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Deutsche Umwelthilfe und fossile HeizungenNicht genug Wasserstoff zum Heizen

Beim Heizungstausch warnen Verbände Ver­brau­che­r:in­nen vor sogenannten H2-ready-Geräten. Wärmepumpen können in viele Gebäude eingebaut werden.

Ventilator einer Wärmepumpe Foto: imago

Berlin taz | Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt vor Schlupflöchern beim anstehenden Heizungsaustausch, die das Ende fossiler Anlagen herauszögern – und Ver­brau­che­r:in­nen teuer zu stehen kommen – können. Diese Gefahr sehen die DUH und andere Organisationen. Hintergrund ist die Zulassung sogenannter H2-ready-Geräte. Das sind Gasheizungen, die auf Wasserstoff umrüstbar sind.

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen ab 2024 keine Gas- und Ölheizungen mehr in neue Gebäude eingebaut werden dürfen. Bestehende fossile Heizungen sollen nach und nach ausgetauscht werden. Der Einbau von Gasheizungen, die mit Wasserstoff betrieben werden können, soll aber weiterhin möglich sein. Entsprechende Geräte sollen mit einem „H2-ready“-Zeichen versehen werden. Voraussetzung für eine Betriebserlaubnis ist, dass für die Versorgung vor Ort ein Plan für die Errichtung eines Wasserstoffnetzes existiert.

Die DUH hält die Zulassung und den Verkauf von „H2-ready“-Geräten für Täuschung von Verbraucher:innen. Sie geht davon aus, dass es nicht genügend Wasserstoff zum Heizen geben wird. „Es ist beschämend, wie Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell mit falschen Versprechungen in die Irre geführt werden“, sagte DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz am Mittwoch vor Journalist:innen. „Sie sind es, die am Ende für teures Geld auf fossilen Heizungen sitzen bleiben.“

Die DUH fordert, dass die Bundesregierung die Wärmepumpe in den Mittelpunkt des Heizungsaustauschs stellt. Das Bundeswirtschaftsministerium geht zwar davon aus, dass die Wärmepumpe künftig die Standardlösung sein wird. Es wird dafür allerdings scharf kritisiert, etwa von der FDP, die auch beim Heizungsaustausch auf „Technologieoffenheit“ pocht – und deshalb die H2-ready-Geräte in den Gesetzentwurf verhandelt hat.

Wärmepumpe oft ohne Vollsanierung möglich

Auch der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) kritisiert die vorgesehene Zulassung wasserstofffähiger Gasheizungen als „Etikettenschwindel“. Wasserstoff werde auf mittlere und lange Sicht nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, um damit in Privathaushalten zu heizen. Davon ist man auch dort überzeugt. Jetzt drohten „massive Fehlinvestitionen in Geräte, die in wenigen Jahren wieder ausgetauscht werden müssen“, sagte bne-Geschäftsführer Robert Busch. Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) sieht das ähnlich. „Was zählt, ist der tatsächlich genutzte Brennstoff und nicht der, den man irgendwann zu nutzen gedenkt“, sagte BEE-Präsidentin Simone Peter.

Um über die Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden und die damit verbundenen Kosten zu informiren, hat die DUH hat mit dem Energieberaterverband GIH ein „Faktenpapier“ herausgegeben. Wärmepumpen ließen sich in den meisten Gebäuden auch ohne Vollsanierung installieren, heißt es darin. Ohne weitere Maßnahmen könnte danach in der Hälfte der Gebäude eine Wärmepumpe eingebaut werden.

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8 Kommentare

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  • Wer wohnen will, muss halt zahlen. Der in die Pleite getriebene Rest kriegt halt Zelte von der Koalition als Wahlkampf-gimmick

  • 2023 so: "Wasserstoff werde auf mittlere und lange Sicht nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, um damit in Privathaushalten zu heizen".

    1993 so: "Wärmepumpen werde auf mittlere und lange Sicht nicht technisch in der Lage sein in ausreichendem Maße Privathaushalten zu heizen".

    Ich verstehe gut die Kritik an der fehlenden Technologie-Offenheit.

    • @Benzo:

      Jein. Das Statement zu Wärmepumpen ist 30 Jahre alt, oder?



