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+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++Gipfel will Verhandlungen erörtern

Beim Treffen von Guterres, Erdogan und Selenski in Lwiw soll der Einstieg in eine Verhandlungslösung besprochen werden. Die Kämpfe gehen weiter.

Charkiw war auch vergangene Nacht wieder unter Beschuss (Aufnahme von Anfang August) Foto: Vadim Belikov/ap/dpa

Dreiergipfel in Lwiw

UN-Generalsekretär António Guterres und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan kommen am heutigen Donnerstag in Lwiw (Lemberg) mit dem ukrainischen Präsidenten Selenski zusammen. Für die UNO und die Türkei ist es der Versuch, knapp ein halbes Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine den Einstieg in eine Verhandlungslösung auszuloten. Daneben soll es um die Lage in dem von russischen Truppen besetzten AKW Saporischschja gehen und die Möglichkeiten einer internationalen Expertenmission. Selenski forderte am Mittwochabend erneut einen Abzug russischer Soldaten aus Europas größtem Kernkraftwerk.

UN-Kreise halten Verhandlungen über eine Waffenruhe allerdings erst für möglich, wenn Russland oder die Ukraine keine Geländegewinne mehr erzielen können und vom Ziel eines Sieges Abstand nehmen. Die Ukraine will aber verlorene Gebiete zurückerobern, um Landsleute nicht in der Willkür der russischen Besatzung zu lassen. Der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow warnte Selenski, jetzt einem Waffenstillstand zuzustimmen, sei eine russische Falle. Russlands Kriegsziele laufen weiter auf eine weitgehende Unterwerfung der Ukraine hinaus. Gespräche zwischen Kiew und Moskau waren daher bereits in den ersten Kriegswochen ohne Ergebnis abgebrochen worden. (dpa)

Menschenrechtler: Russland rekrutiert in Gefängnissen

Für Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine werden nach Angaben von Menschenrechtlern in russischen Gefängnissen gezielt Freiwillige gesucht. Verdächtige und Angeklagte würden auch mit dem Versprechen angeworben, dass im Gegenzug das Strafverfahren eingestellt werde, berichtete die in Berlin lebende russische Bürgerrechtlerin Olga Romanowa bei Facebook. Sie gilt als angesehene Expertin für die Rechte von Gefangenen in Russland gilt.

Eine Generalmobilmachung für den seit bald einem halben Jahr dauernden Krieg in der Ukraine gibt es in Russland nicht. Deshalb ist die Armee auf Freiwillige angewiesen. Als Zeichen für Personalmangel an der Front gilt, dass die Behörden in vielen Regionen damit begonnen haben, mit Straßenreklame für einen Einsatz in der Ukraine zu werben. (dpa)

Ukraine: Charkiw unter russischem Beschuss

Die Ukraine meldet erneute russische Angriffe auf die zweitgrößte Stadt des Landes, Charkiw. Noch vor Sonnenaufgang sei beim Beschuss eines Wohngebiets ein Mensch getötet worden, teilt die Regionalregierung auf Telegram mit. 18 Menschen seien zudem verletzt worden, darunter zwei Kinder. AmMittwochabend waren bei einem russischen Raketenangriff auf dieim Nordosten gelegene Stadt nach ukrainischen Angaben sechs Menschen getötet und 16 weitere verletzt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (rtr)

Kiew: Russen bei Cherson „in strategischer Sackgasse“

Die ukrainischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge einen russischen Angriff in der südlichen Region Cherson zurückgeschlagen. „Die russischen Streitkräfte haben seit letztem Monat nur minimale Fortschritte gemacht, und in einigen Fällen sind wir vorgerückt“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch in einem Video. „Was wir hier sehen ist eine ‚strategische Sackgasse‘.“ (rtr)

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3 Kommentare

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  • Gerhard Schröder hat die rote Linie des Kreml ja bereits beschrieben:

    Die Krim kommt zu Russland, alle anderen besetzten Gebiete werden an die Ukraine zurückgegeben.

    Allerdings will Putin dieses Ergebnis derzeit nicht verhandeln. Daher braucht die Ukraine mehr Waffen, um durch Verhandlungen Frieden zu erzielen.

    Die Ukraine wird es nicht mehr akzeptieren, wenn sie außerhalb der Krim die besetzten Gebiete zurückerobert hat. Somit hat Putin noch ein Zeitfenster, um sich auf seine rote Linie zurückzuziehen.

  • Eigentlich müssten jetzt diejenigen empört aufschreien, die bisher in Artikel und Kommentaren völlig irrational gegen Verhandlungen angeschrieben haben.

    • @PolitDiscussion:

      Es gibt noch keine Verhandlungen, jedenfalls sehe ich weit und breit keine Basis dafür. Sollte Selenski und die ukrainische Führung Verhandlungen zustimmen, ist das deren legitimes Recht. Man muss aber davon ausgehen, dass sie den aktuellen Status quo nie und nimmer akzeptieren, also Krim und Donbas an Russland 'übergeben' und somit die dortige Bevölkerung der Knute Russlands aussetzen. Es heisst ja im Artikel richtig 'Guterres und Erdogan loten aus', nicht mehr und nicht weniger. Das widerspricht ja alles nicht der Kritik gegenüber den sogenannten 'offenen Briefen', die letztendlich einseitig gegen eine bewaffnete Verteidigung von ukrainischer Seite und pro einer Kapitulation zu russischen Bedingungen anschrieben.