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Protestwelle gegen rechts„Jetzt ist ein Damm gebrochen“

Der Bewegungsforscher Dieter Rucht geht davon aus, dass sich der Protest gegen rechts fortsetzen kann. Dass er der AfD schadet, glaubt er aber nicht.

Massendemonstartionen gegen Rechts: Auch der Römerberg in Frankfurt/Main war überfüllt Foto: Andreas Arnold/dpa
Konrad Litschko
Interview von Konrad Litschko

taz: Herr Rucht, wir sehen derzeit bundesweit Hunderttausende Menschen, die gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße gehen. Wie kommt das so plötzlich?

Dieter Rucht: Diese Wucht überrascht mich auch. Ich hatte schon vor längerer Zeit prognostiziert, dass sich gegen den Aufstieg der Rechtsextremen zivilgesellschaftlich etwas zusammenbrauen wird. Aber ich hatte eher mit einem langsamen Anstieg gerechnet, nicht mit dieser abrupten Welle. Mit dem jetzigen Anlass, dem Bericht über ein Geheimtreffen von AfD und anderen Rechtsextremen, ist das eigentlich nicht zu erklären.

Im Interview: Dieter Rucht

Dieter Rucht, Jahrgang 1946, überblickt als Bewegungs­forscher schon jahrzehntelang politische Proteste. Der Soziologe arbeitete am Wissenschaftszentrum Berlin und als Professor an der Freien Universität Berlin.

Correctiv berichtete , dass auf dem Treffen Pläne über millionenfache Vertreibungen besprochen wurden. Das hat offenbar viele aufgeschreckt.

Ja, das habe ich auch im persönlichen Umfeld so erlebt. Aber solche Treffen hat es ja schon früher gegeben. Diesmal aber wurde es medial sehr prominent aufgegriffen, und viele Leute haben gesagt, wenn sich jetzt Mitmenschen schon fragen, ob sie auswandern müssen, dann ist der Punkt erreicht, an dem ich aktiv werde. Es gibt eine neue Qualität der Wahrnehmung über die Gefahren, die dieser Gesellschaft drohen. Es hat sich etwas angestaut, was bisher keine Ausdrucksform gefunden hat. Viele Leute waren beunruhigt über den Rechtsruck, aber wussten nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Jetzt ist ein Damm gebrochen.

Wo finden Demos gegen rechts statt?

