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Kooperation mit Wissenschaft in ChinaAusgenutzte Demokratien

Deutsche Universitäten arbeiten eng mit Wissenschaftlern in China zusammen. Dort profitiert das Militär davon, zeigen neue Recherchen.

Am Rande der Militärparade am Nationalfeiertag 2019 in Peking Foto: Thomas Peter/reuters

Peking taz | Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine war es nur eine Frage der Zeit, bis Deutschland endlich auch seinen Umgang mit China grundsätzlich auf den Prüfstand stellt. Die Naivität gegenüber autokratischen Regimen sollte dabei nicht nur von Politik und Wirtschaft debattiert werden, sondern auch innerhalb der Wissenschaft.

Am Donnerstag deckte nun China Science Investigation, eine Recherchekooperation aus elf europäischen Medien, auf, wie eng heimische Universitäten und Forschungsinstitute mit chinesischen Partnern zusammenarbeiten, die dem Militär nahestehen. Wenig überraschend zählt Deutschland zu den europäischen Ländern, die mit am stärksten mit der chinesischen Wissenschaft verknüpft sind: Mindestens 349 problematische Kooperationen in den letzten 20 Jahren zählten die Journalisten. Die Themenfelder reichen von Informatik über künstliche Intelligenz bis hin zu Werkstoffkunde. Die Recherche legt dabei auch offen, dass selbst scheinbar triviales Zusammenarbeiten moralisch ambivalente Fragestellungen aufwirft.

Gleich vorweg: Nach heimischen Gesetzen handelt es sich um mutmaßlich legale Austauschprojekte. Wissenschaftliche Kooperationen sollten natürlich nicht grundsätzlich unter Generalverdacht gestellt werden. Doch gibt es viele Gründe, die dafür sprechen, insbesondere bei China besonders strenge Kriterien anzulegen.

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Karl Popper die Gefahren einer offenen Gemeinschaft skizziert. Vereinfacht ausgedrückt meinte der Wiener Exilphilosoph, um die eigene Toleranz aufrechterhalten zu können, müsse man sich auch das Recht vorbehalten, Intoleranz nicht zu tolerieren. Was damals auf den Fall der Weimarer Republik und die Entwicklung hin zum „Dritten Reich“ anspielte, lässt sich auch auf den Umgang mit der Volksrepublik China unter Staatschef Xi Jinping anwenden. Der 68-Jährige hat die ideologischen Zügel in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft deutlich gestrafft: Die Medien sind längst gleichgeschaltet, die Zivilgesellschaft ist vollständig beschnitten und das Bildungssystem jeglicher Pluralität beraubt.

Kern des chinesischen Systems

Dabei nutzt die chinesische Regierung gleichzeitig stets die Offenheit demokratischer Systeme für ihre Zwecke aus. Ganz deutlich zeigt sich dies etwa bei der Meinungsfreiheit: Während Chinas Propagandamedien ihre systematischen Fake-News-Kampagnen auf westlichen Onlineplattformen wie Twitter und Youtube verbreiten, schottet Peking im Gegenzug die eigene Bevölkerung von sämtlichen kritischen Informationen aus dem Ausland ab.

Auch in der Wissenschaft gibt es ähnliche Asymmetrien, und zwar in mehrerer Hinsicht: Während nach wie vor jedes Jahr Zehntausende Chinesen an deutschen Universitäten studieren, sind derzeit – offiziell pandemiebedingt – nur eine Handvoll deutscher Studierender an chinesischen Universitäten zugelassen.

Die Kritik, die China Science Investigation aufgreift, zielt ebenfalls auf den Kern des chinesischen Systems: Im Reich der Mitte sind die Universitäten den – von der Kommunistischen Partei aufgestellten – nationalen Zielen untergeordnet. An deren oberster Stelle stehen auch die militärischen Ambi­tio­nen des Landes. Mithilfe seiner Volksbefreiungsarmee will Xi die „Modernisierung des Mutterlands“ erreichen, was unter anderem beinhaltet, die „abtrünnige Provinz“ Taiwan unter Zwang nach Festlandchina einzugliedern.

