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die ortsbegehungSeeleute aller Länder, kommt in dieses Haus

Das Hotel der Seemannsmission in Hamburg-Altona ist eine Anlaufstelle für alle, die mit den Containerschiffen in den Hafen kommen. Hier können sie über ihre Probleme reden

Wo Kirche und Seefahrt zusammenkommen Illustration: Jeong Hwa Min

Aus Hamburg Luna Harms

Ein eiskalter Wind weht an der Elbe in Hamburg-Altona. Hier, nur wenige Schritte vom Fischmarkt entfernt, findet sich ein oft übersehener Ort, der doch für viele der im Hafen ankommenden Seeleute eine besondere Bedeutung hat: das Seemannshotel in der Großen Elbstraße. Das rote denkmalgeschützte Backsteinhaus wird eingerahmt von einer Kneipe und einem Bürogebäude. Rechts neben dem Eingang ist an der Wand ein großes eisernes Kruzifix angebracht. Zwei blaue Flaggen mit einem Kreuzanker signalisieren schon von Weitem, dass wir uns hier an einer Schnittstelle zwischen Kirche und Seefahrt befinden.

Der Eingangsbereich ist mit hellem Holz verkleidet, ein bisschen wie eine Jugendherberge, und strahlt eine ruhige Nüchternheit aus. Der Boden besteht aus schlichten Dielen und dunkelroten Keramikfliesen. Hier drinnen deutet nur noch ein kleines Schild mit einem Kreuz auf den kirchlichen Bezug hin, darüber hängen alte Schiffsglocken.

Ein großer bärtiger Mann, der mit seinen Tattoos und der Mütze aussieht wie das Klischee eines Seebären, kommt herein. Er ist der Diakon des Hauses, das von der Seemannsmission Altona e. V. betrieben wird. Er heißt Fiete Sturm.

Die Idee sei, erzählt er, Menschen, die zur See fahren, einen Schlafplatz zu bieten und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, ob sie nun schnelles Internet, eine SIM-Karte oder besonderes Essen brauchen oder einfach nur einen Rückzugsort, an dem man ihnen mit Verständnis begegnet.

Vom Eingangsbereich aus öffnet sich eine Tür in ein großes helles Treppenhaus, das hoch zu den Schlafräumen führt, die jeweils für zwei bis drei Personen eingerichtet sind. Die Zimmer mit Blick in den Garten sind bei den Seefahrenden beliebt. Man kann aber auch ein Zimmer mit Blick auf die Elbe bekommen. Das Hotel ist offen für alle, auch Touristen können hier Gäste sein.

Dolmetscher gefragt

Im Hotel der Seemannsmission Altona treffen viele Nationen aufeinander, Dolmetscher sind also gefragt. Der Mann an der Rezeption zum Beispiel kommt von den Philippinen wie viele der Gäste auch, die hier oft nur für ein paar Tage absteigen. Ein anderer, der hier schon seit Jahren arbeitet, ist Syrer.

Die Gäste kommen von den großen Containerschiffen, die im Hamburger Hafen liegen. In der industriellen Schifffahrt sind die meisten Seeleute Männer, die für mehrere Monate weit weg von zu Hause unter Deck arbeiten. Seefahrerinnen findet man auf Kreuzfahrtschiffen zwar immer öfter, doch auch dort sind sie noch eine Minderheit und arbeiten meist in der Gastronomie, im Housekeeping oder im Entertainment. Auch sie sind Gästinnen der Mission.

Wenn die Gäste Probleme an Bord haben, können ihnen die Mitarbeiter der Seemannsmission helfen. Sie nehmen Kontakt zu den Reedereien auf und zu den internationalen Gewerkschaften und statten den Schiffen Besuche ab. Sie haben das Recht, an Bord zu gehen. Oft wollen die Seeleute, wenn sie vielleicht auf einem italienischen Schiff dauernd Pasta vorgesetzt bekommen, was ihnen als Filipinos nicht schmeckt, nicht ihre Namen nennen. Dann gehen die Mitarbeiter der Seemannsmission hin und sagen, ihnen sei da was zu Ohren gekommen, ob man da nichts machen könne. Manchmal hilft das.

Während der Wochen auf See leiden viele der Männer, die auf den Containerschiffen arbeiten, an Einsamkeit, erzählen die Mitarbeiter der Seemannsmission. Wenn sie ins Hotel der Seemannsmission Altona kommen, bleiben sie darum nicht so gern auf ihren Zimmern sitzen. Viele gehen in die Aufenthaltsräume, in den Speisesaal oder in den Kneipenkeller. Am Tischkicker und am Billardtisch ist Betrieb, es herrscht eine ausgelassene Stimmung.

Nix wie hin

Die Besonderheit

Eine Hotel für Seefahrende aller Nationen und Konfes­sio­nen, betrieben von der Deutschen See­manns­mis­sion Hamburg-Altona. Ein Seemannsheim eher für Dauergäste befindet sich noch neben der Hauptkirche St. Michaelis nahe den Landungsbrücken. Und auf der anderen Elbseite, wo die Containerschiffe liegen, gibt es noch den „internationalen Seemannsclub“ Duckdalben.

Die Zielgruppe

Seefahrer und Sehfahrerinnen, wobei auch Landratten freie Zimmer anfragen können, um aus der kompromisslosen Zimmerkajüte ein paar Schiffe zu sehen. Mittag- und Abendessen gibt es in der Mission allerdings nur für Seefahrende.

Hindernisse auf dem Weg

Das Kopfsteinpflaster auf der Straße zur Seemannsmission ist ganz schön holprig, da kommt man schnell ins Stolpern.

Flauschiger Icebreaker

Ansonsten aber ist es an diesem Tag in dem Haus leise und ruhig. In dem schicken, renovierten Speisesaal kann man bei einem Kaffee die vorbeiziehenden Schiffe beobachten. Die einzige Unruhe verbreitet der kleine Hund des Diakons. Fast allen im Raum entlockt der Hund ein friedliches Lächeln. Mit dem kleinen flauschigen Icebreaker kommt der Diakon an jeden und jede heran, der oder die gerne reden möchte.

Dabei will, wer im Hafen ankommt und in das Hotel der Seemannsmission kommt, gar nicht unbedingt gleich über seine Sorgen und Ängste reden. Eine belanglose Unterhaltung ist viel eher das, was die Seeleute brauchen. Die einfache Frage „Wie heißt du?“ etwa hat schon eine wohltuende Wirkung, denn wer zuvor monatelang mit seiner Funktion als „Kapitän“, „Bootsmann“ oder „Technischer Offizier“ angesprochen wurde, kann jetzt einfach seinen Namen nennen. Und hat so die Chance, wenigstens ein bisschen an Land anzukommen.

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