Donnerstag, 25. Januar

Friedrichshafen, Bahnhof, 14 Uhr

Hagen, Friedrich-Ebert-Platz, 18 Uhr

Kempten, Hildegardplatz (vorauss.), 18 Uhr

Mönchengladbach, Sonnenhausplatz, 18 Uhr

Mühlhausen, Obermarkt, 18 Uhr

Rostock, Neuer Markt, 17 Uhr

Siegen, Bismarckplatz, 17.30 Uhr

Weidenau, Bismarckplatz, 17.30 Uhr

Wiesbaden, Hauptbahnhof, 18 Uhr

Freitag, 26. Januar

Bad Säckingen, Münsterplatz, 17 Uhr

Delbrück, Alter Markt, 17 Uhr

Dorsten, Marktplatz, 17.30 Uhr

Eppingen, Marktplatz, 18 Uhr

Ettlingen-Oberweier, Ufgaustraße, 17.30 Uhr

Frankfurt am Main, Roßmarkt, 17 Uhr

Fürth, Grüner Markt, 17 Uhr

Helmstedt, Markt, 16 Uhr

Herford, Rathaus, 18 Uhr

Herne, Europaplatz, 17 Uhr

Hückeswagen, Bahnhofsplatz, 17 Uhr

Ingelheim, Fridtjof-Nansen-Platz, 17.30 Uhr

Königswinter, Rathausplatz Altstadt, 16 Uhr

Mosbach, Bahnhof, 18 Uhr

Neuruppin, Schulplatz, 17 Uhr

Neustadt am Rübenberge, Marktplatz, 16 Uhr

Neustadt in Holstein, Marktplatz, 17 Uhr

Nordhorn, Bahnhof, 17.30 Uhr

Oberursel, Marktplatz, 18 Uhr

Puderbach, Dorfgemeinschaftshaus, 17.30 Uhr

Reutlingen, Marktplatz, 17 Uhr

Rüsselsheim am Main, Bahnhofsplatz, 17 Uhr

Saalfeld, Markt, 16 Uhr

Saarbrücken, Landwehrplatz, 17.30 Uhr

Stadthagen, Marktplatz, 15 Uhr

Uelzen, Herzogenplatz

Unna, Rathausplatz, 16.30 Uhr

Wülfrath, Heumarkt, 16 Uhr

Samstag, 27. Januar

Aachen, Hauptbahnhof, 13 Uhr

Aichach, Stadtplatz, 16 Uhr

Aschaffenburg, Theaterplatz, 16 Uhr

Bad Breisig, Kurpar, 11 Uhr

Bad Honnef, Marktplatz, 18 Uhr

Bargteheide, Rathaus, 11.30 Uhr

Bautzen, Hauptmarkt, 14 Uhr

Berlin-Pankow, Ehemaliges jüdisches Waisenhaus, 18 Uhr

Biberach an der Riss, Marktplatz, 15.00 Uhr

Bingen, Bürgermeister-Neff-Platz, 12 Uhr

Bitburg, Bedaplatz, 14 Uhr

Böblingen, Elbenplatz, 15 Uhr

Borken, Marktplatz, 14 Uhr

Borkheide, Marktplatz, 16 Uhr

Brandenburg an der Havel, Nicolaiplatz, 13 Uhr

Buchholz (Nordheide), Peets Hoff, 13 Uhr

Bünde, Tönnies Wellensiek Platz, 12 Uhr

Cloppenburg, Platze an der Roten Schule, 14 Uhr

Cuxhaven, Ritzebüttler Marktplatz, 12 Uhr

Datteln, Neumarkt, 12 Uhr

Dillingen an der Donau, Schlossplatz, 13.30 Uhr

Dinslaken, Neutorplatz, 16 Uhr

Döbeln, Obermarkt, 14 Uhr

Dornstetten, Marktplatz, 14 Uhr

Düren, Kaiserplatz, 12 Uhr

Düsseldorf, DGB-Haus, 12 Uhr

Eichwalde, Marktplatz, 16 Uhr

Eisenach, Markt, 13 Uhr

Elmshorn, Alter Markt, 11.55 Uhr

Emden, Rathausplatz, 13 Uhr

Erftstadt, Marktplatz Lechenich, 14 Uhr

Eschwege, Marktplatz, 11 Uhr

Eschweiler, Dreieinigkeitskirche, 10 Uhr

Frankenthal, Rathausplatz, 12 Uhr

Frankfurt (Oder), Bahnhof, 13 Uhr

Füssen, Stadtbrunnen, 14.30 Uhr

Gelsenkirchen, Heinrich König Platz, 17 Uhr und Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, 17.30