      Technologieoffen kann man sein, wenn man Zeit zum Experimentieren hat. Diese Zeit wurde aber v.a. in der Äre Merkel verplempert.

  • Wärmewende? Läuft!



    Das Ziel ded Artikels ist ja her, doch wer eine solche Investition tätigt, lässt sich höchstwahrscheinlich vorher beraten.



    Ist ja auch kostengünstig unabhängig möglich, z.B. durch die Verbraucherberatung.



    Werbung für Wärmepumpen wurden im Vorfeld von der Bundesregierung deutlich gemacht.



    Die Förderung von 40% spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.



    Wer hier falsche Versprechungen gibt, weiss ich nicht, das FDP Modell ist jedenfalls eine rein theoretische Alternative.



    Allerdings ist die Geschichte mit der Wärmepumpe eben doch nicht ganz so einfach.



    Beim Neubau sind keine Probleme zu erwarten, im Bestand sind allerdings nur 50% der Gebäude ohne Weiteres auf die neue Technik umzurüsten.



    Der Artikel spricht hier von " den meisten Gebäuden", die sich auch ohne Vollsanierung umrüsten lassen.



    Das kann man/ frau ebenfalls als irreführend bezeichnen.



    Es ist gut, dass es auch noch andere Heizmöglichkeiten gibt.



    Dass zukünftig Viele in Gas oder Öl investieren, halte ich für völlig abwegig.



    Wer es kann, investiert in regenerative Energien.



    Klar dürfte aber auch sein, dass die Bestandsgebäude mit dem höchsten energetischen Sanierungsbedarf, den Ärmeren gehören.

  • Aufgrund des Wirkungsgrades (Strom erzeugen, damit Wasserstoff herstellen, dann verfeuern) kann ich mir nicht vorstellen, dass Wasserstoff sich in nennenswertem Umfang wirtschaftlich oder ökologisch lohnt.

    Das Problem liegt ganz woanders:

    "Ohne weitere Maßnahmen könnte danach in der Hälfte der Gebäude eine Wärmepumpe eingebaut werden."

    Damit bleibt nach Adam Riese noch eine Hälfte.

    Wärmepumpen sind eine sinnvolle Zielvorstellung als Standard-Heizung, da diese Wärmequelle bisher am wenigsten genutzt ist.



    Doch sie ist eben nicht überall verwendbar - z.B. weil nicht alle Regionen geologisch so beschaffen sind wie Habecks flache Heimat Schleswig-Holstein. Und auch dort dürfte gefährdete Insel- und Küstenlagen Probleme mit sich bringen -



    ganz abgesehen von den praktischen und finanziellen Folgen der Zwangssanierung.

  • „Es ist beschämend, wie Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell mit falschen Versprechungen in die Irre geführt werden“



    Das ist nur zu wahr. Wärmepumpen, für die es den erneuerbaren Strom schlicht nicht gibt...



    "Wasserstoff werde auf mittlere und lange Sicht nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen, um damit in Privathaushalten zu heizen."



    Ökostrom aber auch nicht. Aber vielleicht kann man ja "auf mittlere und lange Sicht" Wasserstoff aus Katar verstromen... äh...



    „Was zählt, ist der tatsächlich genutzte Brennstoff und nicht der, den man irgendwann zu nutzen gedenkt“



    Ein wahres Wort. Und der "tatsächlich genutzte Brennstoff" der Wärmepumpen ist... fossil...

    • @sollndas:

      diese ganzen foerdermassnahmen, die ja nur funktionieren, wenn man den grossteil eben selber aufbringen kann…



      warum nicht solaranlagen auf jedes dach, finanhiert durch zinslose kredite von der regierung?

  • Das Dokument von der DUH ist nicht besonders aufschlußreich:



    1. Es weredn nur kleine Höuser vorgestellt, kein einziges Mietshaus mit mehreren oder gar viele Parteien.



    2. Es werden keine Infos zu Heizkosten vorher - nachher gegeben



    3. Die Häuser wurden anscheinend so ausgewählt dass etliche erforderliche Massnahmen shcon vorher (in Eigenleistung, das kann auch nicht jeder= erbracht worden waren



    NIcht besonders glaubhaft.