmitten der angespannten Hochwasserlage in Süddeutschland hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) alle Unwetterwarnungen für Deutschland aufgehoben. Das teilte der DWD in der Nacht zum Dienstag mit.

Tagelange Regenfälle, die laut Ex­per­t:in­nen durch die Klimakrise wahrscheinlicher werden, hatten in den vergangenen Tagen die Pegel zahlreicher Bäche und Flüsse vor allem in Bayern und Baden-Württemberg stark ansteigen lassen. Ganze Ortschaften wurden überflutet, auch nachdem Dämme gebrochen waren. Mindestens vier Menschen kamen bisher in den Fluten ums Leben. Sowohl in Teilen Bayerns als auch Baden-Württembergs bleibt die Lage angespannt.

Im schwäbischen Offingen geht die Suche nach einem vermissten Feuerwehrmann nach Angaben der Polizei weiter – allerdings wird vorläufig nicht mehr in den Fluten selbst gesucht. Die Strömung sei derzeit so groß, dass eine Suche vom Wasser aus für die Einsatzkräfte zu riskant sei, sagte Polizeisprecher Holger Stabik am Dienstagvormittag. Vom Land und aus der Luft werde die Suche fortgesetzt. Am Dienstag sollten dafür Drohnen und ein Hubschrauber eingesetzt werden.

Die Einsatzkräfte befürchten, dass der 22-Jährige ertrunken ist. Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war bei starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich an Land retten und blieben unverletzt.

Feuerwehr in Bayern gefordert wie nie zuvor

Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei. Sollte der 22-Jährige tatsächlich ums Leben gekommen sein, wäre er das derzeit fünfte bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.

In dieser Art und Weise und in dieser Ausdehnung ist das tatsächlich einmalig

Johann Eitzenberger, Landesfeuerwehrverband Bayern

Im gesamten Bundesland Bayern sind die Feuerwehren wegen des Hochwassers nach Einschätzung des Landesfeuerwehrverbandes gefordert wie noch nie. „In dieser Art und Weise und in dieser Ausdehnung ist das tatsächlich einmalig“, sagte Verbandschef Johann Eitzenberger der Süddeutschen Zeitung (Dienstag).

„Wir haben täglich 30.000 ehrenamtliche Feuerwehrdienstleistende im Einsatz und versuchen, Schäden zu verhindern und zu minimieren, wo es geht.“ In Bayern kämpfen Zehntausende Hel­fe­r:in­nen vieler Organisationen seit dem Wochenende gegen ein dramatisches Hochwasser.

Die Lage sei derzeit einigermaßen unter Kontrolle, aber man wisse nie, was noch komme, sagte Eitzenberger. „Es werden auch noch lange Spezialfähigkeiten gefragt sein, zum Beispiel im Umgang mit Öl aus Heizungskellern.“

Burg in Oberbayern abgerutscht

Im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens Teile der Burg Falkenstein abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 An­woh­ne­r:in­nen in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel. Wie groß das Ausmaß der Schäden ist, war zunächst nicht bekannt.

Im Landkreis Rosenheim ist die Hochwasserlage weiter angespannt. Bür­ge­r:in­nen sollten möglichst zu Hause zu bleiben. „Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben“, hieß es in einer Mitteilung der Behörde am Montagabend. Die Menschen sollten den Aufenthalt im Freien vermeiden, sich von offenen Gewässern fernhalten und die Rettungskräfte nicht bei ihrer Arbeit behindern.

Außerdem kann die Deutsche Bahn einige Strecken im Nah- und Fernverkehr wegen der Hochwasserlage in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns noch immer nicht anfahren. Auf vier Strecken komme es weiterhin zu Zugausfällen, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit.

Betroffen sei auf der Strecke Stuttgart-Ulm-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg, auf der Strecke Nürnberg-Donauwörth-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Donauwörth und Augsburg, auf der Strecke München-Memmingen-Lindau der Abschnitt zwischen Buchloe und Memmingen sowie die gesamte Strecke Ulm-Memmingen-Kempten. Kurz gesagt: München kann von Westen und Norden her nicht angefahren werden.

Die Bahn hat ihre Kulanzregelung bei Fahrkarten jetzt auch auf den Dienstag ausgeweitet – zwischen Sonntag und Dienstag gekaufte Fahrkarten für die betroffenen Strecken können auch später genutzt werden. Bei gleichem Ziel könne man mit dem Ticket auch eine andere Strecke fahren. Bei allen verkehrenden Zügen in der Region rechne die Bahn mit hoher Auslastung, der Nahverkehr in Bayern sei auch stark beeinträchtigt. Insgesamt rate die Bahn aber auch weiterhin von Zugreisen nach Süddeutschland ab.

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1 Kommentar

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  • Das Extremwetter-Symptom geht langsam wieder zurück. Die Therapie zum Abbremsen der Erderhitzung könnte hingegen konsequenter und stärker erfolgen.



    Sonst bekommen, liebe anderen Parteien, sogar die Grünen und Klimaliste mal die Zweidrittelmehrheit!