Drohendes Flughafen-Chaos am Freitag: 800 Lufthansa-Flüge abgesagt
Die Gewerkschaft Cockpit hat die Lufthansa-Pilot:innen für Freitag zum Streik aufgerufen. Der Konzern muss fast alle Flüge streichen, an den Flughäfen droht Chaos.
Frankfurt/Main rtr/afp/dpa | Die Lufthansa muss wegen des Pilotenstreiks am Freitag 800 Flüge streichen. Das seien nahezu alle Flüge von und nach Frankfurt und München, erklärte die Airline am Donnerstag. Der Streik habe massive Auswirkungen in der Hauptrückreisezeit zum Ende der Schulferien in mehreren Bundesländern. Betroffen seien voraussichtlich 130.000 Fluggäste. Auch am Wochenende könne es vereinzelt zu Ausfällen und Verspätungen kommen.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat die mehr als 5000 Cockpitbeschäftigten von Lufthansa und Lufthansa Cargo zum Streik ab 0.01 Uhr am Freitag aufgerufen. Die Verhandlungen über höhere Tarifgehälter waren aus Sicht der Gewerkschaft gescheitert.
Der Arbeitgeber habe in dieser Woche kein verbessertes Angebot vorgelegt, sodass die Verhandlungen gescheitert seien, erklärte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Mittwoch. „Daher bleibt uns nur, mit einem Arbeitskampf unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.“
Die VC pocht auf Reallohnsicherung in Zeiten hoher Inflation und Verbesserungen in der Vergütungsstruktur. Das Cockpitpersonal der Passagier-Airline Lufthansa und der Frachtlinie Lufthansa Cargo sei zum Streik von 00.01 Uhr bis 23.59 Uhr am 2. September aufgerufen.
Die Lufthansa hat den ausgerufenen Streik scharf kritisiert und zur Rückkehr zu Verhandlungen aufgerufen. „Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC“, erklärte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann am Donnerstagmorgen. Die Arbeitgeberseite habe trotz der Folgen der Corona-Krise und der unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft ein „gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht“.
Das Bodenpersonal hatte Erfolg mit Streiks
Im Sommer strich die Lufthansa Tausende Flüge wegen Personalmangels an Flughäfen und bei der Airline selbst. Zudem streikte das Bodenpersonal der Lufthansa, der Tarifkonflikt für diese Beschäftigten ist mittlerweile beigelegt.
Bei einem Tag Vorlauf am Donnerstag könnte das Lufthansa-Management auf den Streikaufruf, der von den gut organisierten Piloten weitgehend befolgt werden dürfte, noch reagieren. „Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen“, erklärte VC-Tarifvorstand Marcel Gröls.
Die VC fordert für die mehr als 5.000 Flugzeuglenker:innen der Kernmarke Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo zum 1. Juli 5,5 Prozent mehr Gehalt und einen automatischen Inflationsausgleich ab 2023. Zudem sollen Einstiegsgehälter angehoben werden und schneller steigen. Die Lufthansa ist zu einer Erhöhung der Gehälter um 5,5 Prozent bereit, doch vor allem bei der Änderung der Tarifstruktur harkte es der VC zufolge. Das Unternehmen argumentiert, angesichts hoher Schulden nach der Coronakrise dürften die Kosten nicht stark steigen.