Pilze, Klima und Explosion bei SpaceX: Rückkehr der Killerpilze
Raketen explodieren und Pilze nisten sich vielleicht bald in uns ein. Wenn die Welt untergeht, ist Rauchen und Schwänzen nicht mehr so schlimm.
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D ie Minderjährige, die zu meiner Hausgemeinschaft gehört, findet Rauchen, Trinken oder Zahnarzttermin-Schwänzen neuerdings gar nicht mehr so schlimm. Ist doch eh egal, wenn die Welt bald untergeht. Wenn erst Pilze die Gehirne der Menschheit befallen und komplett die Kontrolle übernehmen, spielt es keine Rolle mehr, ob man vorher jeden Tag Sport gemacht, für eine Wärmepumpe gespart oder Müll getrennt hat.
Ich so: Hahaha, so einen Quatsch kann man auch nur glauben, wenn man sich in jeder freien Minuten auf TikTok herumtreibt, statt „Tagesthemen“ zu schauen, Deutschlandfunk zu hören und die taz zu lesen.
Nun ja, hüstel, leider muss ich einräumen, dass ich in diesem Punkt falsch gelegen habe. Tatsächlich gibt es einen Pilz namens Ophiocordyceps unilateralis, der Ameisen befällt und innerhalb weniger Tage ihr Verhalten manipuliert. Der Zombie-Fungus-Parasit ist äußerst variabel und könnte in der Zukunft – würde er angesichts der Erderwärmung mutieren und sich höheren Temperaturen anpassen – durchaus nicht nur Insekten befallen.
Dieses Szenario ist in dem Videospiel „The Last of Us“ (über 20 Millionen Mal verkauft) und der daraus entstandenen gleichnamigen TV-Serie (bisher über 30 Millionen Mal angeschaut) Realität geworden. Ich weiß davon, weil ein neuer Streamingdienst auf unserem Smart-TV aufgetaucht ist. Ich weiß nicht, welcher Fungus da die Kontrolle übernommen hat.
Filme und Serien simulieren die Welt nach Ökokatastrophe
Wenn also beispielsweise Extrembergsteiger Reinhold Messner in der Talkshow „Maischberger“ für die Bewegung der Letzten Generation keinerlei Verständnis aufbringen kann, dann kann es nur an einem liegen: Er schaut zu wenig Fernsehen und hat vermutlich keine Playstation. Bevor also ein Bürgerkrieg ausbricht, wie Messner befürchtet, sollten alle Klebe-Kritiker*innen sich mal vor Augen führen, womit die junge Generation aufwächst.
Eine endlose Vielzahl von Videospielen, Filmen und TV-Serien simuliert eine Welt nach einer Ökokatastrophe oder einem anderen existenzbedrohenden Ereignis. In „Peripherie“ wird ein von Pandemien und Umweltkatastrophen dezimiertes London im Jahr 2099 bereist. Auf den Straßen werden Menschen künstlich projiziert, damit die Überlebenden nicht völlig depressiv werden. In „Avatar“ besiedeln Menschen fremde Planeten, weil sie ihren eigenen zerstört haben. In „Elysium“ haben sich die Reichen auf eine paradiesische Raumstation zurückgezogen, um der verseuchten Erde zu entfliehen. Und so weiter.
Wenn man Science-Fiction als Nachdenken über die Zukunft versteht, dann gehören die Aktivist*innen der Letzten Generation also noch zu den Hoffnungsvollen. Sie glauben die Welt noch retten zu können, wenn sie nur fest genug kleben. Auch Robert Habeck gehört zu den großen Optimisten unserer Zeit, der kein Windrad und keine Wärmepumpe ungestreichelt lassen würde, um die Erderhitzung abzumildern. Deshalb ist er auch immer so in Eile mit Gesetzesvorlagen. Fehler? Leute, er rettet den Planeten, jetzt kommt doch nicht mit Kritik an Spiegelstrichen in seinen schönen Plänen!
SpaceX, direkt nach Start explodierte
Der Tech-Multimilliardär Elon Musk hingegen sieht es pessimistischer. Zwar hat er Tesla für den Fall geschaffen, dass menschliches Leben auf der Erde möglich bleibt. Seine Leidenschaft gehört jedoch seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX, um die Besiedlung anderer Planeten vorzubereiten. Dass dabei diese Woche die Riesenrakete „Starship“ drei Minuten nach dem Start Mission abgebrochen werden musste, ist ein Grund zum Jubeln. Immerhin ist sie gestartet. Rückschläge kennt Musk nicht. Er lebt nach Christian Lindners Motto: „Probleme sind nur dornige Chancen.“ Der Finanzminister hat den Spruch vermutlich in einem Glückskeks gefunden.
Da in unserer Hausgemeinschaft glückskeksloses Sushi bevorzugt wird, sieht die Minderjährige Probleme nur als Probleme. Und von denen sollte man am besten die Finger lassen. Man weiß ja nie, ob irgendwo nicht doch ein Zombie-Pilz lauert.
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