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Eskalation im GazastreifenDenn sie wissen, was sie tun

Kommentar von Susanne Knaul

Drei Monate vor den Wahlen haben die Angriffe Israels im Gazastreifen einen seltsamen Beigeschmack. Regierungschef Lapid gibt sich als Hardliner.

Gaza-Stadt am 6. August 2022 Foto: Ahmed Zakot/SOPA/ZUMA/dpa

I srael ist kriegserfahren im Konflikt mit den islamistischen Bewegungen im Gazastreifen. Politik und Militär wissen, was zu erwarten ist, wenn man Waffenlager bombardiert oder einen der führenden Köpfe „präventiv exekutiert“. Umgekehrt dürften die Kämpfer des Islamischen Dschihads keine Zweifel darüber haben, welche Risiken man mit Mörsergranaten auf das Umland des Gazastreifens oder Raketen auf Jerusalem eingeht. Die gegnerischen Parteien kennen sich zu gut, um noch überrascht zu sein.

So drängt sich der Gedanke auf, dass beide Seiten begründet motiviert sind für ihr gewaltsames Vorgehen. Bei den palästinensischen Extremisten reicht oft schon das Kommando aus Teheran, dem Hauptfinanzier, um Juden und Jüdinnen zu ermorden. In diesem Fall war zudem einer ihrer Anführer im Westjordanland verhaftet und schließlich ein Militärchef des Dschihads im Gazastreifen getötet worden. Da war Rache geradezu programmiert.

Es wirkt nicht wie ein Zufall, dass die israelischen SoldatInnen gerade jetzt auszogen, um Dschihadisten im Westjordanland dingfest zu machen, und dass die Luftwaffe das Kommando zur „präventiven Exekution“ bekam. Stattdessen kommt der unschöne Verdacht auf, es könne mit den für den 1. November geplanten Parlamentswahlen zusammenhängen.

Kaum zwei Monate ist Jair Lapid Regierungschef und möchte es gern über den Wahltermin hinaus bleiben. Will er den WählerInnen ein Signal geben, dass er in Sachen Kriegsführung genauso brachial vorgeht wie sein größter Konkurrent, nämlich Mr. Security, Benjamin Netanjahu? Auch die Rhetorik von Lapids sozialdemokratischen Verbündeten erinnert an die Zeit, als Netanjahu regierte. Dazu kommt, dass gerade jetzt Tausende radikal nationalistische Israelis auf den Tempelberg ziehen.

Stärke zeigen für WählerInnenstimmen – wie armselig wäre das und wie riskant. Ob gezielt provoziert oder nicht – die Botschaft dürfte bei den WählerInnen angekommen sein. Jetzt aber gilt es, ein rasches Ende der Eskalation zu bewirken. Je länger die Kampfhandlungen andauern, desto größer ist die Gefahr, dass die Hamas nicht länger stillhält. Die islamistische Führung im Gazastreifen will offensichtlich nicht mitkämpfen.

Das ist eine Chance. Es zeigt, dass es sich lohnt, wenn Israel mehr palästinensische Arbeiter einreisen lässt und mehr Waren, auch Baumaterial, in den Gazastreifen liefert. Hier gilt es, den nächsten Schritt zu tun und die pragmatischeren Kräfte im Gazastreifen zu unterstützen. Wer etwas zu verlieren hat, greift nicht so schnell zu den Waffen.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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11 Kommentare

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    Die Moderation

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    Unser auswärtiges Amt verurteilt den Rakentenbeschuss auf israelische Städte.



    Das ist richtig.



    Aber: Veruteilt uns auswärtiges Amt auch die Angriffe der israelischen Armee auf zivile Ziele in Gaza?



    Ob gewollt oder unbeabsichtigt?



    Nein.



    Und das ist falsch.



    Das ist einseitige Parteinahme und entwertet den Protest gegen die Raketen auf Israel.



    Menschen sind Menschen.



    Ob Israelis oder Palestinenser.



