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Optimismus in der KlimakatastrophePanik bringt auch nichts

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Der neue Vorsitzende des Weltklimarats hat Lust auf Kontroverse. Gut so. Wegen der Klimakatastrophe in Schockstarre zu verfallen, ist eh keine Lösung.

Nach den Waldbränden dieses Sommers auf Rhodos Foto: Petros Giannakouris/ap/dpa

S chon mal was von Hoesung Lee gehört? Genau. Dabei war der Südkoreaner bis Ende Juli Vorsitzender des Weltklimarats IPCC. Sein Nachfolger, Jim Skea, ist offenkundig anders gestrickt. Er wagt kontroverse Aussagen in mehr als eine Richtung. Auf den Pfad der Klimabewegung hat er gerade einen Stolperstein gelegt, der direkt zu „Das Leben des Brian“ führt.

In dem legendären Kultfilm der britischen Komikertruppe Monty Python singt Brian, der zufällig im Stall neben dem von Jesus geboren wurde, fälschlicherweise als Messias verehrt und schließlich ans Kreuz genagelt wird: „Always look on the bright side of life.“

An diesen Song wird man erinnert, wenn man das Interview mit dem neu gewählten britischen IPCC-Chef im Spiegel liest. Skea, Experte für erneuerbare Energien vom Imperial College in London, ist ein Urgestein des IPCC und einer der Autoren des berühmten 1,5-Grad-Berichts von 2018. „Die Welt wird nicht untergehen, wenn es um mehr als 1,5 Grad wärmer wird“, sagt er und dass „wir […] auch bei 1,5 Grad Erwärmung nicht aussterben“.

Das schlug ein wie eine Bombe. Vor allem, weil sie vom Mitautor des 1,5 Grad-Berichts kommt. Selbstverständlich hat Skea auch geantwortet, dass das „eine gefährlichere Welt“ mit sozialen Spannungen werde und es jetzt darum gehen müsse, „noch Schlimmeres zu verhindern“. Dennoch, er sei Optimist, obwohl er sich seit 50 Jahren mit dem Klimawandel beschäftige, und wache nicht jeden Tag im Krisenmodus auf.

Skea gibt keine Entwarnung der Klimakrise

Skea weiß genau, was er mit solch einer Formulierung auslöst, und so wurde seine Aussage interpretiert, als ob er eine Entwarnung in der Klima­krise gegeben hätte.

Hat er nicht. Mit seiner Aussage gibt Skea der Klimabewegung vielleicht sogar mehr Kraft, als dass er den Klimawandelleugnern neue Ausreden lieferte. Wer sich bisher einlullen lassen wollte, um die Klimakrise noch etwas länger auszusitzen, hat dafür immer schon ausreichend Stoff gefunden. Aber ein Dauerkrisenmodus ist erschöpfend. Das haben wir während der Coronapandemie erlebt.

Skea adressiert deshalb eine andere reale Gefahr: die Erschöpfung der Kli­ma­be­we­gung. Es dürfte deutlich gesünder sein, mit Skea zu gehen und die bright side of life – oder des Klimaschutzes – zu betonen. Das hieße frei übersetzt: I want you not to panic.

Die psychologische Forschung zeigt schon seit einigen Jahren, dass die Klimakrise erhebliche psychische Probleme verursacht. Doch während bei manchen derjenigen, die sich permanent mit der Klimakrise beschäftigen, irgendwann Panik und andere mentale Belastungsstörungen einsetzen, herrscht auf der Ebene der politischen und wirtschaftlichen Ent­schei­de­r*in­nen viel zu wenig emotionaler Handlungsantrieb. Das passt dann zu Greta Thunbergs immer noch absolut berechtigtem Ansatz „I want you to panic“.

Gegen den Panikmodus

Wenn Skea sich jetzt gegen den Panikmodus wendet, kann man sagen: Ja, der Mann gehört zu einer anderen Generation. In der sind die psychischen Probleme im Zuge der Klimakrise deutlich geringer, wie eine aktuelle Studie des Yale Program on Climate Change Communication nahelegt.