Gera, Marktplatz, 15 Uhr

Göppingen, Schlossplatz, 12.30 Uhr

Goslar, Marktplatz, 12 Uhr

Gummersbach, Lindenplatz, 11 Uhr

Haltern am See, Marktplatz, 18 Uhr

Hamburg, Schatzmeisterstraße, 13 Uhr

Hankensbüttel, Mahnmal, Steimker Straße, 17 Uhr

Heide, Südermarkt, 10 Uhr

Heidenheim, Hauptstr. Elmar Doch Haus, 10 Uhr

Heilbad Heiligenstadt, Friedensplatz, 15.30 Uhr

Herten, Otto-Wels-Platz, 13 Uhr

Herzberg Elster, Markt 1, 15 Uhr

Hildesheim, Marktplatz, 15.30 Uhr

Hof, Kugelbrunnen, 16 Uhr

Hofheim, Kelereiplatz, 10 Uhr

Holzminden, Marktplatz, 11.55 Uhr

Husum/Nordfriesland, Kreishaus, 13 Uhr

Idar-Oberstein, Marktplatz Oberstein, 17 Uhr

Idstein, König Adolf Platz = Vor dem Rathaus, 13 Uhr

Ingolstadt, Xaver Mayer – Haus der Mode / Fußgängerzone 11 Uhr

Kaiserslautern, Stiftskirche, 11 Uhr

Kamen auf dem Alten Markt, 11 Uhr

Kirchheim unter Teck, Marktplatz, 12.30 Uhr

Kitzingen, Marktplatz, 16 Uhr

Köln, Roncalliplatz, 14 Uhr

Landsberg am Lech, Georg-Hellmair-Platz, 12.30 Uhr

Lindau, Bismarckplatz, 10.45 Uhr

Lörrach, Rathausplatz, 12 Uhr

Lübeck, Altstadt, 13 Uhr

Mannheim, Alter Messplatz, 16 Uhr

Marienthal, Schatzmeisterstr. 43, 13 Uhr

Marl, Rathausplatz, 15 Uhr

Memmingen, Marktplatz, 16 Uhr

Menden, Rathausplatz, 10.30 Uhr

Michelstadt, Rathausplatz, 11.30 Uhr

Moers, Synagogenbogen, 11 Uhr

Müllheim im Markgräflerland, Markgräfler Platz, 11 Uhr

Neukirchen-Vluyn, Vluyner Platz, 14 Uhr

Neumarkt i.d.Opf., Rathaus, 11 Uhr

Neuruppin, Rosengarten/OdF-Denkmal, 16 Uhr

Neustadt an der Weinstraße, Marktplatz, 15 Uhr

Oelde, Marktplatz, 16 Uhr

Öhringen, Marktplatz, 14.30 Uhr

Oranienburg, Bahnhof, 13 Uhr

Osnabrück, Marktplatz/Rathaus, 10.30 Uhr und Theater Osnabrück, 16 Uhr

Papenburg, St. Antonius Kirche, 14 Uhr

Passau, Klostergarten, 14 Uhr

Plauen, Altmarkt, 13 Uhr

Ravensburg, Bahnhof, 14.30

Rendsburg, Schloßplatz, 11.30 Uhr

Rösrath, Bahnhof, 11 Uhr

Sangerhausen, Marktplatz Sangerhausen, 14 Uhr

Schwäbisch Hall, Marktplatz, 12 Uhr

Schweinfurt, Marktplatz, 11.55 Uhr

Schwentinental, Haus der Kirche zum Rathaus, 10 Uhr

Schwerte, Postplatz, 11 bis 18 Uhr

Singen, Vesperkirche (Lutherkirche), 10 Uhr

Straubing, Ludwigsplatz, 14.30 Uhr

Stuttgart, Schlossplatz, 15 Uhr

Traunstein, Bahnhofsplatz, 14 Uhr

Trier, Hauptmarkt, 15 Uhr

Troisdorf, Kölner Platz, 15 Uhr

Tübingen, Marktplatz, 14 Uhr

Uslar, Am Rathaus, 13 Uhr

Villingen-Schwenningen, Latschariplatz, 12 Uhr

Waltrop, Rathaus, 15 Uhr

Wehrheim, Wehrheimer Mitte, 13.30 Uhr

Weißwasser/Oberlausitz, Marktplatz, 10 Uhr

Wermelskirchen, Rathausplatz, 16 Uhr

Wismar, Bahnhof, 12 Uhr

Wittenberg (Lutherstadt), Marktplatz, 16 Uhr

Wittstock, Marktplatz, 15 Uhr

Wohld-Schandelah, Gedenkstätte, 12 Uhr

Worms, Otto-Wels-Platz, 11 Uhr

Xanten, Marktplatz, 12 Uhr

Zossen, Dreifaltichkeitskirche, 17 Uhr

Zweibrücken, Hallplatz, 12 Uhr

Zwiesel, Stadtplatz Regen, 14.30 Uhr

Sonntag, 28. Januar

Ahrweiler, Bahnhof, 14 Uhr

Bernkastel-Kues, Forumsplatz Kues, 11 Uhr

Bremerhaven, Theodor-Heuss-Platz, 15 Uhr

Boppard, Rheinallee, am Musikpavillon, 11 Uhr

Cochem, Endertplatz, 15 Uhr

Demmin, Markt, 14 Uhr

Dülmen, Marktplatz, 15 Uhr

Heppenheim, Landratsamt/Parkanlage, 15 Uhr

Konz, Marktplatz, 11.45 Uhr

Lindenberg, Stadtplatz, 14 Uhr

Müllheim, Platz vor dem Jüdischen Friedhof, 15 Uhr

Neuss, Münsterplatz, 14 Uhr

Neuwied, Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasium, 17 Uhr

Nordhausen, Rathausplatz, 17 Uhr

Trier, Porta Nigra, 14 Uhr

Wittlich, 14 Uhr

Montag, 29. Januar

Viersen, 10.30

Wiesdorf, Vor dem Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz, 19 Uhr

Dienstag, 30. Januar

Bad Kreuznach, Kornmarkt, 17 Uhr

Bielefeld, auf dem Jahnplatz, 18 Uhr

Donnerstag, 1. Februar

Hachenburg, Alter Markt, 18 Uhr

Freitag, 2. Februar

Brilon auf dem Marktplatz, 17 Uhr