    Sie zu beschießen, zu verletzen, zu töten ist Barbarei.

  • Israel spricht immer von Vergeltung. Hier geht es nicht um Israels Sicherheit. Es ist eine politische Strategie, mit der Druck ausgeübt werden soll und vor allem wird dadurch die eindeutige Faktenlage ad absurdum geführt: Sobald sich Palästinenserinnen und Palästinenser wehren, reagiert die israelische Regierung mit Terror. Ich darf aus



    www.marx21.de/bds-...israel-palaestina/ zitieren..."Gaza: Drei Kriege in zehn Jahren



    Die Menschen in Gaza leiden unter den Folgen von drei Kriegen mit Israel. Die Kriege 2008, 2012 und 2014 haben Terror und Zerstörung über den Gaza-Streifen gebracht. Israelische Bomben zerstörten oder beschädigten nach UN-Angaben 240.000 Häuser. Eine halbe Million Binnenflüchtlinge innerhalb des gerade mal 365 Quadratkilometer großen Gaza-Streifens waren die unmittelbare Folge des Krieges von 2014.



    Mittlerweile ist die Lage so schlecht, dass die Hälfte der Jugendlichen keinen Willen zum Leben mehr hat. »Das Ausmaß psychosozialer Leiden ist außergewöhnlich. Ärzte erzählen, eins von drei Kindern hat psychosoziale Probleme. Die Leute begehen Selbstmord, jungen Menschen sind verzweifelt, unglücklich«, erläutert Jamie McGoldrick, UN Koordinator für Humanitäre Hilfe in den besetzten Palästinensischen Gebieten. »Die Leute können unter diesen Bedingungen kein normales Leben führen. Ohne Zukunftsaussichten, ohne Aussicht auf Ausbildung, Abschluss, Job. Heiraten, aus dem Haus der Eltern ausziehen, ein eigenes Leben aufbauen – diese einfachen Dinge, die Menschen in anderen Teilen der Welt anstreben: In Gaza gibt es sie einfach nicht«, so McGoldrick. Dass es einmal ein anderes Leben gab haben nur die Älteren erlebt. Die jungen Menschen kennen nur Krieg, Schmutz, Mangel, Verzweiflung – und die Mauer."



    Der Besetzer und Unterdrücker ist Israel. Ich empfehle: Michael Lüders



    www.youtube.com/watch?v=GXNOGsXlFhs

    • @Struppo:

      Sie irren, die Hamas hat die Palästinenser der PLO von den Dächern geworfen. Was die Hamas und die Islamisten mit Israel vorhaben kann man nachlesen. Der Gaza ist bis an die Zähne bewaffnet und selbst Splittergruppen haben hunderte Raketen, die sie in regelmäßigen Abständen gegen Israel feuern. Die Palästinenser und die Arabischen Staaten hatten 70 Jahre Zeit Demokratische Strukturen aufzubauen, sie haben nichts getan, sondern die Suppe am Kochen zu halten, mit Hilfe der UNHCR, bis Heute. Stellen Sie sich mal vor die Vertriebenen in Europa nach 45, würden immer noch in Lagern leben und von den Amerikanern mit Care- Paketen versorgt, Hanau das passiert in Palästina seit 70 Jahren. Die Weltgemeinschaft schmeißt den Palästinensern seit 70:Jahren Brotbrocken hin in derHoffnung, dass dann Ruhe herrscht. Die Palästinenser werden sowohl im Gazastreifen als auch auf den West-Banks, von den eigenen Leuten und von den Regierungen in den Bruder-Ländern in Geiselhaft gehalten( Keine Pässe, keine Staatsbürgerschaft). Es ist mittlerweile soweit, dass Palästinenser einfacher an eine Staatsbürgerschaft in Deutschland kommen als Staatsbürger von Jordanien, Libyen oder Saudi-Arbeit und Ägypten zu werden. Deutsche Palästinenser kehren nach Erhalt der Staatsbürgerschaft wieder in den Gazastreifen zurück und deren Angehörige klagen dann gegen den Deutschen Staat, dass er sich nicht um die Familie im Gaza kümmere. Das ist doch absurd. Dieser Krieg, Schmutz, Mangel und die Mauer hat auch etwas mit den Palästinensern zu tun und deren mangelnder Bereitschaft die damals von der UNO vorgenommene Teilung Palästinas hinzunehmen.