Aber das Generationenargument geht hier einmal mehr ins Leere. Auch in der Kommunikation zur Klimakrise ist die rein negative Addressierung problematisch. Im Forschungszweig der Positiven Psychologie gehen einige (wenige) For­scher:in­nen der Rolle positiver Emotionen in der Kommunikation zum Klimawandel nach. Zum Beispiel Ezra Markowitz und Azim Shariff mit ihrer Formel „Emotional carrots, not sticks“.

Auf Deutsch klingt das mit „Anreize statt Strafen“ etwas profaner. Aber es verweist auf eine alte Erkenntnis aus der Pädagogik: Kinder lernen mit Lob, nicht durch Strafen. Menschen werden (eher) mit positiver Kommunikation zum Handeln in der Klimakrise bewegt, nicht (so sehr) mit (nur) negativer. Natürlich kann zum Beispiel Hoffnung kollektives Handeln stimulieren. Naheliegenderweise fördert auch Humor die Einsatzfreude, und das Gefühl von Selbstwirksamkeit stimuliert persönlichen Einsatz.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Greta Thunberg auf den Panikmodus zu reduzieren wäre so falsch wie naiv. Nur ringt die Klimabewegung doch selbst – nicht zuletzt in den aktuellen Debatten über die Letzte Generation – mit der Antwort auf die Frage, wie viel Endzeitstimmung und wie viel negative Konfrontation die Adres­sat:in­nen der Bewegung überhaupt vertragen.

Eines ist in der Psychologie unumstritten: Panik lähmt.

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Barbara Junge
Chefredakteurin
taz-Chefredakteurin, Initiatorin der taz-Klima-Offensive und des taz Klimahubs. Ehemals US-Korrespondentin des Tagesspiegel in Washington.
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34 Kommentare

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  • @INGO BERNABLE

    Ich glaube, da haben wir einen Klimaleugner im Zweiflerpelz.

    Inklusive des Wärmepumpen-Strohmanns (zur Erinnerung: im Gesetz steht ja nur, wieviel Prozent Erneuerbare dabei sein soll; dass im aktuellen technischen Kontext die Wärmepumpe am meisten Sinn macht ist ein sachliches Argument, gegen das @SOLLNDAS (Nomen est Omen?) weitgehend immun ist).

    • @tomás zerolo:

      "...Klimaleugner im Zweiflerpelz."



      Danke für die Blumen.



      "...ist ein sachliches Argument..."



      Ach, wenn ich frage, wo der Strom dafür herkommen soll, ist das kein sachliches Argument? Mit Wärmepumpen lässt sich leider ebensowenig diskutieren wie mit dem Klima. Wenn sie keinen Strom bekommen, heizen sie nicht.

  • @MONDSCHAF

    Wir versuchen das, wenigstens :)

  • "In einer Paniksituation verliert der Akteur die Selbstbeherrschung und damit die Beherrschung einer Situation, was bei einer akuten realen Gefährdung höchst bedrohlich werden kann." [1]



    Sowas ist doch das, was wir angesichts der realen Gefährdung durch den Klimawandel wirklich brauchen. Und Hochkonjunktur für Wunderheiler und Schlangenölverkäufer.



    [1] de.wikipedia.org/w...k#Umgang_mit_Panik

    • @sollndas:

      Nur gibt es ja nirgends Panik und Überreaktion, ebenfalls keine rational-besonnenen Gegenmaßnahmen die uns zurück auf einen klimatisch sicheren Pfad bringen würden, sondern im Großen und Ganzen ein Verharren im Dämmerschlaf und Symbolpolitik bei der man von vornherein weiß, dass sie nichtmal ansatzweise als Lösung geeignet ist, während die fortgesetzten Emissionen eine solche auch immer schwieriger machen.

