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Weniger Umsatz bei Regen und HitzeEisdielen kämpfen mit Klimawandel

Deutsche Eisverkäufer leiden unter der Erderhitzung: Milde Temperaturen wirken sich positiv auf den Verkauf aus, Regen und Hitze bringen Einbrüche.

Überdimensionale Eistüte des Künstlers Claes Oldenburg in Köln Foto: Christoph Hardt/imago

Berlin taz | Bei Temperaturen um die 25 Grad im Oktober, wie sie 2022 gemessen wurden, bevorzugen vermutlich viele Menschen ein kühles Eis, statt einem heißen Pumpkin-Spice Latte. Das beobachtet auch Annalisa Carnio, Generalsekretärin des Verbands italienischer Eisdielen in Deutschland (Uniteis): „Durch den Klimawandel werden die Sommer länger. Das macht sich auch in unserem Verkauf bemerkbar“, sagt sie der taz. So wurde im Hitzejahr 2018 so viel Eis konsumiert wie seit 2003 nicht mehr.

„Bei Regenwetter wie auch bei starker Hitze über 25 Grad wird allerdings weniger Eis verkauft“, sagt Carnio, die rund 1.000 Betriebe in Deutschland vertritt. So ist etwa im Juli, der zwar von überwiegend trockenem Wetter, aber Temperaturen von bis zu 40 Grad geprägt war, die Nachfrage eingebrochen. Auch im Corona-Jahr 2021 gab es einen Umsatzrückgang im Eisverkauf. Der Argumentation Carnios zufolge könnte das wiederum an dem besonders kalten Frühling gelegen haben. Dieser war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) „viel zu kühl“, mit „ungewöhnlich viel Niederschlag“ im Mai.

Dass die Eis­ver­käu­fe­r:in­nen in Deutschland vom Klimawandel profitieren, könne man so also nicht sagen, betont Carnio. Denn die globale Erderhitzung führt nicht nur zu einem allgemeinen Temperaturanstieg. Die dadurch verstärkte Verdunstung verursacht auch mehr Niederschlag, insbesondere Starkregen, so wie wir ihn aktuell überall auf der Welt, und zuletzt in der Nacht zu Freitag in Süd- und Ostdeutschland beobachteten.

Die Kritik an zu teuren Eispreisen, die in vielen journalistischen und sozialen Medien laut wurde, weist Carnio zurück. „Die Medien stürzen sich darauf“, kritisiert sie. „Es wird erwartet, dass das Eis immer gleich kostet.“ Dabei seien die Preise für andere Lebensmittel genauso gestiegen. Und tatsächlich: Nahrungsmittel sind dem Statistischen Bundesamt zufolge zwischen Juli 2022 und Juli 2023 um 11 Prozent teurer geworden.

Das letzte Rad einer langen Kette

„Der Eispreis ist das letzte Rad einer langen Kette“, sagt Carnio. Dahinter stünden Betriebskosten, Personalkosten, Stromkosten, sowie natürlich auch die Kosten für die verwendeten Zutaten. Auch die steigenden Energiepreise wirken sich auf die Eispreise aus, heißt es in einem Statement des Eisverbandes. Schließlich müsse das Eis rund um die Uhr gekühlt werden. Hinzu komme die Produktion.

In Deutschland habe das Eis im EU-Vergleich immer noch „das beste Preis-Leistungsverhältnis, aber keiner scheint es zu wissen, geschweige denn zu schätzen“, heißt es in der Mitteilung. In Spanien, Italien oder Frankreich liege der Preis pro Kugel „zwischen 3 Euro und 4,50 Euro und keiner dort im Urlaub beschwert sich“.

Carnio vermutet, dass die Erhöhung der Eispreise auch deshalb so auffallen, weil italienische Eisdielen für gewöhnlich nur in der Sommersaison geöffnet sind. Während sich andere Lebensmittelpreise schleichend erhöhen, ist der Preis für eine Kugel Eis eine Art Ankerpunkt. Dadurch, dass er sich einfach mit dem Vorjahr vergleichen lässt, fällt eine Preiserhöhung schneller auf.

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9 Kommentare

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  • Bei den neuen Preisen für die Mürmelchen sollten noch viel, viel mehr Leute wegbleiben.

    Die Kunden brauchen keine Eisdielen.



