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Übergriffe von Wölfen auf NutztiereSo viele Wolfsrisse wie noch nie

Eine neue Schadensstatistik zeigt: Nie zuvor griffen Wölfe mehr sogenannte Nutztiere an als im vergangenen Jahr. Schutzmaßnahmen sind umstritten.

Landwirte fordern seit Jahren ein aktives „Wolfsmanagement“, Bild eines Wolfes in einem Gehege Foto: Sina Schuldt/dpa

Berlin taz | Angriffe von Wölfen auf Nutztiere in Deutschland nehmen weiter zu. Das bestätigen nun Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW). Im Jahr 2022 stieg die Zahl verletzter, vermisster und getöteter Nutztiere im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent und erreichte mit insgesamt 4.366 gemeldeten Fällen einen neuen Höchststand.

Insbesondere handelte es sich bei den geschädigten Tieren um Schafe und Ziegen, sie machen knapp 90 Prozent aus. Seltener kam es zu Übergriffen auf Rinder, darunter jedoch hauptsächlich sehr junge oder verletzte Tiere.

Während die Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere in Deutschland allgemein zunehmen, gingen sie teilweise in einigen Regionen zurück. So reduzierten sich die Fälle etwa in Brandenburg, dem Bundesland mit den meisten gezählten Wölfen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) macht die bisherige Wolfspolitik für die zunehmenden Übergriffe verantwortlich. „Die von der Politik geförderten Schutzmaßnahmen sind weitgehend ohne Wirkung und können zudem nicht von jedem Tierhalter umgesetzt werden“, schrieb ein Sprecher des DBV der taz.

Streit um effektive Schutzmaßnahmen

Die Landwirte fordern daher seit Jahren ein aktives „Wolfsmanagement“, das vorsieht, den Bestand der Tiere durch Jäger zu regulieren. Naturschutzverbände argu­men­tieren wiederum, dass Wöl­fe durch Bejagung lediglich mehr Abstand zu Menschen halten würden.

„Gegenüber Weidetieren, die etwa nachts ohne Menschen in direkter Nähe und ohne Herdenschutz auf der Weide stehen, kann Wölfen jedoch durch Bejagung nicht mehr Respekt anerzogen werden“, so Marie Neuwald, Referentin für Wölfe des Naturschutzbunds. Stattdessen müssten die Tiere bei jedem Betreten einer Weide direkt einen negativen Impuls erhalten. Dieser könne etwa durch Elektrozäune gewährleistet werden.

Nach der Ausrottung der Tierart hierzulande vor 150 Jahren sind die Wölfe im Jahr 2000 dauerhaft nach Deutschland zurückgekehrt. In den zwölf Monaten bis Ende April 2022 zählte das Bundesamt für Naturschutz insgesamt 1.175 Wölfe. Die meisten wurden davon in Brandenburg nachgewiesen, gefolgt von Niedersachsen und Sachsen.

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13 Kommentare

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  • Das ist diese Woche hier in der Nähe von Frankfurt passiert!

    Wann wird der Wolf bejagt, wenn die ersten Menschen gestorben sind?

    Wir möchten auf schwerwiegende Wolfszwischenfälle in Gelnhausen und Jossgrund aufmerksam machen. Am Dienstagmorgen, den 08.08.2023, gerieten Pferde in Panik, brachen aus einer gut gesicherten Weide aus und liefen in den Straßenverkehr. Dabei kam es zu einem Verkehrsunfall mit einer verletzten Person und einem toten Pferd.

    Eine weitere Pferdeherde brach in der Mittagszeit aus ihrer Weide aus und lief von der Koppel in Richtung feste Stallung. Hierbei kam es glücklicherweise zu keinem weiteren Personenschaden.

    Sachkundige Personen hatten am Montagabend orts- und zeitnah zu den vorgenannten Ereignissen von Wolfssichtungen und weiteren Wolfshinweisen berichtet.

    Am Mittwoch, den 09.08.2023, wurden wiederholt Tiere innerhalb eines nach Vorschrift errichteten und gesicherten Dammwildgatters getötet.

    Wir machen auf diese Ereignisse aufmerksam, damit Ihrerseits entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, um Ihre Tiere bestmöglich zu schützen.

    Wir werden weiterhin im engen Schulterschluss mit dem Bauernverband und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) versuchen, die Politik zu einem Umdenken im Hinblick auf das Wolfsmanagement zu bewegen.

  • Leserkommentar, der schlicht mitteilt, dass wir uns diese Wolfsduselei in einem dichtbesiedelten Land auf Kosten der Landwirte, Spaziergängerinnen und Waldkindergärten schlicht nicht leisten können: Wird hier nicht freigeschaltet. taz als ideologisches Scheuklappenprojekt.