Neheim, 16.30 Uhr

Simmern/Hunsrück, Hunsrückhalle, 17 Uhr

Viersen, Remigiusplatz, 16 Uhr

Samstag, 3. Februar

Augsburg, Rathausplatz, 14 Uhr

Berlin, Bundestag, 13 Uhr

Kempten, Forum Allgäu, 14 Uhr

Krefeld, Platz der Wiedervereinigung, 14 Uhr

Lörrach, Fabric Areal, 11 Uhr

Ludwigshafen, Berliner Platz, 14 Uhr

Neuwied, Luisenplatz, 11 Uhr

Nürnberg, Kornmarkt Nürnberg, 16 Uhr

6. Februar

Deggendorf, Oberer Stadtplatz, 18 Uhr

24. Februar

Stuttgart

Diese Liste wird nicht mehr aktualisiert. Neuer Ort: https://taz.de/Potsdamer-Radikalen-Treffen/!5986542

Termin-Hinweise bitte an: demohinweise ät taz.de

Nicht nur in Großstädten, auch in der Provinz wird nun gegen die AfD protestiert.

Das ist schon ungewöhnlich und inzwischen eine Art Selbstläufereffekt. Viele wollen jetzt auch im eigenen Ort ein Zeichen setzen. Das Bemerkenswerte ist auch die Vielfalt der Gruppen, die das gerade organisieren. Das kommt ja wirklich bürgerschaftlich von unten, nicht langfristig von Großorganisationen geplant. Ein generalisiertes Aufwachen.

Gibt es eine gemeinsame Botschaft, die alle Proteste verbindet?

Ja: Dass es mit der Radikalisierung der Rechtsextremen so nicht weitergehen darf. Und auch die Sorge, dass die Demokratie selbst inzwischen in Gefahr ist.

Einige fordern jetzt ein noch breiteres Aufstehen der Zivilgesellschaft, andere ein AfD-Verbot. Braucht es noch konkretere Ziele?

Nicht unbedingt. Ich glaube nicht, dass sich auf der Ebene der Gesetzgebung oder Justiz jetzt viele Hebel bewegen lassen. Der zentrale Effekt ist die Aktivierung der Zivilgesellschaft in der Fläche. Und das kann durchaus nachhaltig sein.

Inwiefern?

Wir werden vermutlich keine sich immer weiter steigernde Protestwelle erleben. Demnächst wollen die Protestierenden noch einmal eine Menschenkette um den Bundestag ziehen, das dürfte noch mal größer werden. Danach aber dürfte es Abflauen oder Innehalten geben. Aber es besteht eine gute Chance, dass sich der Protest immer wieder neue Angelpunkte suchen wird, dass er sich an kleineren Anlässen wieder entzündet, wenn sich etwa die AfD oder andere rechtsextreme Gruppen bei den Wahlkämpfen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg versammeln.

Wird das der AfD am Ende bei den Wahlen schaden?

Das glaube ich nicht. Denn die Proteste sorgen jetzt erst mal nur für klarere Verhältnisse, wer wo steht. Aber sie sorgen bisher ja nicht dafür, dass AfD-Anhänger abspringen. Im Gegenteil dürften diese jetzt enger zusammenrücken und noch entschlossener agieren. Beide Lager profilieren sich, ohne dass sich die Gewichte verschieben.

Schon in der Vergangenheit gab es Lichterketten und einen Aufstand der Anständigen gegen Rechtsextremismus. Ist das jetzt ein Revival oder gibt es Unterschiede?

Beides. Auch die Lichterketten nach den rassistischen Anschlägen in den neunziger Jahren waren spontan von Bürgerinnen von unten organisiert, ohne große Vorbereitungszeit. Damals aber ging es um den Schutz einer gefährdeten Gruppe, der Migranten. Heute geht es um den Schutz der Demokratie insgesamt. Für die Protestierenden geht es damit auch um Selbstschutz. Beide Motive haben ihr Gutes und mich persönlich beruhigt es, dass da jetzt eine Entwicklung in Gang kommt.

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9 Kommentare

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  • Es wird insofern helfen, als das es Parteien wie der CDU, FDP und der von Sarah Wagenknecht nun gesellschaftlich deutlich schwerer gemacht wird, nach den Landtagswahlen im Osten mit der AFD zu koalieren. Da reicht mir schon…

  • Ohne die Besteuerung der reichen und superreichen Finanziere und Unterstützer:innen der faschistischen und antidemokratischen Parteien und Organisation ist es sicher schwer diese wirkungsvoll Aufzuhalten.



    Prominentes Lehrbespiel dieser Dynamik ist die Steuersenkungen der Republikaner für Superreiche 2018 später gefolgt von der Übernahme des größte Nachrichten und Propagandamonopols- der Welt für 44 Millarden Dollar durch Elon Musk, der gleich Tür und Tor für antidemokratische Propaganda und Hassreden aufmacht und deutsche Wählerinnen offen empfielt demokratiefeindliche Parteien zu unterstützen.



    "Tax The Rich" ist daher sicher der effizienteste Weg um faschistische Parteien zurückzudrängen.

    Aber mit vielen Mensche die zusammenhalten klappt es auch so.

    www.fr.de/politik/...esst-92552088.html

  • Wenn das Bewusstsein erhalten werden soll, muss diesmal mehr daraus werden. Etwa eine Art von »Bürgertischen«, also Gruppen der unterschiedlichsten Menschen, die gegen diese Strömung, die nun schon seit Jahrzehnten deutlich ist, endlich etwas zu unternehmen. Man könnte vielleicht mit den Volkshochschulen gemeinsam eine Art Bildungsreihe daraus machen, weil ja auch das mangelnde Wissen über EU, Russland, das politische System der BRD zu dem Problem beigetragen haben. Wenn ich an meine Zeit als Schüler auf dem 2. Bildungsweg zurückdenke, kann ich nicht behaupten, dass in der BRD der Wissensstand so beschaffen ist, dass viele Menschen erfolgreich gegen rechtsradikale Manipulationen argumentieren können. Daran sollte sich endlich etwas ändern!

    • @Reinhard Kück:

      Und wie wäre es mit Folgendem:

      Ausgangspunkt:



      Die Mehrheit der Deutschen hält KEINE der größeren Parteien für fähig, die anstehenden politischen Probleme zu lösen.



      Und das ist seit vielen Jahren so.

      Auch die Wahlbeteiligung ist ab 1990 eingebrochen (mit einer einzigen Ausnahme bei der Abwahl von Kohl 1998). Nicht viel in absoluten Zahlen, aber immerhin 10-15% machen mittlerweile für jede Partei außer der CDU schon eine Menge aus.

      Manche Staaten erlauben bei Wahlen write-in candidates ("Wunschkandidaten").

      Man könnte so etwas auch in Deutschland erlauben, und zwar so, dass diese Stimmen - die ja in der Regel nicht in einem Mandat resultieren - gesammelt werden. Und dass soundsoviele Mandate - entsprechend dem Nichtwähler*innen-Anteil bei der jeweiligen Wahl - unter diesen gesammelten write-in-Stimmen ausgelost werden (so wie bei den Klima-Bürgerräten).

      Mandate mit vollen Abgeordnetenrechten, nur ohne Fraktionszugehörigkeit.

      Damit würde die demokratische Repräsentation all derjenigen wiederhergestellt, die sich von keiner der zur Wahl stehenden Parteien (oder zumindest bei keiner, die auf 5%+ kommt) repräsentiert sehen.

      Denn dieses Repräsentationsdefizit beim Volk ist mittlerweile auf ein Maß angewachsen, das "Retortenparteien" wie AfD, BSW, WU einen glatten Durchmarsch erlaubt:

      Nehmen wir mal die 2019er Landtagswahl in Sachsen.

      CDU 32,1%, AfD 27,5%? ALS OB!

      Diese rechnerische 59,5%-Mehrheit für CDU-AfD-Kooperationen repräsentiert NICHT die Mehrheit der Sächs*innen!

      Nimmt man als Bezugsgrundlage alle Wahlberechtigten statt der gültigen Stimmen, ergibt sich nämlich:



      CDU 21,3%



      AfD 18,3%

      "KEINE der zur Wahl stehenden Parteien" wählten hingegen satte 33,5%!

      Die stärkste "Fraktion" ist also von der politische Repräsentation KOMPLETT AUSGESCHLOSSEN!

      Nun kann man sagen "selber schuld" - aber das würde bedeuten, dass es einen (moralischen) ZWANG gäbe, sich mit einer der zugelassenen Parteien zu identifizieren.



      Aber demokratisch ist, auch "Nein." sagen zu können!

    • @Reinhard Kück:

      Es haben sich so viele Menschen beteiligt, von denen nicht alle einfach wieder zur Tagesordnung übergehen werden. Da wird etwas hängen bleiben in langfristigem Engagemnt.