      • @Ingo Bernable:

        "Nur gibt es ja nirgends Panik und Überreaktion..."



        Naja, wenn ich mir Habecks Heizungsgesetz so anschaue: "Schrecklich, der Gebäudesektor verfehlt seine Klimaziele!! Wir müssen dringend etwas tun!!! Wir brauchen Wärmepumpen!!!! Wir verschieben die Emissionen einfach in den Stromsektor!!!!!



        Wenn das mal keine Panikreaktion ist...



        Kein Gedanke daran, wo der Strom dafür herkommen soll (Braunkohle? Atomkraftwerke??). Wie der Strom dafür durch die Verteilnetze kommen soll. Durch was die 250 TWh Gasspeicher in D ersetzt werden sollen. Was das kostet und ob das Geld nicht anderswo in CO2-effizientere Maßnahmen gesteckt werden könnte. Dass in den Gasnetzen steckende Milliardenwerte einfach weggeworfen werden sollen. Etc...



        BTW: Sie diskutieren mit jemandem, der seit reichlich 30 Jahren in einem solarautarken Haus lebt, und der insgesamt eine negative CO2-Bilanz hat.

        • @sollndas:

          Nur ist Herr Habeck eben nicht die Gesellschaft, deren Panik entfaltete sich dann ja eher dort wo sich Veränderungen ankündigten.



          "Kein Gedanke daran, wo der Strom dafür herkommen soll"



          Wie sie selbst schreiben scheint das ja durchaus solarautark machbar zu sein und sie scheinen das auch nicht zu bereuen. Wenn man das ganze nicht autark gestaltet, sondern einen Ausgleich von Überschüssen und Bedarf übers Netz ermöglicht sollte das doch allemal machbar sein (wenn man es denn macht, statt immerzu nur zu jammern und zu klagen).

          • @Ingo Bernable:

            "...sondern einen Ausgleich von Überschüssen und Bedarf übers Netz ermöglicht sollte das doch allemal machbar sein..."



            Dann erklären Sie doch bitte, wie Sie Habecks geplante 81,5 GW Grundlast "übers Netz" ausgleichen wollen (ich nehme an, Sie meinen Lastmanagement). Das ist mehr Grundlast als die heutige Spitzenlast! Viel Erfolg dabei.



            Sorry, die Speicherfrage ist der blinde Fleck der Möchtegern-Ökos, und hinter dem blinden Fleck steht sie als Elefant im Raum. Dass die AKW-Fans wieder Morgenluft wittern, stimmt uns doch keineswegs bedenklich...



            "...statt immerzu nur zu jammern und zu klagen..."



            Kleiner Vorschlag: Sinnvoll könnte es sein, darüber nachzudenken, wie man den Speicherbedarf minimiert kriegt (statt ihn durch Wärmepumpen zu maximieren), und wie man, soweit möglich, vorhandene Infrastruktur und Speichermöglichkeiten nutzen könnte. Satt immerzu nur zu jammern und zu klagen, wie erschröcklich der Klimawandel doch sei...

        • @sollndas:

          ...und noch ein weiteres kleines Beispiel für Panik und Überreaktion:



          "...kann man doch eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass solche Staaten eine Bedrohung für die internationale Sicherheit darstellen und müsste darüber diskutieren ob Präventivschläge gegen die entsprechenden CO2-Emittenten nicht im allgemeinen Interesse der Menschheit gerechtfertigt wären."



          taz.de/Kampf-gegen...bb_message_4572110

  • Um Missverständnissen vorzubeugen: Greta Thunberg auf den Panikmodus zu reduzieren wäre so falsch wie naiv. Nur ringt die Klimabewegung doch selbst – nicht zuletzt in den aktuellen Debatten über die Letzte Generation – mit der Antwort auf die Frage, wie viel Endzeitstimmung und wie viel negative Konfrontation die Adres­sat:in­nen der Bewegung überhaupt vertragen.



    Eines ist in der Psychologie unumstritten: Panik lähmt."

    Ich nehme vor allem wahr, dass LG UNTERSTELLT wird, Panik zu verbreiten. Man möchte es gerne so sehen, als Begründung dafür, dass weitergemacht werden kann, wie bisher. Selbst Showmaster Markus Lanz hat noch nicht davon gehört, dass "Letzte Generation" für die Möglichkeit noch Einfluss zu nehmen steht.



    In den Panikmodus geraten die Leugner, die ihre Lebensweise bedroht sehen. Wie Gollum hocken sie auf ihrem "Schatz".



    Meine Panik ist vielmehr, wir werden mit in die Tiefe gerissen.



    Der Klimawandel wäre aufzuhalten, wenn es ein wenig mehr Panik gäbe.

    • @Onkel Heinz:

      Wieso denn die Leugner ? Nein, vielmehr sind es Natur-sensible Menschen, die in Panik verfallen über die 90% Dummen der Menschheit, die einfach alles ignorieren, was die Katastrophe aufhalten könnte. Und ich beispielsweise betracht den Planeten durchaus als "meinen Schatz". Und deinen, euren, unseren. Nur halt nicht Gollum-mäßig - das hingegen praktizieren die kapitalistischen Ausbeuter !

      • @Zebulon:

        Dann scheinen wir ja einer Meinung zu sein.

  • Skea hat m.M n. völlig recht. Das wurde doch neulich hier auch in einem Interview mit einem Soziologen deutlich. Dort stand das deutsche Volk ist erschöpft, oder so ähnlich. 90 % der Leserbriefschreiber stimmten dem zu und bedankten sich dafür, dass das mal einer so klar ausspricht.

    Und nu? Die erforderlichen Massnahmen für die Energiewende und gesellschaftliche Veränderungen brauchen Kraft und Energie. Mit Erschöpfungssymtomen ist da wenig zu machen. Also muss hinterfragt werden.

    Karl Marx aus dem Schrank zu holen ist dabei wenig hilfreich. Da kann ich auch auf eine Anastasia Siedlung setzen oder "nachhaltig meditieren".

    Im übrigen finde ich es mehr als peinlich wenn "die aufrechten Deutschen" einerseits feststellen dass wir die Welt ausgebeutet haben, dass es irgendwo Kriege gibt, um dann festzustellen: wir sind erschöpft.

    Was wir jetzt wissen ist, dass die notwendigen Wenden nicht in dem Tempo stattfinden die notwendig wären (1,5 Grad, Gini Index etc).

    Die vehementen Forderungen nach sofortiger Stilllegung aller Atomkraftwerke in den 70 ern (mit vielen Panikattacken), führten auch nicht gleich zum Ziel. Und ist bis heute international umstritten.

    Trotz aller internationaler Vereinbarungen zum Abbremsen des Klimawandels wurde 2023 international mehr Rohöl gefördert als je zuvor. Ein weiterer Grund zu paniken.

    Nur wer will denn im Dauerpanikmodus Kinder und Enkelkinder aufziehen und dabei erwarten sie bleiben/ werden gesund und stabil? Und wo sind die Belege, dass aus Panik heraus gute langfristige Lösungen entstehen?

    • @Heiner Petersen:

      "Karl Marx aus dem Schrank zu holen ist dabei wenig hilfreich. Da kann ich auch auf eine Anastasia Siedlung setzen oder "nachhaltig meditieren"."

      Was für ein Quatsch. Karl Marx steht für eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus. Mit dem Begriff des "metabolischen Bruchs" hat er schon sehr früh auf die Austauschbezeihungen der Gesellschaft mit der Natur aufmerksam gemacht und festgestellt, dass der Kapitalismus in seiner Entwicklung die Natur "vernutzt" / verbraucht und zerstört zurücklässt. Insofern kann man mit Marx die Zerstörung des Planeten als Ausdruck des dem Kapitalismus innewohnenden Wachstumszwangs beschreiben und festhalten, dass der Kapitalismus nur dann funktioniert, wenn der die Gaben der Natur als kostenloses Geschenk vereinnahmt. Und dann landen wir bei der Schlüsselfrage, ob der Kapitalismus Teil der Lösung oder nicht doch die entscheidende Ursache ist.



