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Angriffe auf Po­li­ti­ke­r*in­nenInnenministerin will mehr Härte

Nancy Faeser drängt auf harte Konsequenzen für jene, die Po­li­ti­ke­r:in­nen angreifen. Sie räumt ein, dass der Schutz durch die Polizei Grenzen hat.

Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, bei einer Pressekonferenz im Mai 2024 in Dresden Foto: Georg Wendt/dpa

Berlin/Frankfurt a.M. epd | Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält angesichts der Gewalt gegen Po­li­ti­ke­r*in­nen und ehrenamtlich Engagierte eine konsequentere Strafverfolgung für wichtiger als Änderungen im Strafrecht. „Es braucht schnellere Verfahren und härtere, spürbarere Konsequenzen für die Täter“, forderte sie. Zu viele Verfahren würden schnell eingestellt oder gar nicht erst aufgenommen.

Faeser lobte in einem Gastbeitrag für die Welt am Sonntag, dass polizeiliche Schutzkonzepte hochgefahren, Streifen verstärkt und feste Ansprechstellen für bedrohte Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­r*in­nen und Ehrenamtliche eingerichtet wurden. In einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes wiesen die Innenministerien der Bundesländer indes auf die Grenzen polizeilicher Maßnahmen hin. Auch Faser schrieb: „Es ist klar, dass die Polizei nicht an jedem Ort gleichzeitig sein kann.“

Sie nannte es verheerend, wenn Menschen, die bedroht werden, den Eindruck haben, dass eine Strafanzeige nichts bringt und nicht verfolgt wird. „Ich bin der festen Überzeugung, dass das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung in diesen Fällen immer besteht, denn es geht um den Schutz der Demokratie. Entsprechend sollte man die Richtlinien für das Strafverfahren anpassen“, empfahl Faeser. Auch sei es sinnvoll, bei Bedrohungen bis an die private Haustür von Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­r*in­nen die Strafen zu verschärfen.

Erinnerung an Ermordung von Lübcke

Anfang Mai war der sächsische SPD-Europapolitiker Matthias Ecke in Dresden krankenhausreif geschlagen worden. Faeser erinnerte auch an die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) vor knapp fünf Jahren: „Es war eine Hinrichtung aus Hass“, schrieb die SPD-Politikerin in der Welt am Sonntag und bezeichnete den Lübcke-Mord als „tiefen Einschnitt“. Lübcke war im Juni 2019 auf der Terrasse seines Wohnhauses in Nordhessen von einem Rechtsextremisten erschossen worden.

Nach den jüngsten Gewalttaten gegen Po­li­ti­ke­r*in­nen und Wahl­kampf­hel­fe­r*in­nen wird in den meisten Bundesländern der polizeiliche Schutz nicht pauschal erhöht. Wie die epd-Umfrage unter den Innenministerien der Länder ergab, setzen diese zumeist auf Prävention, konkrete Lagebeurteilungen und stärkere Sicherheitsvorkehrungen, wenn es geboten erscheint. Der Schutz könne nicht allein durch die Polizeien und Sicherheitsbehörden gewährleistet werden, hieß es etwa aus Brandenburg.

Es bedürfe einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, erklärte das brandenburgische Innenministerium in Potsdam, das zugleich von „Symptomen einer zunehmenden Verrohung in der Gesellschaft“ sprach. Der Städte- und Gemeindebund rief unterdessen Prominente aus Sport und Kultur dazu auf, öffentlich für die Demokratie einzustehen. „Es ist höchste Zeit, eine Kultur des Respekts wieder zu etablieren und für die Demokratie Gesicht zu zeigen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes, André Berghegger, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Zu den jüngsten Angriffen auf Politiker sowie Wahlkämpfer sagte er, ein umfassender Personenschutz sei für die kommunale Ebene weder realistisch noch erstrebenswert. Kommunalpolitik lebe vom direkten Kontakt und Austausch zwischen Politik und Bürgern.

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13 Kommentare

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  • Könnte es sein, dass Frau Faeser aufgefallen ist, dass der Schutz der PolitikerInnen (fast) genauso schwach ist wie der Schutz gegen Gewalt im Netz und im realen Leben der "Normal"bevölkerung...?



    Und sie weiß, den Schutz, den sie und ihresgleichen gerne hätte, kann sie für die gesamte Beölkerung nicht herstellen....

  • Dann sollse endlich mal in die Gänge kommen - niemand hält sie davon ab.

  • Strafen verschärfen?

    für gefährliche Körperverletzung gibt es bis zu 10 Jahre Haft. Was will man da noch verschärfen.

  • Dumme, hilflose Rhetorik.

    Wie wär's mal mit einem Bisschen Ursachenforschung? Oder vielleicht "Im grossen Stil", um einen Parteikollegen von Fran Faeser zu zitieren?

  • Mehr Härte??? Sind Politiker schützenswertere Menschen als der Bürger der Opfer von Gewalt wird?



    Wir haben gute Gesetze . die aber bitte anwenden und die Täter mit schnellen Verfahren und auch ausnutzen der Strafmasse überzeugen!

  • Mehr Härte wird dann wahrscheinlich nur dann wieder an den Tag gelegt wenn es um Straftaten gegen linke Politiker geht.

  • Faeser kündigt mal wieder was an, lach.Die Justiz schafft es ja nicht einmal schwerstkriminellen Clans Einhalt zu gebieten.

  • Beißreflex erfolgreich ausgelöst !

    Ach, würde die Gute doch z.B. in Sachen Mietpreisbremse, Ahndung von Verstössen gegen Arbeitnehmerrechte und auch Telefonbetrug die gleiche Geschäftigkeit an den Tag legen.



    Das wäre mal ein großer Schritt für die Menschheit !

  • Ahl Laberdäsch und “die Strafen zu verschärfen.…“



    Vllt erklärt Nancy Fraency vande Görg Ffm - der Ziviltante - noch mal die Gewaltenteilung des Grundgesetzes zum 75. - wenigstens in Grundzügen!



    Mehr könnte dieses einfältig Hessentrinchen doch arg verunsichern! Gelle.

  • Mehr Härte ist wahrscheinlich nur wieder ein symbolischer Akt, mehr Vollzug und mehr Ermittlung solcher Straftaten würden schon genügen.



    Vieles verläuft strafrechtlich im Sande, da muß angesetzt werden. Die Forderung nach mehr Härte ist zugegebenermaßen medial wirksamer.

    • @nutzer:

      Für reale Verbesserung von Schutz wäre dann nicht Faeser sondern der Justizminister zuständig. Denn der muss die Justiz ausstatten und dahin bringen die "Kultur" lächerlicher Strafen in der Justiz zu verändern. Und diese Strafen müssten dann auch vollstreckt werden. Dafür bräuchte es Geld - dass ihm sein FDP-Kollege gewiß nicht geben wird...

    • @nutzer:

      Im letzten Jahr wurden 612000 Körperverletzungen, davon 130000 schwre, angezeigt. Beleidigungen 250000 und Bedrohingen 230000 mal,

      • @Martin Sauer:

        angezeigt. es nun fehlt noch die Zahl der tatsächlichen Verfahren an den Gerichten und die Zahl der bereits bei der Polizei niedergelegten Ermittlungen... Dann kann man eine Aussage treffen.