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"Für Schlagzeilen sorgte zudem der Boykottaufruf gegen die Fusion durch „Palästina spricht“ "
Gibt's denn viele Leute, die auf einem Elektrofestival von Leuten zu gequatscht werden wollen, welche islamistischen Terror auf einem anderen Festival als legitimen Befreiungskampf sehen?
Ich hoffe, dass es genug Menschen gibt, die diese Hausprojekte und Basisinitiativen vor weiteren Angriffen und Drohungen mit dem roten Dreieck verteidigen.
Für mich persönlich zeigt sich an der Auseinandersetzung, dass binäres politisches Denken eben auch links stark verbreitet ist.
Das mit der Bedeutungslosigkeit ist eine korrekte Beobachtung. Ansonsten nix als die üblichen Fliehkräfte am äußeren politischen Rand
Ich glaube, die Beschreibung, dass sich hier zwei Fraktionen der radikalen Linken gegenseitig attackieren, trifft den Punkt nicht so richtig.
Mir sind jedenfalls keine Brandanschläge oder Schmierereien bekannt, mit denen israelsolidarische Linke propalästinensische angegriffen hätten. Das Ganze kommt vielmehr aus der einen Richtung und geht eben in die andere.
Und: Natürlich ist das alles minoritär, doch ist es leider so, dass die antiisraelischen Positionen bis weit ins linksliberale und universitäre Lager und im Kunstbetrieb sowieso den Mainstream darstellen.
@Jim Hawkins "Auf der anderen Seite versuchten antideutsche Gruppen gerade erst eine propalästinensische Demonstration in Halle zu verhindern."
Schmierereien vllt. nicht aber das geht doch zumindest in die gleiche Richtung.
Ich stimme aber zu, dass die beiden "Fraktionen" nicht gleich groß sind und sich innerhalb der radiaklen Linken vermutlich mehr Menschen einseitig mit den Menschen in Palästina solidarisieren.
@Jim Hawkins Im Artikel selbst werden doch Beispiele genannt, wo auch israelsolidarische Aktivist:innen aktiv wurden.
@White_Chocobo Blase halt 🤷🏻♂️
"[weil]...man – insgeheim – um die eigene Bedeutungslosigkeit für den Nahostkonflikt weiß. Da ist die Deutungshoheit innerhalb der Linken eben das Einzige – und Letzte, was es vermeintlich zu gewinnen gibt". Die Aussage ist so traurig wie richtig und allgemein bekannt. Gilt darüber hinaus für zahlreiche gesellschaftliche Konfliktlinien. Niemand interessiert sich für die Diskussionen irgendwelcher Zirkel und Strömungen außer den Rechten, die dort nach zitierfähigen Halbsätzen suchen, die sie dann Linken, Grünen und sogar SPD und BSW anheften und als Stöckchen zum Darüberhüpfen hinhalten können. Das Spektrum minimal relevanter politischer Diskussionen endet mit der Linkspartei, die - siehe Ende Gelände usw. - versucht einzubinden was noch diskursfähig ist.
An der Scharni wurde auch Feuer gelegt. Das sollte man vielleicht auch erwähnen. In dem Haus wohnen Menschen.
Insgesamt scheint das "gegenseitige attackieren" von einer Seite mit mehr Vehemenz zu erfolgen - gerade auch was physische Gewalt angeht.
@Paul Meier Ah, das mit dem Feuer steht ja da, sorry.
Währenddessen eilt der deutsche Rechtsextremismus von Wahlerfolg zu Wahlerfolg und lacht über die, vor denen er eigentlich Angst haben sollte.
Als alleinerziehende Mutter ist unsere Autorin auf die Tafel angewiesen. Doch sie geht dort nicht mehr hin, weil sie sich gedemütigt fühlt.
Nahost-Konflikt in der Linken: Die Front durch Friedrichshain
Der alte Konflikt ist wieder da: Linke attackieren sich gegenseitig für ihre Haltung zu Nahost – und kaschieren damit nur ihre Bedeutungslosigkeit.
