Die Wochenvorschau für Berlin: Miteinander feiern, reden, leben
Eine Woche ganz unter dem Zeichen des Regenbogens: Anarchistischer CSD, Lesbisch-Schwules Stadtfest, Pride Monat. Und am Ende ein Topf voll Respekt.
Das kann man ja wirklich gar nicht anders sagen: Ab dieser Woche leuchtet der Regenbogen hell, bunt und strahlend über Berlin. Vor dem großen Berliner CSD am 23. Juli feiert am kommenden Sonntag schon der Anarchistische CSD in Kreuzberg – mit dem ebenso unbescheidenen wie realistischen Anspruch: „Mehr als nur Safe Spaces: Wir wollen die Welt!“
Zu der Veranstaltung von 15 bis 21 Uhr auf dem Mariannenplatz gehören neben Konzerten und Performances auch politische Redebeiträge. Vergangene Woche wurden übrigens noch Helfer*innen gesucht. Mehr Infos unter https://acsd.noblogs.org/.
Schon einen Tag früher, am 16. Juli, beginnt das Lesbisch-schwule Stadtfest in Schöneberg. Bereits zum 28. Mal findet das zweitägige Fest rund um den Nollendorfplatz statt. Und auch hier erhebt das Motto internationale Gültigkeit: „Gleiche Rechte Humboldt Universitätfür Ungleiche – weltweit!“ Programm und Lageplan unter: www.stadtfest.berlin/de/index.html
Und für alle, die noch nicht verstanden haben, worum es bei all dem überhaupt geht: Es geht um Queerness, also darum, starre Konzepte binärer Geschlechtskonstruktionen von männlich und weiblich aufzubrechen und vielfältige individuelle Identitäten, Lebens- und Selbstentwürfe nicht nur zuzulassen, sondern zu respektieren: Gleiche Rechte für Ungleiche. Identität ist eben kein starrer Punkt im Sinne eines Ortes, schon gar kein von anderen zugewiesener, sondern ein Raum im Sinne von Space, in dem man sich bewegt.
Diesen Raum zu erkunden, ihn zu einem sicheren Raum, einem Safe Space zu machen, dazu lädt auch der Erste Pride Monat des Berliner CSD ein. Schon seit dem 28. Juni bietet dieser täglich mindestens eine Veranstaltung, queerer Vielfalt zu begegnen und sie auszuprobieren – etwa mit der interreligiösen Podiumsdiskussion “Queer und gläubig“ am Donnerstag, den 14. Juli (per Zoom), oder dem von Adidas gesponseorten Styling-Workshop “Create your Pride Outfit“ am Freitag danach. Das komplette Programm des Pride Monats unter https://csd-berlin.de/pride-month-berlin/programm/
Am 14. Juli will übrigens auch die Humboldt Universität öffentlich darüber diskutieren, ob es richtig oder falsch war, den Vortrag der Biologin Marie-Luise Vollbrecht abzusagen, der während der Langen Nacht der Wissenschaft am 2. Juli gehalten werden sollte. Sie vertritt offenbar die Ansicht, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt, weshalb es Proteste gegen ihren Vortrag gab.
Vermutlich ist das ein guter Termin für diese geplante Debatte. Denn darum geht es ja in dieser und den nächsten Wochen unter dem Regenbogen: Respektvoll miteinander zu reden, zu feiern, zu leben.
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