Frauen und ihre Teilzeitjobs: Work-Life-Balance in Progress
Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit als Männer. Das zeigt mal wieder: Deutschland hinkt in der Gleichberechtigung seinem Anspruch hinterher.
N ews aus der Arbeitswelt: Die Hälfte der arbeitenden Frauen haben Teilzeitstellen. Äh, wo ist da die News? Ja, richtig, es ist eine neverending story. Dabei räumt die Gesellschaft mit dem traditionellen Geschlechterbild seit Jahrzehnten mehr oder weniger auf.
Ebenso klar ist seit langem, dass die Berufstätigkeit von Frauen vor allem für sie selbst von Vorteil ist: materielle Unabhängigkeit, eine eigene und im besten Fall auskömmliche Rente, soziale Kontakte, Wertschätzung.
In Endlosschleife fest hängen zudem die Begründungen zu den aktuellen Zahlen, die die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei bekannt gegeben hat: fehlende Kitaplätze und Betreuungspflichten gegenüber Pflegepersonen, familiärer Beschluss (mein Mann verdient einfach mehr), eigene Entscheidung (ich will mich nicht so kaputtrackern). Manche Frauen aber finden keine Vollzeitstelle (mehr). Das wiederum ist angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels in nahezu allen Branchen überraschend. Möglicherweise steckt dahinter nach wie vor ein traditionelles Denken von Arbeitgeber:innen: einmal Teilzeit, immer Teilzeit.
Fatal – zuallererst für die Frauen, von denen viele aus ihren prekären Stundenjobs nicht mehr rauskommen, aber auch für die Wirtschaft und die Gesellschaft und selbst für die Familien. Denn auch das belegen Studien seit Jahren: Sind die Eltern zufrieden, geht es auch den Kindern gut. Es kommt stärker auf die Qualität der gemeinsamen Zeit an und nicht vordergründig auf die Quantität. Und immer mehr Väter wollen intensiver für die Familie da sein.
Doch zwischen Anspruch und Tat klafft bekanntermaßen nach wie vor eine Lücke. Um die Gleichstellung, die noch immer stark mit dem Arbeitsmarkt verknüpft ist, ist es wohl doch nicht so gut bestellt, wie wir gemeinhin glauben. Warum ist es so schwer, die erfolgreiche Work-Life-Balance der Niederlande, die 32-Stunden-Woche für Mutter und Vater, hierzulande zu etablieren? Denn wollen müssten sie es alle: Fachkräfte suchende Unternehmen, arbeitswillige Frauen, familienorientierte Männer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen