Berlin und Brandenburg: Harmonie, zur Schau gestellt
Die Kabinette von Berlin und Brandenburg treffen sich zum ersten Mal nach dem Streit ums ÖPNV-Ticket. Angeblich ist jetzt alles wieder gut.
Fünf Minuten steht die Gruppe schon in Position, ein nöliges „Ich wär jetzt so weit“ ist einer Ministerin schon entfahren, als die beiden endlich kommen. Ort des Geschehens ist der Platz vor der Siemens-Verwaltung in Spandau; das Sonnenlicht glänzt im Aluminium der zehn Meter hohen Skulptur, die Stararchitekt Daniel Libeskind entworfen hat.
Interessant ist ja immer, wer sich für ein solches Foto wie zusammen stellt: Die von einer Partei? Die vom selben Ressort? Tatsächlich steht Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) hinter seiner Berliner SPD-Amtskollegin Iris Spranger, und die beiden für Wirtschaft Verantwortlichen – Jörg Steinbach und Stephan Schwarz – parlieren sowieso schon länger miteinander.
Im Gebäude ist für die beiden Regierungen die Vorstellung eines „digitalen Zwillings“ angekündigt. Das ist kein Roboter, sondern die Simulation dessen, was mal die Siemensstadt von 2035 sein soll. Am Vortag der großen 175-Jahr-Feier am Mittwoch geht der Blick voraus in ein Stadtviertel, das sich auch die drei heutigen Berliner Regierungsparteien selbst gemalt haben könnten: 20.000 neue Siemens-Arbeitsplätze für die SPD, fast keine Pkws und nachhaltig mit 25 Prozent per Photovoltaik produzierter Strom für die Grünen. Und Gentrifizierung soll es auch nicht geben. Das Ganze ist keine abstrakte „Wir zeigen mal ein paar Ideen“-Präsentation: Die ersten 540 Millionen Euro für das Projekt habe der Siemens-Aufsichtsrat vor drei Wochen frei gegeben.
Woidke wie Giffey sprechen dann auch wieder von „Metropolenregion“, mehrfach erwähnen sie den Begriff „gemeinsam“. Das war ja jüngst etwas in den Hintergrund getreten: Im Gezerre um das 29-Euro-Ticket als Nachfolgeangebot für das sommerliche 9-Euro-Ticket fühlte sich Brandenburg von Berlin überfahren. Glaubt man Woidke, so hat das Verhältnis trotzdem nicht gelitten. Und was dabei konkret ihn und Giffey angeht, sagt er: „Wir sind befreundet – mehr muss man nicht wissen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
+++ Nach dem Ende der Ampel +++
Habeck hat Bock
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Habecks Bewerbungsvideo
Kanzler-Era