      Man kann Max Horkheimers Spruch zum Faschismus auf dieses Problem abwandeln:



      „Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Klimawandel schweigen“,

      • @Favier:

        Mal ab davon, dass es die schönen marx´schen Analysen schon seit über 150 Jahren gibt aber die Dinge dennoch so sind wie sie sind: Wie konkret sähe denn ihre sozialistische Lösung für die Klimakatastrophe aus?

  • Immer optimistisch in den Untergang, ist ja auch gesünder.

  • In dieser Situation ist Panik das Angemessene.



    Gerade sind es noch einzelne Wellen, zwischen denen man aktiv der Katastrophe gegenarbeiten kann.



    Aber irgendwann/bald wird es kippen. Wenn die ganzen Normalos inklusive der Regierungen ein ewiges WeiterSo! postulieren, wird auch die Tapferkeit und das moralische Ringen der wenigen aufrechten Einzelnen aufhören. > Resignation

  • @GUZMAN

    Genau so. "Keine Panik" ist auch eine brandgefährliche Gratwanderung, ist es derzeit genau der Modus, den diese von Ihnen zitierten Werbebranche.

    Neueste "keine Panik"-Grinsrübe: Rishi "man muss auch die Kirche im Dorf lassen" Sunak [1]. Ein anderes Beispiel, Sultan Al Jaber, vorsitzender der COP28 /und gleichzeitig/ Vorsitzender des weltweit zwölftgrössten Erdölförderers. Darauf muss man erst kommen.

    Nein, Ihr möget mir nachsehen, dass ich "keine Panik" etwas schief anschaue. Es hat schon allzuoft als Platzhalter "man muss nix machen" herhalten müssen.

    [1] www.theguardian.co...ash-green-policies

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Keine Panik auf der Titanic. „Wir schaffen das.“ 🧑‍🎄

  • Was für eine Erschöpfung der Klimabewegung? Hier wird so getan als ob es um politische Angelegenheiten geht, anstatt einer existentiellen Bedrohung der Menschheit. Ob die Klimabewegung Kraft hat oder nicht ändert rein gar nix an den Naturgesetzen. Nur weil viele in der westlichen Welt den Kopf lieber in Sand stecken und so tun als ob dies nix mit ihnen zu tun hätte, bedeutet das nicht, dass die Konsequenzen des eigenen Handelns fernbleiben. Die Klimabewegung weist nur darauf hin, daß die Menschen endlich mal ihr Hirn einschalten sollten. Aber ob sie dies tut oder nicht ändert nix an den Konsequenzen solange die Menschen nicht aktiv werden und die Probleme beseitigen, welche uns in die Klimakatastrophe führen. 🤷‍♂️

  • „alte Erkenntnis“ ist, dass du mit einer ‚Positivität’ nicht weit kommst, wenn es gegen billiardenschwere Werbetreibende geht, die auch noch den größten Teil der öffentlichen Kommunikation (via Verkauf von Manipulation) finanzieren. Beispiel: Immer mehr Leute lassen sich überteuerte Autos aufschwatzen, deren monströse Ausmaße nichts mit Mobilität zu tun haben - wenn man denen mit „positiver Kommunikation zum Handeln in der Klimakrise“ kommt, dann wird bestenfalls gelacht in der Regel jedoch wird es aggressiv. Da wird gezielt und höchst professionell Suchtverhalten getriggert, ob es sich um Zucker, Alkohol, Zigaretten oder Bequemlichkeit handelt, egal, Hauptsache der Rubel rollt und die Schäden zahlt jemand anders.

