Abgänge aus Maaßen-Partei Werteunion: Splittern am rechten Rand
Kurz nach Parteigründung treten zwei Mitglieder der Werteunion wieder aus. Die Distanz zur AfD sei zu groß, bemängeln Markus Krall und Max Otte.
Die Werteunion ist eine rechte Abspaltung von der CDU und hat sich gerade erst am Samstag gegründet. Galionsfigur und Parteivorsitzender ist der ehemalige Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen. Der wird mittlerweile selbst vom Inlandsgeheimdienst als Rechtsextremist geführt und würde mit seiner neuen Partei gerne schon bei den Landtagswahlen in Thüringen das Zünglein an der Waage sein – eine Absage an Zusammenarbeit mit der AfD gibt es bewusst nicht.
Der Grund für den Austritt von Krall und Otte dürfte neben gekränkten Egos auch die inhaltliche Ausrichtung sein: Zuletzt hatte Maaßen gesagt, dass er am liebsten mit der CDU koalieren würde, die er den „Premiumpartner“ für die Werteunion nannte. Maaßen äußerte zudem Sorgen mit Blick auf AfD-Erfolge und sagte, er freue sich über deren möglichen Niedergang. Das sorgte offenkundig für Missstimmung.
Krall twitterte danach gewohnt machohaft: „Frage an die Geschiedenen in dieser Runde: Wer von euch würde seine Ex als Premiumpartnerin einordnen?“ Otte stimmte ihm zu und sprach bei seinem Rücktritt von „erheblichen politischen Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzung“ bei der Werteunion. Otte hatte mehrfach an die AfD gespendet, auch Krall hatte die Werteunion als Mehrheitsbeschaffer für die AfD bei den Landtagswahlen ins Spiel gebracht. Er kritisierte nach Maaßens Äußerungen einen „Anflug von Größenwahn“, statt „einer echten Politikwende“ gebe es nun eine „neue Brandmauer in den Köpfen“.
Streit schwelt schon länger
Aber auch vor der offiziellen Gründung als Partei hatten sich Maaßen und Krall schon öffentlichkeitswirksam gezankt. Maaßen bescheinigte dem auf Social Media umtriebigen Crash-Propheten, manchmal übers Ziel hinauszuschießen, und sah ihn daher nicht in den vorderen Reihen der da noch nicht mal gegründeten Partei. Gleichzeitig unterstrich Maaßen aber die angebliche Wirtschaftskompetenz Kralls – er sollte wohl am Wirtschaftsprogramm der Werteunion mitarbeiten.
Kralls Kompetenz liegt allerdings im Auge des Betrachters: Er ist Fan des ultralibertären argentinischen Präsidenten Milei und hatte auch schon mal gefordert, Arbeitslosen das Wahlrecht abzuerkennen.
Maaßen selbst sieht seine Partei bereits in der Bundesregierung 2025. Neben den Austritten muss sich der rechtsdrehende Ex-Geheimdienstler nun aber vorerst mit Klagen von Werteunion-Mitgliedern herumschlagen. Einzelne Mitglieder wollen die Parteigründung juristisch anfechten – wie sie stilecht der rechtsextremen Zeitung Junge Freiheit gesteckt haben. Die Union jedenfalls dürfte überwiegend froh sein, die missliebigen Rechtsausleger von der Werteunion los zu sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen