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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Krim-Brücke: Putin beschuldigt Ukraine

Putin gibt Ukraine Schuld an „Terrorakt“ auf Krim-Brücke. Mehrere Menschen sterben bei einem russischen Angriff in der ukrainischen Stadt Saporischschja.

Ein Wohnhaus in Saporischschja nach dem Angriff in der Nacht Foto: stringer/reuters

Putin gibt Ukraine Schuld an „Terrorakt“ auf Krim-Brücke

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Explosion auf der Brücke vom russischen Festland zur annektierten Krim als Terrorakt bezeichnet. Dieser sei von ukrainischen Geheimdiensten ausgeführt worden, sagte Putin am Sonntag. „Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um einen terroristischen Akt handelte, der auf die Zerstörung einer wichtigen zivilen Infrastruktur abzielte“, sagte der Präsident in einem Video, das ihn bei einem Treffen mit dem Vorsitzenden des Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, zeigte. Bastrykin sagte, er habe Ermittlungen wegen Terrorismus aufgenommen. Bei der Explosion waren nach russischen Angaben am Samstag drei Menschen getötet worden. Mehrere Tankwaggons gingen in Flammen auf. Teile der strategisch wichtigen Brücke stürzten ein. Der Autoverkehr wurde später mit Einschränkungen wieder freigegeben. Auch Züge verkehrten wieder, nach russischen Angaben fahrplanmäßig. (ap)

AKW wieder an externe Stromversorgung angeschlossen

Das Atomkraftwerk Saporischschja ist der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) zufolge wieder an das externe Stromnetz angeschlossen. Die am Samstag beschädigte Verbindung sei wieder hergestellt, teilt IAEA-Chef Rafael Grossi auf Twitter mit. Das sei nur vorübergehend eine Erleichterung in einer ansonsten unhaltbaren Situation. Nach dem Ausfall der Stromleitung durch Beschuss wurde das AKW über seine Notfall-Dieselgeneratoren versorgt. (rtr)

Russische Taucher untersuchen beschädigte Krim-Brücke

Nach der Explosion und dem Brand auf der Krim-Brücke sollen russische Taucher das beschädigte Bauwerk untersuchen. „Erste Ergebnisse“ der Untersuchung sollten bereits am Sonntag vorliegen, sagte der russische Vize-Ministerpräsident Marat Chusnullin am Samstagabend den Staatsmedien.

Die Brücke zwischen Russland und der annektierten ukrainischen Krim-Halbinsel war am Samstag schwer beschädigt worden, nachdem nach russischen Angaben eine Lkw-Bombe explodiert war. Sieben Tankwaggons eines Güterzugs gerieten in Brand, ein Teil der Brücke stürzte ins Meer.

Wer hinter der Explosion stecken könnte, blieb zunächst im Dunkeln. Der Präsident des von Russland auf der Krim eingesetzten Regionalparlaments, Wladimir Konstantinow, sprach von einem Angriff durch „ukrainische Vandalen“. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak betonte dagegen, der explodierte Lastwagen sei aus Russland gekommen, dies weise „eindeutig auf eine Spur nach Russland hin“. (afp)

Lambrecht sichert Litauen Verteidigung im Kriegsfall zu

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat dem Nato- und EU-Partner Litauen die Unterstützung Deutschlands im Kriegsfall zugesichert. „Wir haben uns dazu verpflichtet, als Deutschland die Sicherheit Litauens zu verteidigen und genauso werden wir das auch tun“, sagte sie bei einem Besuch auf dem Nato-Stützpunkt in Rukla am Samstag. Ihr litauischer Amtskollege Arvydas Anusauskas kündigte an, sich an einer deutschen Initiative für eine europäische Luftverteidigung beteiligen zu wollen.

In Rukla wird künftig eine deutsche Brigade zur Stärkung der Nato-Ostflanke stationiert. Auch wegen noch fehlender Infrastruktur sollen die Bundeswehrsoldaten zumindest zunächst nicht dauerhaft vor Ort sein, sondern für „regelmäßige Übungen“ nach Litauen gehen, wie Lambrecht ausführte. Anusauskas dankte ihr für den Beitrag der Bundeswehr.

