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Sexuelle Gewalt gegen FrauenSchluss mit toxischer Männlichkeit

Marie Frank
Kommentar von Marie Frank

Zwei bis drei Frauen werden pro Tag in Berlin vergewaltigt, wie aus einer Antwort des Senats hervorgeht. Höchste Zeit, endlich dagegen vorzugehen.

Sexuelle Übergriffe gegen Frauen finden meist in den eigenen vier Wänden statt Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

E s sind schockierende Zahlen: Jeden Tag werden in Berlin im Schnitt zwischen zwei und drei Frauen beziehungsweise Mädchen vergewaltigt. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Bahar Haghanipour hervor, die der taz vorliegt.

So wurden im vergangenen Jahr 3.862 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen registriert – das sind 538 mehr als noch vor fünf Jahren. Meistens handelte es sich hierbei um Vergewaltigungen (929), sexuelle Belästigung (855) und sexuelle Übergriffe (466). Die Dunkelziffer dürfte dabei noch weitaus höher liegen.

Die Zahlen von Sexualstraftaten in Berlin steigen seit Jahren. Laut Tagesspiegel waren es allein in diesem Jahr bereits 5.712. Das sind bereits im Oktober fast 1.400 mehr als noch vor sechs Jahren. Was sich nicht ändert: Die Mehrheit der Opfer sind weiblich, die meisten Täter Männer und der Tatort meist die eigenen vier Wände.

Fast ebenso erschreckend wie die hohen Zahlen ist die Tatsache, dass sich hier gesellschaftlich nichts ändert. Gewalt gegen Frauen auszuüben scheint für viele Männer noch immer völlig normal zu sein – trotz der vielen Erfolge der feministischen Bewegung in den vergangenen Jahrzehnten.

Populistische Scheinlösungen helfen nicht

Doch der Schutz von Frauen und Mädchen interessiert die deutsche Öffentlichkeit nur dann, wenn sich damit Politik gegen Mi­gran­ten machen lässt. Die Gruppenvergewaltigung im Görli durch fünf Schwarze Männer war willkommener Anlass für einen Überbietungswettbewerb mit repressiven Maßnahmen. Dass es in unmittelbarer Nachbarschaft des Parks fünf weitere Vergewaltigungen gab, allerdings hinter verschlossenen Türen, interessierte dabei wenig.

Kein Wunder, denn will man das Problem ernsthaft angehen, hilft kein Zaun und auch kein Flutlicht. Denn die Gewalt fängt im Kopf an. Dabei, dass Männer denken, dass sie über die Körper von Frauen verfügen dürfen. So lange toxische Männlichkeit nicht konsequent bekämpft wird, werden die Zahlen sexueller Übergriffe weiter steigen.

Das zu bekämpfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von der Erziehung und dem damit verbundenen Selbstbild von Jungen und Mädchen bis zur ökonomischen Ungleichheit der Geschlechter und damit verbundenen Abhängigkeitsverhältnissen reicht. Lasst uns jetzt endlich damit anfangen.

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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6 Kommentare

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  • "Zwei bis drei Frauen werden am Tag in Berlin vergewaltigt" ist ja eine völlig falsche Angabe. Tatsächlich sind es viel mehr. Dunkelziffer und so. Sollte ja inzwischen allen bekannt sein dass ein Großteil der Vergewaltigungen nie angezeigt wird. Und ich stimme zu, dass das wahrscheinlich eher was erfreuliches ist wenn die Anzahl der Anzeigen steigt. Ist eher schockierend wie viele Vergewaltiger nicht die kleinste Konsequenz dafür bekommen, die kriegen die Betroffenen dafür umso mehr ab (Victim Blaming, der Lüge bezichtigt werden usw.) keine Wunder dass so wenige anzeigen, ist ja meistens auch eher ein Eigentor

  • 2022 wurden in berlin 4210 frauen opfer von gewalt im öffentlichen raum, gezählt zwischen 19:00 abends und 6:00 uhr morgens. körperverletzungen und sexualdelikte machten einen grossteil davon aus. dieser anteil scheint ja auch in den im artikel angegebenen 3862 straftaten einzufliessen. gibt es darüber auch eine gegenüberstellung zwischen öffentlichen und privaten raum?

  • Seiten herausgerissen?



    Hier erscheint wie im Tagesspiegel einer dieser Beiträge, der abrupt dort aufhört, wo Journalismus beginnen sollte, wo Fragen gestellt werden sollten, bevor Aktivismus beginnt statt gezielte Aktion:



    Wer sind die Opfer(gruppen), in welchen Sozialstrukturen finden die Taten statt? Familien, Schutzbefohlene, Nachbarschaft?



    Auch zu den Tätern kein Wort: Familie, Verwandtschaft, Nachbarn? Alkohol- oder Drogen-Einfluss?



    Nicht zuletzt, aber dazugehörig, etwaige Auffälligkeiten zu den Kulturkreisen, zur Aufklärungsquote, zur Anzahl der rechtskräftigen Verurteilungen.



    Das mindeste wären die sonst übliche Befragungen von Experten, namentlich Ermittlern, Staatsanwälten und Sozialarbeitern, die allesamt sicher gern Auskunft geben, wo anzusetzen wäre, jedenfalls nicht pauschal „bei den Männern“ in Gänze, wie platt…



    Tut mir leid, aber ein Buch, dem die Hälfte seiner Seiten fehlt, wird keine Erkenntnis bringen!

    • @Allesheuchler:

      "Nicht zuletzt, aber dazugehörig, etwaige Auffälligkeiten zu den Kulturkreisen, zur Aufklärungsquote, zur Anzahl der rechtskräftigen Verurteilungen".

      Dazu werden Sie hier nichts lesen, nicht in der "taz". Insbesondere die Frage nach "etwaigen Auffälligkeiten zu den Kulturkreisen" gilt bei der "taz" an sich schon als rassistisch. Na ja, dann wage ich mal eine Prognose: das wird alles noch weit schlimmer werden!

  • Ich kann dem nur zustimmen. Allerdings hat der Artikel die Tendenz, alle Männer für die "toxische Männlichkeit" verantwortlich zu machen.



    Mehr Frauenhäuser, mehr Selbstverteidigungskurse, konsequent gegen Vergewaltiger vorgehen.

  • Wenn ich es richtig verstehe, ist es die Zahl ANGEZEIGTER sexueller Übergriffe, die steigt. Und das ist erstmal eine gute Nachricht, weil es zeigt, dass die Leute für sexuelle Gewalt sensibilisiert sind und sich immer mehr Betroffene trauen, zur Polizeit zu gehen.