    Die Eisdielen aber die Kunden .

  • Während sich andere Lebensmittelpreise schleichend erhöhen...



    Das ist ja wohl die Jntertreibung des Jahres .



    Sehr viele Lebensmittel haben sich schlagartig um 30 40 Prozent erhöht.

  • Eine Packung mit 12x Eis am Stil kostet im Supermarkt 2.69 €. Die schmecken mir auch bei Hitze oder Gewitter richtig gut, sogar nachts.

    Für das Geld gibt es beim Eisdealer keine zwei Kugeln. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen eine Kugel Eis 30 Pfennig gekostet hat, die konnte ich als Kind sogar selber bezahlen . . .

    • @Thing T. Thing:

      You get what you pay for. Qualität kostet und bei Eis ist sie nur schwer zu bekommen. Industrieeis enthält vor Allem viel Luft (einfach mal Gewicht und Volumen auf der Packung abgleichen) und auch bei Eisdielen zahlt man vor Allem für Personal und Miete und kaum für die Ware. Und selbst dort beziehen inzwischen rund 2/3 ihr Eis aus dem Großhandel und das Drittel das noch selbst produziert tut dies sehr überwiegend mit Pulvern und Halbfertigprodukten weil sie anders gar nicht in der Lage wären die üblichen 20-30 Sorten anbieten zu können. Gleichzeitig ist Eis ein nahezu perfektes Produkt zum panschen und strecken weil die Mischung von Zucker und Fett fast von allein lecker ist und die Kälte den Geschmacksinn ein wenig betäubt. Das in Kombination mit einer krassen Preissensibilität führen dann dazu, dass wirklich gutes, handwerklich hergestelltes Eis nur sehr schwer zu bekommen ist. Ich mache meins selber und stecke je nach Sorte auch schon mal knapp 10€ an Zutaten in einen Liter, für ein Genuss- und Luxusprodukt finde ich das vertretbar. Nur ist damit eben auch klar, dass, würde ich es verkaufen, die Kugel nicht kostendeckend für 30 Pfennig herzustellen ist.

      • @Ingo Bernable:

        Es ist in der Konsequenz Wasser, Zucker und Fett. Das ist nicht gesund, egal wie hochwertig die Zutaten sind. Auch von einem 18 Jahre alten Whisky bekommt man Leberzirrhose. Ich habe für meinen Teil meinen Eiskonsum (ich mag es ja trotzdem) einfach stark reduziert. Die Preise sind zur Zeit einfach der Hammer, das kann auch die Eisdielenlobbyistin hier nicht schönreden.

        • @CarlaPhilippa:

          Ich habe mit keinem einzigen Wort behauptet, dass Eis gesund wäre oder gar ein geeignetes Grundnahrungsmittel, sondern im Gegenteil versucht darauf hinzuweisen, dass es dabei zuvorderst um Genuss und Luxus geht und ich es deshalb für etwas widersprüchlich halte den Preis so weit vor die Qualität zu stellen.

  • Wenn es doch so unglaublich günstig hier ist, soll sie für die Kugel Eis halt die 4€ aufrufen und gucken, wie die Leute es honorieren.

    3 Kugeln Eis mit Sahne=4x1,50=6€

    Dafür muss ein Mindestlöhner fast 1h arbeiten.

    Ich würde für eine Tüte Eis keine Stunde arbeiten wollen.

  • Ja die Kleinbetriebe haben nicht viel Spielraum bei ihren Kosten. Jedoch muss man auch sagen, dass man sich über sinkende Umsätze nicht wundern braucht, wenn überall Preissteigerungen die Löhne um einiges übersteigen.

    Irgendworan muss man dann sparen und Gastro ist in der Regel einfach das erste, was man dann einfach mal weglässt, wenn das Geld knapp wird.

  • Und nachts ist es draußen dunkler als drinnen. Was sagen eigentlich die Eisdielenbetreiber in Italien? Beobachten die das selbe Phänomen? Oder ist es vielleicht auch eine Frage der Kaufkraft?



    Wenn ich mir die Statistik zu Speiseeis anschaue, dann steht Deutschland europaweit an Nummer Eins. Offensichtlich futtern wir also sehr viel Eis, jedoch nicht so viele teure Kugeln aus der Eisdiele.



    www.destatis.de/Eu...gen/Speiseeis.html