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Axel Springer-VerlagDöpfner will KI-Journalismus

Springer-Chef Mathias Döpfner behauptet, Jour­na­lis­t*in­nen könnten durch eine KI ersetzt werden. Das sorgt international für Aufregung.

Mathias Döpfner Foto: Imago

H ierzulande regen sich ja noch alle über die von Mathias Döpfner angekündigten Stellenstreichungen bei Welt und Bild auf. Währenddessen beschäftigt die internationale Medienwelt ein ganz anderer Aspekt aus dem fröhlichen Ankündigungskatalog des Springer-Chefs. „German publisher Axel Springer says journalists could be replaced by AI“, titelt beispielsweise der britische Guardian. Will Daniel schreibt auf fortune.com schon etwas weniger reißerisch, dass Döpfner gesagt habe: „A.I. is making some journalists obsolete“, und CNN formuliert hübsch maliziös: „The owner of Insider and Politico tells journalists: AI is coming for your jobs.“ Heißt es jetzt also nicht nur bei Gruner + RTL, sondern auch bei Springer „Rette sich, wer kann“?

Nun konnten argwöhnische Le­se­r*in­nen bei den Meinungsentgleisungen von Welt-Chef Ulf Poschardt immer schon mal den Eindruck haben, hier hätte ChatGPT zumindest nachgeholfen. Doch gerade Kommentare meint Döpfner ja ausdrücklich nicht. Vielmehr werden seiner Meinung nach Kommentare und investigative Recherchen das sein, was vom Journalismus auch in der digitalen Welt übrig bleibt. Und vor allem, was weiter von Menschen gemacht wird.

Wie da mit deutlich weniger Personal in den Redaktionen ein Schuh draus werden soll, müsste allerdings noch erklärt werden. Wobei die jüngsten medienpolitischen Skandale wie der beim RBB ja nicht mehr von Bild, sondern von Springers personell jetzt auch nicht so dolle besetztem Onlinemagazin Business Insider enthüllt wurden.

Mehr Raum für Investigativrecherchen

100 Millionen will Döpfner im deutschen Mediengeschäft einsparen. Das freut die Mit­in­ha­be­r*in­nen von KKR, schließlich gehören 35 Prozent des Konzerns dem Finanzinvestor aus den USA. Und auch Döpf­ners eigenes Aktienpaket dürfte durch die beabsichtigte Gewinnsteigerung noch mal hübsch an Wert zulegen. Investiert werden soll natürlich auch, wobei nun viele bei Springer rätseln, ob hier in erster Linie Mensch oder Maschine gemeint ist.

Mit einem hat Döpfner in jedem Fall recht. Die technische Produktion journalistischer Beiträge braucht keine Menschenhände mehr. Das ist allerdings weder eine ganz neue Erkenntnis noch eine schlechte Nachricht. Gerade im Printbereich zieht sich diese Entwicklung seit dem Abschied vom Bleisatz schon über Jahrzehnte hin.

„Doch es wird eine neue Berufsgruppe gebraucht, in die Döpfner die 100 Millionen investieren sollte“, meint die Mitbewohnerin. „Denn wer sonst soll die KI-Modelle trainieren und ihre vorgeschlagenen Texte bewerten und kontrollieren? Wer entscheidet, welche Themen gesetzt werden? Und wer lernt von wem? Alles große Fragen in Zeiten des digitalen Umbruchs. Und Mensch, was passiert eigentlich, wenn alle zukünftigen Journalisten Döpfners KI-Kopien sind?“

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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4 Kommentare

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  • Ach was! ©️ Loriot



    “…meint die Mitbewohnerin. „Denn wer sonst soll die KI-Modelle trainieren und ihre vorgeschlagenen Texte bewerten und kontrollieren? Wer entscheidet, welche Themen gesetzt werden? Und wer lernt von wem? Alles große Fragen in Zeiten des digitalen Umbruchs. Und Mensch, was passiert eigentlich, wenn alle zukünftigen Journalisten Döpfners KI-Kopien sind?“

    Genau Genau - Worthülsensalat trainiert Worthülsensalat! Woll!



    & Weisheit der Creek =>



    “Am Ende werdet ihr entdecken - daß frauman auch weiterhin verdorbenverdöpfnerte Springer-Produkte nicht essen kann“ - weil ungenießbar • 🥴🤢🤮🤑

    Na Mahlzeit

    Howgh - ich habe gesprochen!

    & als Schlagobers für die tazis -



    O-Ton Döpfi Tropfi - the fool =>



    “Heute geht es um die Zukunft der ganzen Branche. Dennoch sollten wir genauso wenig nach dem Staat rufen, wie es die taz vor 25 Jahren getan hat. In der Phase der Transformation benötigt die Verlagsbranche stattdessen neben wirtschaftlichem und intellektuellem Wettbewerb Einigkeit in den ganz grundsätzlichen medienpolitischen Fragen. Einigkeit, die sicherstellt, dass künftig weiter gestritten werden kann. Im Wettbewerb und vor allem in der gesellschaftlichen und politischen Debatte. Und da, ja, liebe taz-Genossen, sind sogar Allianzen zwischen taz und Bild (aka LÜGT) denkbar.



    MATHIAS DÖPFNER



    taz.de/-Vor-25-Jah...-die-taz/!5400293/



    “+++Vor 25 Jahren rettete die Genossenschaft die taz.



    Heute ist weit mehr bedroht als eine einzelne Zeitung, sagt Mathias Döpfner“



    Klaro! =>



    “Nur die allerdümmsten Kälber -



    Wählen ihre Schlächter selber!“ Woll

    Scheunen Sündach ook - 🙀🥳 -



    Hol wiss un lot mi an Lann

  • Naja, bezogen auf so manchem Kolumnisten hätte er da schon recht.

  • Bestimmt ein geiler Beruf. KI-Trainer.

  • Bei der BILDzeitung klappt das bestimmt, Gala und Bunte sind auch völlig KI komptibel...