    • @guzman:

      Der teuerste Autokonzern der Welt ist aktuell gerade Tesla mit einem Börsenwert von einer guten Billion, nicht Billiarden, nur baut der gerade keine Verbrenner.



      Und ja die Droge Zucker: wer kennt sie nicht die im Rausch weggedämmerten Zuckerjunkies die in übel beleumundeten Bahnhofsvierteln immer nur auf der Suche nach dem nächsten Würfel sind und sich Kandis in Crackpfeifen reinziehen weil sonst der kalte Entzug einsetzt. Am Besten komplett verbieten. Hilfreich wäre sicher auch wenn man die Luftwaffe die Anbauflächen der Zuckerrüben-Bauern mit Agent Orange oder Brandbomben bekämpfen ließe. Auch das in Verkehr bringen von frischem Obst (Vorsicht vor Fruchtzucker(!) der geht noch schneller ins Blut als der disaccharide 'normale' Stoff!) sollte man dringend mit drakonischen Strafen belegen.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Positive Stimulation als Mittel einzusetzen, wenn die Wirtschaft zuvor darauf beruhte, die zu Stimulierenden auf das Gegenteil dessen positiv zu stimulieren, worauf man nun hinaus will... Ich denk mal drüber nach. Vielleicht stimuliert es mich, nur zu was?

  • Die Psychologie liefert leider keine umfassende Analyse unserer materiellen Lebensedingungen. Die letzte Analyse lieferte Marx und mit der Idee der klassenlosen Gesellschaft lieferte er zugleich die Basis für einen Zukunftsentwurf, bei dem ein Welterklärungsmodell einerseits in der Lage war, den Betroffenen Gründe für Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu liefern und andererseits ein Blick auf eine Zukunft zu entwerfen, die frei davon sein wird.



    Nichts davon ist im Bezug auf die Klimakatastrophe vorstellbar ..... solange der Kapitalismus weiterhin unhinterfragt herrscht und den Planeten zerstört.

    • @Favier:

      Für die Emissionen scheint es mir relativ egal ob die Fabriken die sie erzeugen als Aktiengesellschaft einigen wenigen gehören oder als VEBs oder anarcho-syndikalistische Kommunen vergesellschaftet sind. Es gibt jede Menge vollkommen berechtigte und plausible Kritik am Kapitalismus und der aus ihm resultierenden Ungerechtigkeit, ausgerechnet die industrielle auf fossiler Energie basierte Produktionsweise ist aber eben kein Alleinstellungsmerkmal marktwirtschaftlicher Wirtschaftssysteme.

      • @Ingo Bernable:

        Um mit Immanuel Wallerstein zu antworten: die Existenz einiger Staaten, die sozialistisch im Namen führten, ändern nichts daran, dass auch sie Teil des kapitalistischen Weltsystems waren, eingebunden über Austauschbeziehungen: Rohstoffe gegen Halbfabrikate oder Endprodukte und einem ökonomischen Entwicklungspfad folgten, der kein Jota von dem abwich, den Weltbank, IWF und andere den Entwicklungsländern anempfahlen, um Anschluss an die hoch entwickelten Industrieländer zu finden.

        • @Favier:

          Das ist zwar richtig, das viel gewichtigere Argument ist aber doch, dass in jenen Staaten, die den Sozialismus erfolgreich karikiert haben, eben nicht demokratisch über die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit entschieden wurde, sondern eine kleine Elite diese Aufgabe übernommen hat. In einem Verein freier Menschen würde demokratisch darüber entschieden, wie viel Arbeit etwa im Gesundheitssystem oder bei der Bekämpfung ökologischer Probleme angewendet werden soll.



          Ansonsten kann ich auch ihrem Kommentar zum Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur im Kapitalismus nur zustimmen. Trotzdem wird es in den nächsten Jahren zwingend erforderlich sein, systemimmanente Lösungen für die Klimakrise zu finden, denn uns rennt einfach die Zeit davon. Und eine Befreiung von der kapitalistischen Produktionsweise ist nun wirklich nicht abzusehen.

