Andreas Speit Der rechte Rand: Wie Chats rechtsextreme Kontakte der Verleger-Familie Munier offenbaren
Eine Parteizeitung der AfD ist die Zeitschrift Zuerst – Deutsches Nachrichtenmagazinnicht. Immer wieder aber kommen in dem monatlich erscheinenden Magazin, das sich als „starke Stimme für deutsche Interessen“ beschreibt, zentrale AfD-Funktionsträger von Björn Höcke über Alexander Gauland bis Alice Weidel zu Wort. Das Titelthema der aktuellen Ausgabe: „Schaulaufen ‚gegen rechts‘“. Die derzeitigen Proteste gegen rechts seien Inszenierungen, so der Tenor der Texte. Die „Konditionierung der Deutschen“ greife, kommentiert Chefredakteur Andreas Karsten.
Der Herausgeber des Magazins, Dietmar Munier, will vermeiden, dass es als rechtsextrem eingeordnet wird. In der Öffentlichkeit meidet er einschlägige Kontakte. Interne Chats aber offenbaren nun, dass die Munier-Familie eng in rechtsextreme Netzwerke eingebunden ist. In den Chats, die von süddeutschen Antifa-Gruppen ausgewertet wurden und die der taz vorliegen, kommunizierte eine der Töchter Muniers mit Sebastian Zeilinger, einem der führenden Kader der Identitären Bewegung (IB) aus Bayern. Zeilinger war stellvertretender Bundesvorsitzender der IB.
Dietmar Munier ist Geschäftsführer und Mitinhaber der Verlagsgruppe „Lesen & Schenken“ mit Sitz in Martensrade bei Kiel. Die darf der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz nach einen Gerichtsverfahren seit 2012 zwar nicht mehr als rechtsextremen Verdachtsfall führen. Ebenfalls 2012 konnte die taz aber dokumentieren, dass zu einer Sonnenwendfeier bei den Muniers internationale rechtsextreme Prominenz kam, unter anderem der Holocaustleugner Ernst Zündel. Auch zu IB-Aktivist*innen hatte Munier Kontakt. Der rechte Aktivist Volker Zierke war bei der Deutschen Militärzeitung tätig – auch diese erscheint bei „Lesen & Schenken“.
Kontakte zum Sturmvogel und zur HDJ
Die jetzt bekannt gewordenen Chats bestätigen, wie eng die politischen Verbindungen der Muniers sind – und wie persönlich. In ihnen berichtet die Tochter Muniers dem IB-Aktivisten Zeilinger von einem Lager der rechtsextremen Jugendorganisation Sturmvogel (SV), das „8 Reporter“ beobachtet hätten. Später sei es von der Polizei aufgesucht worden. Eltern, die auf eine rechte Gesinnung Wert legen, schicken ihre Kinder auf Fahrten und in Lager dieser Organisation, damit sie dort ideologisch geschult und körperlich ertüchtigt werden. In den Chats fragt die Tochter, ob Zeilinger nicht „Lust“ habe, mit zur Jahreshauptversammlung des Sturmvogels zu kommen. Sie sei gerade dabei, „Anna“ zu überreden. Knapp einen Monat zuvor berichtete sie, dass sie zum Sturmvogellager aufbricht.
Die Berichterstattung der taz über den Sturmvogel sei „ganz schön heftig“, schreibt die Munier-Tochter und relativiert die Intention des Netzwerks: Von diesem gehe keine Bedrohung aus, es seien „fast nur Kinder und die werden da so harmlos behandelt!“.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Auch eine Verbindung zum Netzwerk Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) hat Muniers Tochter. Dass dieses als bedrohlich wahrgenommen wird, kann sie hingegen nachvollziehen: „Da sammelten sich zum Schluss ja wirklich ne ganze Menge komische Leute“, schrieb sie bereits 2010 und weiter: „… aber war schön Lorenz und Anna wieder zu sehen“.
Kein Jahr zuvor hatte das Bundesinnenministerium die HDJ verboten, weil sie die „Herausbildung einer neonazistischen ‚Elite‘ durch vermeintlich unpolitische Freizeitangebote anstrebe. Die HDJ wiederum hatte ihren Sitz in Plön, nicht weit von den Muniers in Martensrade. Einer der Mitbegründer der HDJ war der Plöner AfD-Politiker Thomas Grebien. Dieser wiederum hat eine Verbindung zu den von Gernot Mörig initiierten Potsdamer Treffen, bei denen unter anderem über Pläne für eine „Remigration“ gesprochen wurde. Grebien stellte für die Aktivitäten Mörigs ein Konto zur Verfügung. Die politische und örtliche Nähe legt ein Kennverhältnis zu den Muniers nahe. Mit Mörig hatte Munier zudem vor Jahrzehnten einen gemeinsamen Buchladen in Kiel.
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