  • die Zahl verletzter, vermisster und getöteter Nutztiere im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent und erreichte mit insgesamt 4.366 gemeldeten Fällen einen neuen Höchststand.



    ---



    Gemessen an den Millionen "geschlachteter" Nutztiere sind das "0,ooo ..... 1 Promille!



    Bezogen auf "Tierunfälle" auf der Straße,.. s.o.



    Entschädigt die "Nutztierhalter" mit dem "Schlachtpreis + einem Aufschlag".



    Ohne Schutz "auf der Weide" sind "Nutztiere" für Raubtiere "Wildtiere! Denn Raubtiere lesen weder "Ohrmarken" noch Kataster-Karten, noch BGB/StGB! :-)



    Seit Jahrtausenden wissen "Ackerbauern & Viehzüchter" das sie Ihre "Herden" schützen müssen. Zu Anfang auch gegen "Jäger & Sammler" der Art "Homo sapiens"! :-)



    Das haben wir leider vergessen & müssen das wieder lernen, denn, wenn wir weiterhin alles ausrotten was uns stört, geht es uns letztlich selbst an den Kragen!



    Denn OHNE eine INTAKTE Natur, von der Bakterie bis zu Prädatoren funktioniert auch UNSER Lebensraum Erde nicht mehr!



    Beispiele dazu gibt es genug, wir müssen nur genau hinsehen! :-((

  • Die Diskussion in der Presse verschleiert systematisch die jagdlichen Möglichkeiten der Wölfe. Der propagierte wolfssichere Zaun, Wölfe greifen keine Rinder und Pferde an und die natürliche Scheu des Wolfes in Deutschland. Alle diese medial verbreiteten Behauptungen sind von Influencern ,siehe oben., in der Presse verbreitet worden und verschwunden.



    Was Wölfe jagen und wie sie es jagen Entscheiden keine Influencer sondern sie selbst. Was ist ein Mensch,egal welchen Alters und Geschlechts für ein hungriges Wolfsrudel?



    Joggen im Wald, im Wolfrevier, ist was für Dummköpfe. Siehe taz vom 13.04.2023 "j44 macht Ärger "

    • @Landlüüt:

      Was Wölfe jagen und wie sie es jagen Entscheiden keine Influencer sondern sie selbst. Was ist ein Mensch,egal welchen Alters und Geschlechts für ein hungriges Wolfsrudel?



      ----



      Grund zum Abhauen, wenn der/die/das nicht überrascht wird!



      Nen Wolf, selbst nen Bär vetreibe ich mit "singen", bei ner "Bache mit Jungen" bin ich mir nicht so sicher!



      Btw: Raubtiere in der Natur sind "Feinschmecker"! Da steht "Mensch" nur im äußersten Notfall auf der "Speisekarte"! :-)

  • Ich verstehe das alles nicht so richtig.



    Schafe die nachts auf der Weide werden von Wölfen gerissen. Und deshalb wollen die Viehhalter das wölfe geschossen werden.

    Ich halte Hühner. Diese sind bedroht durch Fuchs und Marder. Deshalb werden sie nachts aufgestallt.



    Fertig aus. Hühnerhalter gehen weder los und verlangen vom Staat eine Aufwandsentschädigung für den wirtschaftlichen Verlust den sie durch die Anschaffung eines Mobilstalles haben, noch fordern sie die massive Bejagung von Fuchs und Marder.

    Das ist echt ein fürchterliches Gejammer. Mobilstall kaufen. Auf die Wiese fahren . Automatische Pellet Fütterung auf 20 Uhr gestellt. Die Schafe gehen von alleine in den Stall. Tor geht automatisch über Nacht zu und Morgens nach Sonnenaufgang wieder auf. Alles vollautomatisch. Da muss heutzutage niemand mehr rausfahren um so ein Gerät zu bedienen.

    • @----------:

      wie gross soll denn der mobile Stall sein ? Schafherden haben meisten so 30-50 Tiere!!

      Utopisch!

      • @Thomas Zwarkat:

        wie gross soll denn der mobile Stall sein ? Schafherden haben meisten so 30-50 Tiere!!

        Utopisch!



        ....



        Das sind Hobby-Leute!



        Wer halten seit Jahrzehnten 2 Herden (max. 300 Tiere) am Kolli (Suomi) den kompletten Sommer in Waldweite! Da gibt es nen Nachtpferch mit Labyrinth Eingang & jeweils 2 Hüte- & 3-4 Schutzhunde!



