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Die WahrheitFür eine Universität der Schokoriegel

Die europäische Vielfalt schokolierter Pausen-Snacks ist beeindruckend, abschließend behandelt ist das Thema aber längst noch nicht.

Z u Teeniezeiten war ich mal für ein paar Wochen mit den Pfadfindern in London. Wir zelteten bei befreundeten Scouts und düsten tagsüber mit der U-Bahn zwischen den Sehenswürdigkeiten umher. Wirklich beeindruckte mich aber, dass die Briten völlig andere Konsumwelten bewohnten. Sie erlaubten es zum Beispiel mir als 14-jährigem bereits, das Bier-Limo-Mischgetränk „Shandy“ zu erstehen, das die jungen Einheimischen unter der Hand empfahlen.

So stahlen wir uns eines Spätnachmittags in den örtlichen Tesco und versuchten uns abends im Zelt heimlich zu berauschen. Das misslang, denn wegen des geringen Alkoholgehalts reichte eine Dose für jeden nicht aus. Da uns dennoch etwas schwummrig geworden war, vielleicht aus schlechtem Gewissen, löschten wir die Taschenlampen und beschlossen, das Experiment „Vollrausch“ aufs kommende Jahr zu verschieben. Viel wichtiger erschien in jener Zeit ohnehin, einen Überblick über den Schokoriegelmarkt zu gewinnen. Zu Hause in Deutschland war gerade mit „Banjo“ (der mit Erdnüssen in der lila-gelben Verpackung, ab Ende der achtziger Jahre mit Haselnüssen) ein mächtiger neuer Akteur aus dem Hause Mars auf den Plan getreten. Hier in London schien jedoch die Firma Cadbury den Riegelmarkt zu dominieren.

Ihre fantastischen Schöpfungen begeisterten meinen Teeniegeschmack total. Der „Starbar“ zum Beispiel war ein mit Erdnussbutter und Erdnussstückchen gefüllter Karamell-Kubus, umgeben von Schokolade. Später sollte er in Deutschland unter dem Namen „Wunderbar“ auf dem Markt reüssieren, schmeckte dann allerdings nur noch „so mittel“.

Hingerissen war ich auch vom „Double Decker“, der in seiner Schokohülle eine Schicht Nougatcreme auf einer Schicht schokocremiger Getreidecrispies zu bieten hatte. Spektakulär! Am besten aber fand ich den „Picnic“, der unter seiner Schokolade eine wilde Mixtur aus Karamell, Erdnüssen, Getreidecrispies und – hold on to your seats – Rosinen barg. Viele Menschen ekeln sich vor Rosinen im Schokoriegel. Ich sage: Sparsam und mit Bedacht eingesetzt sind sie eine saftig-süße Gottesgabe.

Den „Double Decker“ habe ich später noch mal auf einem Wochenmarkt an einem Stand für britische Spezialitäten gekauft und war nur mäßig beeindruckt. Hatte sich mein Geschmack geändert? War mit dem Riegel etwas geschehen? Aber das ist eben das Problem: Man kann das nirgends nachschlagen. Im Internet finden sich lediglich verstreute und unzuverlässige Informationen zu Geschichte und Evolution einzelner Schokoriegel. Eigentlich harrt das ganze Thema seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung. Wir brauchen unbedingt eine Enzyklopädie, eventuell sogar eine Universität der Schokoriegel!

Gestern immerhin bin ich in einem nobleren Rewe, der Importprodukte führt, nach Jahrzehnten noch mal an einen Viererpack „Picnic“ gekommen. Mein wissenschaftliches Urteil: Der Riegel ist so köstlich wie eh und je.

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2 Kommentare

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    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Oxford oder Cambridge das ist hier die Frage.

      Eine Kulturgeschichte des Schokoriegels - unbedingt!

      Eisgekühlt, Schottisch Frittiert, oder PUR auf Ex - es schmeckst.