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Proviant einsacken am Hotel-BuffetDas Milchflaschen-Debakel

Meine Frau und ich wollten uns am Frühstücksbuffet des Hotels mit ein bisschen Proviant für den Tag eindecken. Fast wäre es gut gegangen.

Steht da nicht auch die Verpflegung für den Rest des Tages? Hotelbuffet in Berlin Foto: dpa | Christoph Soeder

W enn wir in Hotels übernachten, nehmen wir nichts mit. Manchmal ein Handtuch, manchmal einen Bademantel, manchmal eine Decke, manchmal eine Glühbirne, manchmal eine Fernbedienung – mehr nicht. Aber ein belegtes Brötchen, das muss sein. Genauer gesagt, immer sechs belegte Brötchen als Proviant für den langen Tag. Drei für mich, drei für meine Frau Eminanim. Meine Frau und ich teilen uns die Schmiere-Arbeit selbstverständlich immer auf. Ich sitze Schmiere und Eminanim schmiert die Brötchen.

Nachdem wir heute Morgen im Frühstücksraum ausgiebig gefrühstückt haben, flüstere ich meiner Frau zu:

„Eminanim, keine Angst, alle sind mit sich selbst beschäftigt. Du kannst in Ruhe arbeiten. Ich möchte meine Brötchen mit viel Käse, Marmelade und Honig haben.“

„Osman, deine Brötchen habe ich bereits gemacht. Für mich musst du noch drei Scheiben Hühneraufschnitt holen“, flüstert sie zurück.

Ich muss zugeben, dass während des Schmierens unsere Nerven völlig blank liegen. Niemand will wegen eines Brötchens vor allen Leuten als Dieb dastehen.

Ein paar Minuten später sind die sechs Brötchen fertig und zusammen mit dem ganzen Obst in der eigens dafür mitgebrachten Handtasche Eminanims deponiert.

„Osman, schau doch, unter dem Müslitisch stehen jede Menge Milchflaschen. Nimm auch zwei Flaschen Milch mit. Aber meine Handtasche ist bereits voll“, murmelt Eminanim mit glänzenden Augen.

Lockeren Schrittes gehen wir an der Rezeption vorbei

„Kein Problem, die beiden Flaschen passen locker in meine Innentaschen“, lächele ich souverän.

Gut gelaunt stehen wir auf und wie beiläufig bücke ich mich unter den Müslitisch und schnappe zwei Flaschen Milch und stecke sie blitzschnell in die Innentaschen meiner Jacke. Mit dem Flaschenhals nach unten, weil der Boden der Flaschen zu breit für meine Jackentaschen ist.

„Osman, jetzt hast du im Hemd mehr als ich. Nicht mal während des Stillens hatte ich zwei Liter Milch auf einmal“, lacht Eminanim.

„Geschlechtergleichheit. Wenn Gendern, dann richtig“, grinse ich.

Als wir lockeren Schrittes ganz cool an der Rezeption vorbeigehen, macht es genau in dem Moment ‚plop-plop‘ und zwei Liter Milch ergießen sich wie ein Wasserfall über meine Jacke, meine Hose, meine Schuhe und von da auf den teuren, roten Teppichboden. Ich weiß nicht, was ich machen soll, und bleibe mit hochrotem Kopf wie angewurzelt stehen.

Eminanim reißt aus ihrer Tasche panisch ein paar Servietten, um den versauten Teppichboden zu reinigen. Dabei springen mehrere Brötchen raus. Zur Abwechslung belegen jetzt unzählige Käse- und Hühneraufschnitte den Boden.

„Hoppla, wo kommen denn plötzlich die ganzen Brötchen her?“, stottert Eminanim mit hochrotem Kopf. Ich bin nicht mal in der Lage so einen Schwachsinn rauszubringen.

Ich laufe einfach davon … verfolgt von einer langen weißen Spur!

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8 Kommentare

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  • Ich finde immer noch, "Alles getürkt" ist wie eine der Geschichten von Ephraim Kishon in kleiner Kolumnenlänge. Danke! Und Eminamin ist wohl eindeutig auch "die beste Ehefrau von allen".



    Heimlich Essen am Buffet sammeln für später ist wie heimlich im Unterricht essen/lesen/spicken: Lehrkräfte und Restaurantfachleute sehen ALLES, aber sie übersehen vieles ;)

  • ...die kleinen Sünden bestraft Gott sofort...

  • Sehr schön inszenierte Komödie! Typisch deutsch. :-D

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Was singt Mann dazu?



    "MimamüMä Muuuh."



    www.youtube.com/watch?v=__YB9f5CHcE

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Lob an die Bahn mit InterCity Hotels! Im Urlaub an der Ostsee gab es dort Papiertüten und die Aufforderung sich Proviant mitzunehmen.

  • Fehlte wohl die fachkundige Beratung von Mehmet...

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Liggers. …und auch die Milch der frommen Denkungsart! Wollnich

      unterm—— Denkart—-



      “ Stammt aus "Wilhelm Tell" von Friedrich Schiller (deutscher Dichter, 1759-1805). Dort heißt es:



      Ich lebte still und harmlos - Das Geschoss



      War auf des Waldes Tiere nur gerichtet,



      Meine Gedanken waren rein von Mord -



      Du hast aus meinem Frieden mich heraus



      Geschreckt, in gärend Drachengift hast du



      Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,



      Zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt -



      Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele setzte,



      Der kann auch treffen in das Herz des Feinds.“

      Ursprünglich hieß es also "Denkart", "Denkungsart" wird heute jedoch öfter benutzt.“



      Thnx a lot for assist - 🙀🥳 - 🥛-



      ———



      www.redensarten-in...woe=an&sp0=rart_ou

  • Proviant einsacken am Hotel-Buffet?



    ---



    Osman, Du übertreibst mit der Anpassung an die Bio-Deutschen!:-))



    Ich verrate Dir aber ein Geheimnis aus dem Bereich "staff only"!!



    Die ANDREN können auch nicht, ohne das es auffällt, am Morgen am Büfett ihr "Lunchpaket klauen"!



    Die "glauben das nur". weil das Personal gnädig wegschaut!



    Es ist wirklich "peinlich" beim Frühstück zuzusehen, wenn "Landsleute" diese Nummer abfahren & nicht wissen, das "alles was auf dem Büfett stand" beim Abräumen in den Müll geht!



    Die einfache Frage "Darf ich?" bzw. ein kleiner "Obolus" macht es sehr oft möglich, sich ein "Lunch-Paket" zu bauen, mit zu nehmen! :-)



    Also Osaman, sag's auch Eminanim:



    "Wenn Ihr fragt, gibt es oft auch noch ne kleine schmucke Tüte zum Einpacken dazu & ihr könnt mit "erhobenen Kopf", damit offen an den "Kartoffel" vorbeigehen & die auslachen!"



    Grinse-Gruss Sikasuu