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Förderstopp für E-AutosUmweltbonus ist Geschichte

Das Wirtschaftsministerium hat am Wochenende die Förderung von Elektroautos beendet. Setzen sie sich auch unter Marktbedingungen durch?

So dick, dass er nicht mal aufs Bild passt: Der ID4 von VW Foto: imago

Freiburg taz | Es musste wohl ratzfatz gehen: Per Pressemitteilung verkündete das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) am Samstagvormittag das Ende der Kaufprämie für Elektroautos. Gelten sollte es binnen 37 Stunden, also bereits mit dem Ablauf des Sonntags.

Man habe „im Zuge der Verhandlungen zum Klima- und Transformationsfonds (KTF)“ am vergangenen Mittwoch beschlossen, die „Förderung durch den Umweltbonus zeitnah zu beenden“, erklärte das Ministerium. Dass mit der Formulierung „zeitnah“ nicht Ende des Jahres gemeint war, sondern schon Ende der noch laufenden Woche, kam dann doch überraschend.

Bereits zugesagte Förderungen seien von der Änderung nicht betroffen und würden ausgezahlt, versicherte das BMWK zugleich. Vorliegende Anträge, die bis einschließlich Sonntag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingingen, würden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet und – sofern sie die Fördervoraussetzungen erfüllten – bewilligt.

Damit wird jetzt ein Konzept gestoppt, das von Anfang an hochumstritten war. Oft war im Zusammenhang mit der Kaufprämie für E-Autos von Mitnahmeeffekten die Rede, oft zugunsten gut situierter Käufer, die eine Unterstützung gar nicht nötig hatten. Ende August endete daher bereits die Förderung von Dienstwagen, die zeitweise bis zu zwei Drittel der geförderten Neuzulassungen von Elektroautos ausgemacht hatten.

Bislang 10 Milliarden Förderung

Für private Fahrzeughalter gab es zuletzt noch bis zu 4.500 Euro beim Kauf eines Neuwagens. Abgemacht war aber bereits, dass dieser Betrag 2024 weiter sinken sollte, um schließlich ganz auszulaufen. Dem kam das Ministerium angesichts der Haushaltskrise nun zuvor: Knall auf Fall beendete es das Programm nun – man wollte offenbar nicht im letzten Moment noch eine Antragswelle provozieren.

Das BMWK bilanzierte bei dieser Gelegenheit: Seit 2016 seien etwa 10 Milliarden Euro im Rahmen des Umweltbonus für rund 2,1 Millionen Elektrofahrzeuge ausgezahlt worden. Nach einem verhaltenen Start des Programms war der Anteil der rein batterieelektrisch betriebenen Fahrzeuge an den Zulassungszahlen deutlich angestiegen: von 6,7 Prozent 2020 auf 13,6 Prozent 2021 und zuletzt 17,7 Prozent im Jahr 2022.

Zuletzt stagnierte dann der Anteil der Stromer: In den ersten elf Monaten dieses Jahres verharrte der E-Auto-Markt bei 18 Prozent der Neuzulassungen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, welche Marktanteile Elektrofahrzeuge aus eigener Kraft erreichen können.

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11 Kommentare

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  • Ich denke, dass es am Ende eine Regelung geben wird, dass alle in diesem Jahr zugelassenen Fahrzeuge auch noch die volle Fördersumme bekommen.

    Der ID 3 auf dem Bild ist nach Auslaufen des E-up der zur Zeit kleinste Stromer von VW. Er hat ungefähr Golfgröße und als Familienkutsche muss er schon so groß sein.



    Als Negativbeispiel für den auch durch die nicht zielgerichtete Förderung mit bewirkten übermäßigen Größen- und Gewichtsschub bei den E-Autos ist der ID 3 kein gutes Illustrationsbeispiel.

    Ich schließe mich somit @Felix001 weiter unten an.

    • @Waage69:

      So, jetzt ist das Bild vom ID 4 auch mit ID 4 beschriftet: danke für die Korrektur!

  • Mit dieser Aktion verhält sich die Bundesregierung wie eine archaische Familie, die praktisch über Nacht entscheidet, zuvor eingeführte Maßnahmen abrupt zu beenden. Dies wirkt willkürlich. Wie kann der Bürger sich künftig auf die Regierung verlassen? Wenn jemand im September ein E-Auto bestellt hat, um die dafür vorgesehene Prämie zu erhalten, muss er nun das ohne diese Prämie sehr teure Auto kaufen. Jeden Morgen wird er sich beim Einsteigen in sein Fahrzeug ärgern. Ist das eine verlässliche Politik? Nein!

  • Wer die Umwelt schonen will kauft ein Elektroauto. Wer sie noch mehr schonen will, kauft gleich zwei. Oder noch mehr?



    Gut, dass dieser Unsinn aufhört. Es wäre gescheiter gewesen, Leute dafür zu belohnen, dass sie ihre Verbrenner abschaffen.



    Und für die Leute, die altersbedingt noch kein Auto mit Verbrennungsmotor haben können, hätte sich auch noch eine Lösung finden lassen.

  • Um die EInführung der elektrogetriebenen Autos braucht man sich wohl keine großen Sorgen zu machen, die wird durch den Wegfall der Förderung eher wenig behindert; es gibt mittlerweile ausreichend E-Autos im Verkehr, sodass sich die Kenntnis von deren Vorteilen sicher herumspricht, zumal das Jahr 2035 mit dem Ende der Verbrenner schon recht nahe ist.



