piwik no script img

Landesarmutskonferenz„Altes Kind mit neuem Namen“

Zur Veranstaltung „Wir kommen wählen“ sind wohnungslose Menschen und Berliner Po­li­ti­ke­r*in­nen zum Dialog im Berliner Hofbräu Wirtshaus gekommen.

Wohnungslose haben ein Lager im Rudolph-Wilde-Park in Berlin Schöneberg errichtet Foto: dpa/Paul Zinken

Berlin taz | „Berlin kann sich von Wien eine Scheibe abschneiden. Ich bin begeistert von dem System für wohnungslose Menschen dort“, sagt Lars Düsterhöft, SPD-Kandidat für das Abgeordnetenhaus. Um ihn herum, an Holztischen im Hofbräu Wirtshaus am Alexanderplatz, sitzen zehn Menschen und haben Fragen an den sozialpolitischen Sprecher.

Er und vier andere Kan­di­da­t*in­nen der größten Parteien sind am Montag mit rund 50 Menschen für die Veranstaltung „Wir kommen wählen“ der Landesarmutskonferenz zusammengekommen. Sie wollen mehr über die Belange von Bürger*innen, vor allem von armutsbetroffenen Menschen erfahren. Sie findet anlässlich der Berliner Wiederholungswahl des Abgeordnetenhauses am 12. Februar statt.

Das Wirtshaus ist die größte Wärmestube, bis zu 200 Menschen ohne Wohnsitz können an diesem Ort täglich eine Mahlzeit bekommen. Auf den Holzbänken schlafen Menschen, der Bereich für die Veranstaltung ist abgegrenzt in dem großen Saal und von Security bewacht. Es gibt Häppchen und Kaffee, die Tische sind gut besetzt.

Sozial­arbeit­er*innen, wohnungslose Menschen und andere Interessierte sind da. Die Fragen drehen sich um die Berliner Wohnungspolitik und wie die Stadt es schaffen will, die EU-Resolution umzusetzen, nach der Obdachlosigkeit bis 2030 abgeschafft werden soll.

Die Probleme der Fragenden sind ganz konkret: Um 9 Uhr morgens wird man schon aus der Notunterkunft geschmissen, obwohl es kalt ist. Die miserable Qualitätssicherung in den Unterkünften. Manchmal scheitere es daran, dass Dokumente wie die VBB-Fahrkarten nur zum Online-Ausfüllen verfügbar sind, erzählt ein Mann, der sagt, dass er selbst schon in Unterkünften unterkommen musste.

Die Antwort der Par­tei­ver­tre­te­r*in­nen lautet meist: neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Finanzierung von Projekten wie „Housing First“. Für mehr Inhalt bleibt leider keine Zeit, die Po­li­ti­ke­r*in­nen rotieren schon nach 15 Minuten an einen anderen Tisch. „Irgendwie bleibt alles beim Alten, nur das Kind bekommt einen neuen Namen“, sagt ein enttäuschter Zuhörer. Viele hier sind frustriert darüber, wie alles läuft. Sie warten darauf, wie die Po­li­ti­ke­r*in­nen ihre Versprechungen zum Sozialticket, Wohnprojekten und besseren Kälteschutz nach dem Wahlkampf umsetzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!