Zu Hause eigenen Solarstrom nutzen: Besser keine Balkon-Batterien

Die Balkon-Solaranlage läuft schon – und jetzt soll noch ein Speicher dazukommen? Keine gute Idee, meinen Solar-Experten.

Im Trend: Balkonkraftwerk Foto: Eibner-Pressefoto/imago

FREIBURG taz | Sonnenstrom vom eigenen Balkon liegt im Trend: Die Zahl der registrierten Balkonkraftwerke in Deutschland hat nach Daten der Bundesnetzagentur die Marke von 300.000 überschritten. Bei den Betreibern taucht nun zunehmend die Frage auf: Ist es sinnvoll, auch noch einen Batteriespeicher anzuschaffen?

Dazu hat jetzt der Solarenergie-Förderverein (SFV) mit Sitz in Aachen – unterstützt durch den Freiburger Verein Balkon.Solar – ausführlich Stellung bezogen. Das Fazit: Speicher für Balkon-PV seien „weder wirtschaftlich noch ökologisch“ sinnvoll.

Das liegt zum einen daran, dass die Speicher kaum eine ­ausreichende Zahl von jährlichen Ladezyklen erreichen können, um sich zu amortisieren. Im Winter zum Beispiel produzieren die Balkon-Solaranlagen ohnehin weniger Strom. Den verbraucht der angeschlossene Haushalt dann größtenteils direkt – und zum Speichern bleibt nicht mehr viel übrig.

Der SFV kritisiert „fragwürdige Schönrechnungen“ im Internet, denen zufolge man mit einem Balkonspeicher 365 Tage im Jahr jeweils drei Kilowattstunden zwischenspeichern könne. Diese Rechnung gehe nicht auf. Selbst bei größeren Dachanlagen verbessere ein Speicher nicht immer die Wirtschaftlichkeit.

Balkon-Batterien entlasten das Stromnetz nicht

Auch für das gesamte Stromsystem sei ein Balkonspeicher kein Gewinn, denn ohne Steuerung entlaste er das Netz nicht. „Erst wenn Batteriespeicher und weitere Verbraucher zum Beispiel durch Smart Meter und dynamische Stromtarife in das Gesamtnetz einbezogen werden und auf Preissignale oder Steuerung des Netzbetreibers reagieren, tragen sie wirksam zur Entlastung des Netzes bei“, erklärt der Aachener Solarverein. Balkonbatterien seien für solche Zwecke allerdings ohnehin zu klein.

Zudem weist der Verein ­darauf hin, dass netzgekoppelte Balkonbatterien – ent­gegen mitunter kursierenden Vorstellungen – bei Stromausfall den Haushalt nicht versorgen können. Wie auch die meisten Dachanlagen können sie Wechselstrom nur bereitstellen, wenn sie Netzstrom verfügbar haben.

Um auch bei Netzausfall Strom in klassischer Netzqualität mit 50 Hertz erzeugen zu können, bräuchte man einen „insel­fähigen“ Wechselrichter. Immerhin bieten manche Balkonbatterien Anschlüsse für Gleichstromgeräte mit geringer Leistung, zum Beispiel über eine USB-Buchse.

Der SFV weist ferner darauf hin, dass die Batterien „seltene und kritische Rohstoffe“ wie Lithium, Kobalt und Mangan enthalten. Diese sollten nicht „für wirtschaftlich und ökologisch fragwürdige Experimente auf dem Balkon verwendet“ werden. Zumal auf dem Balkon die Lebensdauer der Batteriezellen durch zu hohe oder tiefe Temperaturen sinke.

Die Einschätzung zu Balkonspeichern könne sich in Zukunft durch neue Batterietechniken durchaus ändern, so der SFV, doch aktuell gelte eben, dass ein Balkon-Batteriespeicher keinen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Das gelinge nur durch mehr PV-Leistung. Auch der Verein Balkon.Solar stützt die Position des SFV. Man habe das Thema lange im Verein diskutiert, halte Balkonbatterien aber derzeit nicht für sinnvoll. Ausnahmen freilich könnten Bastelprojekte sein.

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