    Allerdings macht es Sinn, die Förderung zu beenden, die von Anfang an zu großen Teilen fehlgeleitet war, die nicht nur sinnvolle Klein- und Kompaktwagen, sondern gerade auch den absurden Monsterautos zugutekam.

  • Letztendlich ist es richtig, die Subventionen abzuschaffen. Ein nicht unerheblicher Anteil der E Fahrzeuge war eine zusätzliche Dienstwagen Subvention. Auch diese gehört schon längst abgeschafft. Dennoch ist die Nacht und Nebel Aktion kontraproduktiv im Sinne der Akzeptanz der Maßnahme. So wird das Vertrauen in die Verlässlichkeit staatlicher Zusagen jedweder Art, auch der sinnvollen, untergraben. Nach dem Heizungschaos der zweite handwerkliche Fehler

  • Das ist ein Booster für die Umwelthilfe und andere Abmahnvereine, bei denen morgen die Griffel glühen. Denn es wird ja online noch Tausende von Angeboten geben, die mit dem Umweltbonus werben.



    Dass mit dem Mitnahmeeffekt stimmt natürlich nur zum Teil und hätte ja bei vorhandenem politischen Willen auch anders gelöst werden können. Mein Elektroauto hätte ich jedenfalls ohne die damalige Förderung von 9.000 € nicht kaufen können.

  • Ein kleiner Hinweis zu einem Fehler, der sich in der Fotounterschrift eingeschlichen hat:



    Das Auto auf dem Bild ist der ID.4, dieser ist auch der SUV. Der ID.3 ist das kleinere Modell und ist ein Kompaktklassewagen.

  • "Bislang 10 Milliarden Förderung"



    Tja, die 10 Milliarden sind weg. Wie viele Schulklos hätte man damit reparieren können? Oder, falls das wg. Föderalismus auf rechtliche Schwierigkeiten stößt, wieviel Kilometer Bahnstrecke hätte man sanieren können?



    Draufgegangen bei dem Bestreben, CO2-Emissionen nicht etwa zu vermeiden, sondern sie 1:1 aus dem Verkehrs- in den Stromsektor zu verschieben...

    • @sollndas:

      Ach Sollndas,

      ich weiß nicht, welch komischen Feldzug Du im Namen der Verbrenner führst. Ich habe Dir das doch schon ein paar mal vorgerechnet:

      Ein normaler BEV kommt selbst als SUV mit weniger als 20kWh auf 100km aus. Das entspricht der Energiemenge, die in 2l Diesel enthalten ist. Lass ein ausgesprochen ineffizientes BEV auf 30kWh kommen. Selbst der beste Verbrenner braucht vorneweg das Doppelte - und es gibt weitaus schlechtere, die heute noch neu in Umlauf gebracht werden.

      Dazu kommt, dass auch, wenn das BEV nicht an der heimischen PV Anlage, sondern aus dem deutschen Strommix beladen wird, ein regenerativer Anteil von heute schon über 50%. Das BEV kommt wird also heute im schlimmsten Fall mit dem Pendant von 1,5l Diesel auf 100km beladen und wird mit zunehmender Verbesserung des Strommixes umweltfreundlicher. Wir sind also weit weg von "1:1".

      Wer heute dagegen einen neuen Stinker kauft, hat einen in Verkehr gebracht, der auch in 10 Jahren noch den Klimawandel vorantreiben wird.

      Verbrenner verhalten sich zu BEV wie Glühbirnen zu LED.

      • @Karl Schmidt:

        Ach Herr Schmidt,



        die Realität ist doch so: Der Strom für Ihr E-Auto muss doch erst einmal gemacht werden, mit einem durchschnittlichen Kraftwerkwirkungsgrad von ca. 40 % (Übertragungs- Umwandlungs- und Speicherverluste mit eingerechnet). Wenn Sie ihr E-Auto an die Nabelschnur hängen, scheint die Sonne deswegen nicht heller, und auch der Wind weht nicht stärker. In der Lausitz wird eine Schippe Kohle mehr aufgelegt, und der Strommix verschlechtert sich für ALLE Verbraucher um genau jenen Strommenge, die ihr BEV zieht: Es fährt mit "fossilem" Strom. Daran ändert auch die PV-Anlage auf Ihrem Dach nichts, Sie könnten den Strom ja ins Netz einspeisen und dadurch "fossilen" Strom aus Kühlschrank und Kaffeemaschine Ihres Nachbarn verdrängen und damit CO2 in der Lausitz vermeiden.



        Wenn ich heute einen neuen Verbrenner kaufe, habe ich erst mal einen CO2-Vorsprung von 90.000 km [1], bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 10.000 km also von vollen neun Jahren. Wenn ich den gesparten Differenzbetrag z.B. in eine Windparkbeteiligung oder in eine PV-Anlage auf dem Dach stecke, spare ich im Stromsektor mehr CO2 ein, als der Verbrenner im Verkehrssektor jemals rausblasen kann, und ich fahre Zeit des Autolebens CO2-ärmer als mit dem BEV.



        Was ich da als privates Beispiel angeführt habe, gilt natürlich auch für eine ganze Volkswirtschaft: Geld, das ich in E-Autos reingesteckt habe, kann ich nicht mehr für den Ausbau der Erneuerbaren (oder für Schulklos) ausgeben.



        [1] taz.de/Studie-zur-Oekobilanz/!5976000