Russische Angriffe in der Ukraine: Zittern um Saporischschja

Russland beschießt die dortige zivile Infrastruktur. Besorgniserregend ist wieder der Zustand des AKWs. Alle sechs Reaktoren sind in Kaltabstellung.

Ein Mann kehrt Scherben zusammen

Nicht nur das AKW in Saporischschja ist in Gefahr, auch die Bevölkerung wird bombardiert Foto: Leo Correa/ap

Zum zweiten Mal in fünf Tagen ist das AKW Saporischschja ohne externe Stromversorgung. Dies berichtet IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi auf Twitter. Nun hätten werkseigene Diesel-Generatoren die Stromversorgung übernommen, so Grossi. Der Kontakt des AKW zum ukrainischen Stromnetz war nach Beschuss des Umspannwerks Dneprovska abgebrochen. Erneut fordere das „russische Nuklearroulette“ die ukrainischen Techniker heraus, kommentierte Energieminister Herman Haluschtschenko die Situation.

Am Mittwochvormittag berichtete das ukrainische Staatsunternehmen Energoatom auf Telegram, dass man neuen Diesel zum Kraftwerk geliefert habe. Bisher habe die russische Seite diesen aber nicht über den Checkpoint passieren lassen.

Derzeit befinden sich alle sechs Reaktoren des AKW in einer Kaltabschaltung. Doch auch dann wird externer Strom benötigt, um die Kühlung der Brennstäbe aufrecht zu erhalten.

Bei den russischen Luftangriffen am 10. Oktober ist die beliebte Kiewer Kinderärztin Oxana Leontjewa durch eine Rakete getötet worden. Die alleinerziehende Spezialistin für Knochenmarkstransplantationen in der Kiewer Kinderkrebsklinik hatte gerade mit ihrem Auto ihren fünfjährigen Sohn in den Kindergarten gebracht und war auf dem Weg zur Arbeit, als sie in der Klinik anrief, sie würde sich zur morgendlichen Visite verspäten. Wenig später kam die Hämatologin in ihrem brennenden Auto ums Leben. Sie war eine von 19 Personen, die am 10. Oktober bei den Luftangriffen starben.

Auch in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch selbst wurden russische Angriffe gemeldet. Nach einem Beschuss der Ortschaften Orichiv und Stepnogirsk im Gebiet Saporischschja sind sieben Menschen getötet und weitere sieben verletzt worden, berichtet der ukrainische Dienst von BBC.

Pipeline in Polen hat ein Leck

Als „Unsinn“ bezeichnete der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes Andriy Yusov Behauptungen des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, der ukrainische Geheimdienst und der Chef der militärischen Aufklärung, Kyrylo Budanov, hätten die Explosionen auf der Krim-Brücke am 8. Oktober organisiert. Zuvor hatte der russische Inlandsgeheimdienst fünf russische Staatsbürger, zwei Ukrainer und einen Armenier verhaftet. Sie werden verdächtigt, die Explosionen auf der Krim-Brücke durchgeführt zu haben.

In Polen ist derweil ein Leck an der Pipeline Druschba entdeckt worden. In der Pipeline fließt Öl aus Russland nach Europa. Die Ursache für das Leck sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern mit. Die Pipeline Druschba („Freundschaft“) zählt zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas. Sie versorgt auch die Raffinerie Schwedt in Brandenburg.

Weitgehend untergegangen in den ukrainischen Medien ist die Freilassung von 32 ukrainischen Kriegsgefangenen am Dienstag. Nicht bekannt ist, ob im Gegenzug auch russische Gefangene freigelassen wurden. (mit dpa)

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