        • @Favier:

          Demnach wäre die sozialistischen Emissionen ganz genauso von ganz allein verschwunden wie all die vielen 'Nebenwidersprüche' wenn es doch nur gelungen wäre den Sozialismus in einem Land dann endlich doch mit der Weltrevolution zu überwinden?

  • War Life of Brian nicht eher Komödie, als Lebensratgeber? Scheint es wirklich klug 'always look on the bright side of life' zu singen während wir uns selbst ans klimatische Exekutionsgerät nageln um einen extrem langsamen und qualvollen Tod entgegenzublicken? Wo ist der Anlass zum Optimismus wenn inzwischen praktisch täglich von gleich mehreren klimawandelbedingten Katastrophen oft genug mit Toten berichtet wird und auch die wissenschaftlichen Ergebnisse meist darauf hindeuten, dass die Dinge eher noch schlimmer stehen als man es in den letzten Prgnosen vermutete (CO2-Uhr von gut 5 auf knapp 3 Jahre vorgestellt, Abreißen des Golfstroms möglicherweise schon bis 2050, Abschmelzen des Grönland-Eisschilds wohl inzwischen irreversibel, ...)?



    Vielleicht sollte man besser, wenn man sich statt mit den Fakten lieber mit der Psychologie der Klimakatastrophe befassen möchte zuvorderst auf Dinge wie Verdrängungsmechanismen und kognitive Dissonanz schauen.

    • @Ingo Bernable:

      1.) Es sterben immer noch 10mal mehr Menschen an Kälte als an Hitze.



      2.) Die Bedingungen werden sich weltweit ändern, dass gab es schon immer. Im alten Rom war es vor 2000 Jahren wärmer als heute, was durch Gletscherschmelze freigelegte Straßen zeigen.



      3.) An klimatischen Veränderungen sind Millionen von Menschen gestorben, nur hat das niemand mitbekommen, weil keine weltweite Vernetzung. (Grönland, Osterinseln,...)



      4.) Menschen leben heute im Schnitt weltweit 30 Jahre länger als vor 120 Jahren - das Verbrauch auch deutlich mehr Ressourcen.



      5.) Fängt man an rationell an die Sache zu gehen, dann heißt das Forschung und Entwicklung von Ideen, die kommen aber nicht von Panik sondern von einer positiven Zukunftserzählung. Wenn ich permanent erzähle alles ist sch...ße, und die Welt geht eh unter, dann lege ich die Hände in den Schoß und warte auf das Ende oder hüpfe wie ein aufgeregt es Huhn durch die Gegend (z.B.LG).



      6.) Hätte ich mich damals so verhalten, wie mir das die Sozialarbeiter um mich herum erzählt haben, dann wäre ich heute Bügergeldempfänger. Ich habe das Gegenteil gemacht und habe ein abgeschlossenes Studium in MINT und in Geisteswissenschaften in Regelstudienzeit.

      • @Reinero66:

        .. und wie forscht es sich so ganz unaufgeregt, wenn man mit der Entwicklung von Alternativen 50 Jahre zu spät kommt ?

      • @Reinero66:

        Wie kann man mit abgeschlossenem MINT-Studium die Klimakatastrophe leugnen oder zumindest doch derart krass relativieren, dass es einer Leugnung gleich kommt? Und wo sind denn die all die positiven Ideen und Konzepte die man in den letzten 30+ Jahren in denen man sich nun schon mit dem Problem befasst entwickelt hat? Und wo sind deren konkreten Umsetzungen die uns im verbleibenden Zeitfenster wenigstens unter der kritischen 2°-Grenze halten?

  • "Aber das Generationenargument geht hier einmal mehr ins Leere."

    Wer das glaubt, kann sich schon mal an den Geschmack von Soylent Green gewöhnen.

    • @Ajuga:

      quadratisch, praktisch, gut :-)