  • Sicherer wird Israel durch den Krieg jedenfalls nicht und selbst wenn sie den PIJ und die Hamas zerschlagen was dann? ISIS oder Sabireen Bewegung? Was ist hier der Plan? Paar Bomben werfen, paar hundert Tote um bei den Wahlen den starken Mann zu geben und danach? Wie soll die Zukunft aussehen?

    • @Machiavelli:

      Was der Plan ist, wurde in dem Beitrag ja erwähnt … im November stehen Wahlen vor der Tür und es gilt für Lapid, diese zu gewinnen, um im Amt zu bleiben. Nicht besonders nachhaltig, das Ganze … und klug auch nicht. Dinosaurier-Mentalität und wir wissen, warum die ausgestorben sind. Ihre Fragen sind also berechtigt und ich schließe mich an.



      Soll das jetzt eigentlich immer so laufen, wenn in Israel gewählt wird? Schlechte Referenz für einen demokratischen Staat.

    • @Machiavelli:

      Wie die Zukunft aussehen soll ist eine gute Frage.

      Seit Putins Angriffskrieg bin ich bei diesem Punkt des Artikels nicht mehr so sicher:

      > Wer etwas zu verlieren hat, greift nicht so schnell zu den Waffen.

      Das gilt nur, wenn der Hass nicht zu groß ist. Menschen neigen dazu, selbst Verluste in Kauf zu nehmen, um jemanden zu bestrafen. Das funktioniert aber nur in kleineren Gruppen.

    • @Machiavelli:

      Und wenn Israel gar nichts gegen die Hamas unternimmt wird es dort sicherer? Wohl das Gegenteil, dann würde die Hamas Israel rund um die Uhr beschiessen.

      Das erinnert mich daran das einige Linksverwirrte meinen das die Ukraine Mitschuld an den getöteten ukrainischen Kindern sind. Die Ukraine solle kein Widerstand leisten und es ist Frieden im Land. Richtig, dann ist Friden, nur zu welchem Preis.

      • @Dortmunder:

        Das musste ja so kommen wir das Amen in der Kirche, dass hier Sachverhalte, die tatsächlich nichts miteinander zu tun haben, zusammengemischt werden, nur um es den “Linksverwirrten” mal wieder so richtig zu zeigen. Den das ist die eigentliche Intention, die hinter Ihrem Kommentar steht … es macht Ihre Argumentation aber nicht richtiger und vor allem nicht überzeugender.

      • @Dortmunder:

        Gaza ist ein selbständiger Staat. Sie können die Waffen niederlegen und Demokratie einführen. Wenn dort islamische Terroristen die Bevölkerung unterjochen und Israel auslöschen wollen dann ist die Sicherheit Israels vordringlich . Gute Ratschläge vom deutschen, gemütlichen Sofa sind nicht angebracht.

      • @Dortmunder:

        Die Diskriminierung gegenüber den palästinensischen Israelis und in Gaza lebenden Palästinensern beginnt mit der unrechtmäßigen Besetzung und Besiedelung palästinensischen Gebietes. Bereits im Kindesalter beginnt die Apartheit. Das Problem ist die systematische Unterdrückung durch den Staat. Welches Wort man für die Ungleichbehandlung benutzt – Diskriminierung, Unterdrückung, Apartheid – ist egal. Die Anerkennung eines Staates Palästina als Vollmitglied bei den Vereinten Nationen könnte viel Leid ersparen. Denn das, worüber wir debattieren, ist das Leben der Palästinenser.