Mit Blick auf eine von Deutschland vorgeschlagene europäische Luftverteidigung sagte der Litauer: „Wir unterstützen diese Initiative und wir möchten uns aktiv daran beteiligen.“ Lambrecht betonte, die Luftverteidigung in Europa sei ein Bereich, „wo es dringend notwendig ist zu handeln“. „Es freut mich sehr, dass Litauen mit dabei ist.“ (rtr)

Krieg, Lügen und Videos

Propaganda in russischen Staatsmedien: Nach den Gebietsverlusten in der Ukraine werden Russlands Staats-TV-Moderator*innen immer schriller. Eine inszeniert sich gar als Bürgerrechtlerin. Darüber schreibt taz-Korrespondentin Inna Hartwich.

Tote bei Raketenangriff auf Wohnhäuser in Saporischschja

Bei einem russischen Angriff auf Wohnhäuser in der ukrainischen Stadt Saporischschja sind nach Angaben von Anatoli Kurtev, Sekretär der Stadtverwaltung, mindestens 17 Menschen getötet worden. Der ukrainische Gouverneur des Oblast Saporischschja Oleksandr Starukh widersprach dem und meldete stattdessen über seinen Telegram-Kanal 12 Tote.

Saporischschja liegt im ukrainisch kontrollierten Teil einer Region, die in dieser Woche vom russischen Präsidenten Wladimir Putin gemeinsam mit drei anderen ukrainischen Gebieten völkerrechtswidrig annektiert wurde. Die Stadt wurde in den vergangenen Wochen bereits wiederholt angegriffen.

Übereinstimmende Berichte melden, dass mindestens fünf Privathäuser zerstört wurden und etwa 40 beschädigt worden. Zudem gab es dutzende Verletzte, darunter auch 6 Kinder. (ap/taz)

Wirtschaft der Ukraine schrumpft

Die Wirtschaftsleistung in der Ukraine ist offiziellen Angaben zufolge in den ersten neun Monaten 2022 um rund 30 Prozent geschrumpft, verglichen mit demselben Vorjahreszeitraum. Hauptgrund für den Rückgang sei der russische Einmarsch, teilt das ukrainische Wirtschaftsministerium mit. Außerdem habe schlechtes Wetter im September die Ernte verlangsamt.

Negativ hätten sich auch Stromunterbrechungen wegen des Beschusses des Atomkraftwerks in Saporischschja ausgewirkt. Die ukrainische Zentralbank geht nach früheren Angaben davon aus, dass die Wirtschaftsleistung nach einem Einbruch um ein Drittel 2022 im nächsten Jahr zwischen fünf und sechs Prozent zulegen wird. (rtr)

🐾 Kritische Infrastruktur in Deutschland bedroht?

Der russische Invasionskrieg in der Ukraine trifft auch unsere Versorgungswege. Wie angreifbar sie sind und wer sie schützen könnte, hat Tanja Tricarico, Leiterin des taz-Inlandsressorts, aufgeschrieben.

Krim-Brücke für Züge wieder befahrbar

Züge können nach Angaben des russischen Verkehrsministeriums die Auto- und Eisenbahnbrücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland wieder passieren. Russische Behörden teilten mit, dass die Brücke wieder nutzbar sei. Die für Russland strategisch wichtige Brücke war nach vorherigen Angaben aus Moskau nach einer Explosion teilweise eingestürzt. Die Detonation soll sich Samstagfrüh in einem Lastwagen ereignet haben. (rtr)

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1 Kommentar

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  • Putin gibt Ukraine Schuld an „Terrorakt“ auf Krim-Brücke.



    Man sieht es wieder, wie der russische Zynismus seinen Höhenflug beibehält, in dem es den Ukrainern, mit der Zerstörung der Brücke ein Terrorakt vorgeworfen wird. Selbst, wenn es der FSB war, ist das ein gutes Recht - der Aggressor und Angreifer müsste auch hinter der Frontlinie mit strategischen Aktionen geschwächt werden. Na ja, gleichzeitig aber wurde Putins Ego getroffen und jetzt müssen dafür Zivilisten in den Städten bombardiert werden ...echt zum Heulen. Ich frage mich nun tatsächlich, wie lange noch der Bandit als Präsident bezeichnet wird?! Für alle Präsidenten in zivilisierenden Länder, müsste doch eine echte Beleidigung und eine Ohrfeige sein, ihn, als den Präsident zu bezeichnen.