Streitpunkt Israel, auch für Antifas Foto: dpa
Es ist das wohl nach außen sichtbarste linksradikale Hausprojekt Berlins: Auf der Fassade des Eckhauses in der Scharnweberstraße 38 in Friedrichshain prangt über vier Etagen das Logo der Antifaschistischen Aktion. Daneben der Schriftzug: „Gegen jeden Antisemitismus. Nie wieder Deutschland.“ Das seit 1990 bestehende Projekt, das sich 2020 dergestalt herausputzte, mag Rechten als Provokation erscheinen. Ärger aber hat es nun von linker, zumindest propalästinensischer Seite gekriegt.
Vergangene Woche wurde, wie die „Scharni“ selbst mitteilte, zunächst im Hauseingang „gezündelt“, dann seien alle Schlösser verklebt worden. Parolen an der Hauswand deuteten auf die Täter:innen hin: „Viva Rafah“, „Rassistenhaus“ und „Fuck Anti-D“ – gemeint ist die Strömung der israelsolidarischen Antideutschen – soll da gestanden haben. Öffentlich Statements zum Krieg in Gaza oder der Hamas-Attacke auf Israel hatte das Haus bis dato nicht abgegeben. Die Wut der Angreifer:innen scheint demnach einzig durch den Fassadenspruch getriggert.
Die Scharni reagierte auf Indymedia: „Wir stehen zu 100% zu dem, was an unserer Fassade steht. Und eigentlich sollte das unter Linken auch unstrittig sein. Wer sich von dem Spruch ‚gegen jeden Antisemitismus‘ derartig angegriffen fühlt, offenbart nur, wie es um den eigenen Antisemitismus bestellt ist.“ Aus dem Schreiben geht weiterhin hervor, dass sich das Haus nicht einhellig auf einer Seite des Konflikts positioniert und innerlinke Grabenkämpfe lieber überwinden würde: Für den 90er-Jahre-Fetisch „Anti-D gegen Anti-Imp“ wolle man nicht „herhalten“.
Tatsächlich aber ist die alte Spaltungsfrage der Linken mit Wucht zurückgekehrt. Immer häufiger beharken sich die einseitig Solidarischen nun gegenseitig, womöglich weil andere Gegner:innen weniger greifbar sind oder man – insgeheim – um die eigene Bedeutungslosigkeit für den Nahostkonflikt weiß. Da ist die Deutungshoheit innerhalb der Linken eben das Einzige – und Letzte –, was es vermeintlich zu gewinnen gibt.
Vermehrte Angriffe
Zur Zielscheibe des Palästina-Aktivismus wurde kürzlich erst die Hamburger Rote Flora, die ebenfalls den Kampf gegen Antisemitismus hochhält. Eine Kurzzeitbesetzung wurde verbunden mit der Drohung einer feindlichen Übernahme des Kulturzentrums. Für Schlagzeilen sorgte zudem der Boykottaufruf gegen die Fusion durch „Palästina spricht“ – einzig weil das Festival das Existenzrecht Israels als rote Linie benannt hatte. In Berlin wurden zuletzt sowohl der Club About Blank als auch die antideutsche Kneipe Bajszel mit roten Dreiecken beschmiert, einem umstrittenen Symbol, mit dem auch die Hamas ihre Anschlagsziele markiert.
Auf der anderen Seite versuchten antideutsche Gruppen gerade erst eine propalästinensische Demonstration in Halle zu verhindern. Bereits im Oktober gab es einen Anschlag auf ein Leipziger BIPoC-Hausprojekt, dem „Antisemitismus“ unterstellt wurde.
Ob das alles was bringt? Glauben wohl nur die Beteiligten. Auch die „Scharni“ hat ihre – ironischen – Zweifel angemeldet: „Zum Glück entscheidet sich der Nahost-Konflikt an unserer Fassade.“
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Kommentar von
Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
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