Captain Kirk gegen Weltzerstörung: Despoten sollten „Star Trek“ gucken
Was sich auf der Erde abspielt, ist schrecklich. Man sollte Diktatoren wie Putin zum „Star Trek“-Schauen verdammen, sie würden viel lernen.
Niemand braucht hellseherische Fähigkeiten, um zu wissen, dass unsere Gegenwart in 500 Jahren als „Zweites Mittelalter“ bezeichnet werden wird. Denn was sich derzeit auf dem Planeten namens Erde abspielt, ist schlimm, ist wie Pest und Leibeigenschaft, ist wie Inquisition und sinnloses Gemetzel im Namen geschichtsrevisionistischen Wahns oder gotteslästerlicher Credos – so wie es damals war. Es ist nicht das Mittelalter der Wissenschaft und Künste, sondern das Mittelalter der Verwerfungen und des Todes, was unsere Nachgeborenen meinen werden.
Es reicht, sich „Star Trek“-Filme anzuschauen, um das zu verstehen. Immer wieder werden die Held*innen dieses epochalen Werks, die im 24. Jahrhundert oder so leben, auf Zeitreise in unsere Gegenwart geschickt, und ihr Fazit ist verheerend: Sie sind entsetzt ob der Umweltzerstörung, der Luftverschmutzung und der Kriege um winzige Territorien, wo sie doch wissen, dass das Universum so riesig ist. Nationalstaatliche Interessen – da kann einer aus dem 24. Jahrhundert nur lachen.
Okay, ich sehe, es ist schwer, mir zu folgen. Hier ein Versuch im Kleinen. Neulich im Radio: ein Bericht über die Zerstörung der Ostseepipelines. Der Kommentator meint, dass die Länder zukünftig ihre Technologie, die sie in die Meere versenkten, teuer schützen müssten. Und ich frage, welches Land schützt was wo auf dem offenen Meer? Wer was in Hoheitsgewässern? Russland etwa in deutschen, weil Nord Stream mehrheitlich Gazprom gehört? Das möcht ich mal sehen.
Die ganze Sache ist absurd, wie auch das Nationalstaatsdenken angesichts internationaler Gefahren – Klimawandel, Atomraketen, Killerviren, Artensterben – absurd ist. Was sich auf der Erde abspielt, ist, aus dem Weltraum beobachtet, ein Horrorszenario. Alexander Gerst, der echte Astronaut, hat Ähnliches gesagt.
Die Held*innen sind entsetzt ob der Kriege um winzige Territorien, wo sie doch wissen, dass das Universum so riesig ist
Nur wie kriegt man die Leute, die wissentlich diesen Planeten zerstören, weil ihr Horizont, den sie für das Maß aller Dinge halten, beschränkt ist, wie kriegt man insbesondere diese Despoten, diese Kims, diese Mullahs, diese Putins, dazu, dass sie sich die Erde aus der Distanz angucken? Das weiß ich auch nicht. Aber ich habe eine Vision.
Ich hoffe, dass eine unbekannte Macht diese gegenwärtigen und zukünftigen Diktatoren mental gefangen nimmt. In ihrer Gefangenschaft dürfen sie nur noch einer Beschäftigung nachgehen. Sie müssen sämtliche „Star Trek“-Folgen aus den letzten 57 Jahren anschauen, „Voyager“, „Enterprise“, „Deep Space Nine“ und was es alles gibt. Sind sie mit allen Serien durch, fangen sie wieder von vorn an. Sie werden Fans werden von Captain Janeway oder Captain Kirk, Captain Uhura, Scotty oder Seven of Nine, sie werden erfahren, was Borg und Klingonen sind, sie werden den Formwandler Odo lieben und diverse Androiden, sie werden sich wünschen, mit dem Bathlet kämpfen zu können oder sich mit anderen zur Gedankenverschmelzung zu treffen – ach, Letzteres erst mal doch lieber nicht.
Und sie werden durch ihr „Star Trek“-Studium lernen, dass Kooperation wichtig ist. Dass humanistisches Verantwortungsbewusstsein und Respekt vor dem Leben die Grundlage des Handelns sein müssen, wie es die Planetenföderation bei „Star Trek“ tut. Dass Zusammenhalt, Weitsicht und Liebe zählen. Dass es wichtig ist, anderen Menschen gegenüber tolerant zu sein, Konflikte friedlich zu lösen. Und dass es sinnlos ist, sinnlose Kriege anzuzetteln. Sie werden lernen, dass wir nur überleben können, wenn wir nach Frieden und Ausgleich streben.
In ihrer mentalen Gefangenschaft werden die Despoten ihre Winzigkeit begreifen. Und wenn sie nach Jahren des Studiums innerlich gereift sind, dürfen die Putins, Trumps, die Xis und Ypsilons, verkleidet etwa als Romulaner, auf „Star Trek“-Conventions gehen, also auf Versammlungen von „Star Trek“-Fans. Und dann werden sie, wenn sie die echten „Star Trek“-Schauspieler*innen dort treffen, zu ihnen sagen können, wie es jener Skinhead zu Michelle Nicols, die Captain Uhura war, gesagt hat: Dass sie Arschlöcher waren, andere verachteten und schlimme Dinge taten, dass sie durch „Star Trek“ aber zu guten Menschen wurden.
Zu simpel? Ja, doch. Aber so schön!
Leser*innenkommentare
Wurstfinger Joe
Wieso nur Despoten? Auch abwärts bis zu manchem Otto Normalbürger wäre eine derartige Behandlung angebracht, wobei man anmerken sollte, daß James T. Kirk eher noch eine Art Space-Cowboy war und das Ganze erst mit Picard richtig Fahrt aufnahm.
Ingo Bernable
Allerdings brauchte es Star Trek-Universum auch erst einen globalen Atomkrieg(2026–2053) damit die Menschheit bzw. das was von ihr noch übrig war begriff, dass sie so nicht weitermachen konnten.
"dass unsere Gegenwart in 500 Jahren als „Zweites Mittelalter“ bezeichnet werden wird"
Auf dem derzeitigen Weg wird das Jahr 2500 noch mitten im "zweiten Mittelalter" liegen, die Zeit die es braucht bis sich das Weltklima wieder erholt wird nämlich auf rund 1000 Jahre geschätzt und nochmal rund 5 Mio. Jahre um das derzeitige Artensterben wieder auszugleichen.
Willi Müller alias Jupp Schmitz
Wie war das noch
... I had a dream...
Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt...
Stoffel
Die Despoten stehen eher auf Star Wars und Senator Palpatine.
TheBox
Ich habe schon Leute schwurbeln gehört, dass nicht nur die Orcs aus den Fantasywelten, sondern auch die Klingonen aus Startrek propagandistisch-antirussische Prototypen sind.
Herma Huhn
@TheBox In der zwei-Block-Welt in der StarTrek ursprünglich mal geschrieben wurde, war die Föderation der kommunistische Block, der gegen die barbarischen Hinterwäldler und später die militaristischen Neuweltler kämpfte.