      Das größere Problem ist, wie man gegen den populistischen bis manipulativ-menschenverachtenden AfD-Sprech ankommt. Da gegen es ja nicht um Sachpolitik oder politische Gestaltung, sondern darum möglichst viele diffus Unzufriedene, die nach schlichten Lösungen suchen, einzufangen zum eigenen Machtgewinn.



      Wie erreicht man die?

  • Starke Bürger und schwache Regierung



    Schlimm genug, dass die AfDoofe überhaupt so groß werden konnte.



    Gut, dass die Bürger endli8ch aufstehen und sich dem entgegen stellen.



    Schlecht, dass wir eine derart zerstrittene Ampel haben, welche gerade wirklich keine Hilfe im Kampf gegen die AfDummheit ist.



    Und schlecht, dass wir einen Merz haben, der mal auf bürgerliche Mitte macht, und dann wieder einen populistischen Müll raus haut.



    Geschlossene Bürger und eine geschlossene Regierung, eine Opposition die zum Thema extrem Rechts auch hinter der Regierung steht und die AfD hätte ein echtes Problem.



    So aber braucht sie nur warten, bis wieder ein paar frustrierte Wähler den 'Fehler machen und auf das Ufer der Alternative für Dumme zu wechseln.

    • @Rudi Hamm:

      Der Merzhase macht nur das, was er in den letzten fünf Jahrzehnten gelernt hat, nämlich politische Gegner als Oberdeppen hinzustellen, um selbst gut dazustehen. Macht übrigens nicht nur er sondern viele andere Berufspolitiker tun dies ebenfalls. Da muss man schon sehr kreativ sein, um überhaupt noch irgendwo punkten zu können. Und im Hintergrund wird wirtschaftsliberale Politik gemacht, ohne Rücksicht auf Verluste.

      • @hechtmaus:

        Das Prinzip "zieh die anderen runter, damit ich zwar nicht absolut aber relativ oben stehe" hat Merkel etabliert, und die AfD hat es perfektioniert.



        In der "Bonner Republik" ging das wegen des Lagerdenkens nicht, und Schröder war zu arglos für so einen Ansatz. Erst mit der Etablierung von "Maß und Mitte" als ultimativem Totschlagsargument - als sich ein diffuses Gemisch von linksbürgerlich bis protofaschistisch unter der Leerfloskel der "Mitte" versammelte - wurde so etwas möglich.

        Die Wurzeln der AfD liegen in den Jahren 2012-2018. Ganz genau so wie die Grundlage für Hitlers "Machtergreifung" nicht erst 1930-32 gelegt wurde, sondern bereits 1926-29.

        In diesen Jahren gelang es der AfD respektive NSDAP nämlich, sich als fester Bestandteil des "demokratischen Parteienspektrums" weniger in den Parlamenten als in den Köpfen der Masse der Bevölkerung zu verankern.

        Als sie begannen, eine reale Bedrohung nicht mehr nur für die Opfer von Schlägertrupps sondern für ganze Bevölkerungsteile darzustellen, waren sie schon zu fest als "normale" Partei etabliert: auch wenn die NSDAP ihre Demokratieverachtung kaum je verheimlichte, wurde sie von allen außer der KPD (und ganz zum Schluß der SPD) doch wie eine demokratische Partei *behandelt*!

        Und genauso - nur mit viel mehr Talkshows - wurde die AfD in der Wahrnehmung der Masse der Bevölkerung als "demokratische Partei" normalisiert, und die, die ahnten, was da kommt, als Antidemokraten diffamiert.

        Und es ist egal, wie krampfhaft die Union das wegzulügen versucht: die AfD ist Fleisch von ihrem Fleische, und wurde von Unionspolitikern in voller Absicht hochgepäppelt.



        Daran ändert auch nichts, dass der wichtigste dieser Politiker demnächst aus der CDU geschmissen wird - dass er 6 Jahre lang seine schützende Hand über NSU und AfD gehalten hat, war weder für Merz noch für Merkel ein hinreichender Grund für einen Parteiausschluss!

        • @Ajuga:

          Also ich würde sagen, das Ende des Lagerdenkens begann mit dem Auftauchen der Grünen. Das war in den 70er Jahren. Die ganzen Vereinigungen, aus denen später die Grünen entstanden, bestanden damals aus einem breiten Spektrum politischer und sozialer Bewegungen. Das war für manchen schon 'ne große Herausforderung, mit deren Herangehensweise klarzukommen. Auch äußerlich traten sie unkonventionell auf.