        2 x am Tag werden die Hunde gefüttert & alle 1-2 Wochen der Pferch umgesetzt!



        Das geht problemlos, trotz Bär, Wolf Vielfrass uvam am "Raubzeug" in der Gegend.



        Verluste sind in den letzten 10 Jahren an 2 Händen anzuzählen, wobei unklar ist ob die Schafe einen Unfall hatten & dann gefressen wurden oder das ein Riss war!



        .



        30-50 Tiere kannst du Nachts "mit auf dem Balkon" nehmen :-)) Da reicht einen E-Hürde von 15-20m Durchmessen am Abend & 1 Hütehund für's treiben!

  • Es ist ein Armutszeugnis, dass wir von Entwicklungsländern fordern, dass sie bitte die Artenvielfalt erhalten sollen und wir, eines der reichsten Länder der Erde sind nicht in der Lage mit nur einem Beutejäger klar zu kommen.



    Neben Elektrozäunen ist die Ausbildung und Anschaffung von Hüte- und Herdenschutzhunden ein Weg, der für entsprechende Abschreckung sorgt.



    Sollten wir uns einfach mal leisten.



    Der Bauernverband rechtfertigt die Zerstörung von Land und Arten auf vielfältige Weise. Eine grüne UmweltministerIn sollte andere Lösungen finden können.

    • @Philippo1000:





      WIR sind in der Realität die Weidetierhalter an der Wolfsfront, die de facto die Wahl haben, uns auf eine zermürbende Aufrüstungsspirale einzulassen, die wir am Ende nur verlieren können, oder die Weidetierhaltung gleich aufzugeben. Bisher wurden bundesweit ca 60 Millionen € für Präventionsbeihilfen als Billigkeitsleistung über die Länder gezahlt, der Löwenanteil der Gesamtkosten bleibt allerdings an den Weidetierhaltern selbst hängen, von dem Faktor Arbeitsaufwand ganz zu schweigen.



      Trotz dieser gewaltigen Aufwendungen steigen die Rissschäden völlig ungebrochen analog zu den Wolfszahlen, was ja wohl eindeutig die Unsinnigkeit deines Lösungsvorschlags belegt.



      Auch wenn das Wolfs-Mariechen aus dem klimatisierten NABU-Hauptstadtbüro immer wieder füßchenstampfend Herdenschutz als die einzige Wahrheit propagiert( naja, ist halt ihr Job):



      Funktionierender Herdenschutz bedeutet erheblich mehr als nur Wölfe vom Vieh abzuhalten. Er muss zumutbar, bezahlbar und mit einem tragbaren Risiko verbunden sein. Und es ist nicht Frau Neuwald oder ihr Arbeitgeber, die die Zumutbarkeit definieren, sondern jeder Weidetierhalter auf Grund seiner ganz individuellen Verhältnisse. Wenn weiterhin die notwendigen passiven Herdenschutzmaßnahmen nicht durch aktives Wolfsmanagement flankiert werden, wird in naher Zukunft ein Weidebetrieben nach dem anderen die Reißleine ziehen und das Handtuch schmeißen, mit irreparablen Schäden für unsere angeblich soo unverzichtbare Artenvielfalt. Ahnungslose Unbetroffene wie du sind im Prinzip die Ursache, daß gerade jahrhundertealte Fähigkeiten mit der damit verbundenen Nutztiergenetik schmerzfrei in die Tonne getreten werden, abstruserweise für ein Raubtier, das nirgends auf der Welt ernsthaft bedroht ist und einfach keine Funktion in einer weidetiergeprägten Kulturlandschaft hat, sondern zum Schädling werden muss.

  • Niemand denkt darüber nach, was es eigentlich mit der Pysche von Bauern macht, solche Risse vorzufinden. Das blutige Thema wird von Seiten der Wolfsfreunde nur in pekuniärer Hinsicht behandelt. Das ist zu billig.

  • Kein Wunder, wenn die Wolfpopulation ohne Regulierung (außer durch Auto-



    Unfälle wächst. Hochrechnung wäre interessant, wieviel Wölfe wir in 5 Jahren



    ohne Eingriff hätten.

    • @Hubertus Behr:

      Hochrechnung wäre interessant, wieviel Wölfe wir in 5 Jahren ohne Eingriff hätten.



      ---



      Ist gar nicht so schwer. Reviergröße hängt vom Futtermenge ab.



      Wenn kein Platz ziehen Jungwölfe "in die weite Welt hinaus"!



      Ist also unwahrscsheinlich, das "Hr & Fr. Wolf dich aus deiner Wohnung, weil Eigenbedarf, raus werfen! :-)