Missbräuchliche Verwendung

Dabei hilft auch die eigene Wissenschaft. Denn eines der Grundprinzipien des chinesischen Militärs ist die „­Military-Civil Fusion“ (MCF). Das beinhaltet unter anderem die Aufhebung der Barrieren zu kommerzieller oder akademischer Forschung. Anders ausgedrückt: Chinas Militär kann – im Ernstfall – frei über das Wissen privatwirtschaftlicher Firmen oder auch wissenschaftlicher Institute verfügen.

Insofern sollte auch jede deutsch-chinesische Kooperation im akademischen Bereich daraufhin untersucht werden, ob die entwickelte Technologie möglicherweise vom chinesischen Militär missbräuchlich verwendet werden kann. Wenn die Möglichkeit rein hypothetisch besteht, kann das Worst-Case-Szenario nicht ausgeschlossen werden.

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10 Kommentare

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  • Ich glaub`es nicht.



    Seit Jahren predige ich, dass die chinesischen Technikstudenten an deutschen Universitäten nichts zu suchen haben, weil sie Protokoll führen (müssen) und alles brühwarm dem chinesischen Staat bzw. Militär übermitteln. Das ist doch bekannt!!!!



    AUFWACHEN!!! Merkel & Co waren im Tiefschlaf.

    Nicht alle sind so naiv und brüsten sich mit internationaler Zusammenarbeit. Da geht`s fast nur um das eigene Ego.

    Bin ja auf die Konsequenzen gespannt.

    • @cuba libre:

      1972 arbeitete ich mit chinesischen Studenten zusammen an der TU Berlin immer nach der Vorlesung im Zeichensaal. Ich war fasziniert von den Nudeln die sie immer nur mit heißen Wasser aus dem Boiler in der Tüte aufschäumten und dann schlürften. Ansonsten mussten sie sich genauso durch die Prüfungen quälen wie wir. Geheimnissen wurde nicht vermittelt, sondern nur Lehrbuchwissen. 1974 arbeitete ich zusammen mit einem Palästinenser an Aufzeichnungen zu Stosswellen, 1980-1990 mit einem Russen in einer Klinik. Wenn ich jetzt überlege was diese Menschen mit dem erworbenen Wissen alles anrichten konnten, dann habe ich versagt. Die Chinesen haben eventuell ihr Wissen zum Bau einer Raffinerie genutzt( Klima) , der Palästinenser berät die Hamas bei der Entwicklung von Raketenantrieben und der Russe entnimmt eventuell Nieren bei Assow- Gefangenen. Sie haben recht, Ausländer haben an den Universitäten nichts zu suchen und nicht nur da, sondern überall. Die Schwarzen, die hier Medizin studieren nehmen ihr Wissen mit und transplantieren dann in Afrika Nieren und Herzen bei Potentaten und Diktatoren. Man liest ja überall von angeblichen Organraub in Indien , Arabien, Indonesien und China. Das haben die alle an unseren Deutschen Universitäten gelernt und nach Hause getragen. Also Ausländer rais aus unseren Wissenschaftsminister- Tempeln. Bei den Altenpflegern kann man ja nochmal überlegen. Sind Sie damit einverstanden?

  • Das ist womöglich ein Dilemma freier Wissenschaft seit es sie gibt. Das historisch bekannteste Beispiel sind Atombombe und Wasserstoffbombe. Dabei werden die militärischen Weiterentwicklungen jahrzehntelanger ziviler Forschung und Ergebnisse dann der freien Wissenschaft wieder mit der dort üblichen Geheimhaltung entzogen. Ähnliches passiert in der "freien" Wirtschaft. Sobald man sich staatlich finanzierte Forschungsergebnisse angeeignet hat und daraus ein zum Beispiel Lebenserhaltendes Medikament entwickelt, gibt man die Frucht der staatlich finanzierten Wissensfreiheit nicht etwa zurück an die Allgemeinheit sondern sorgt mit Patenten und der "Marktlogik" ab da für maximale private Profite, welche auch Lebensnotwendige Medikament dann solventen Staaten und Patient:innen zur Verfügung stellt und die Mehrheit der Weltbevölkerung mangels finanzieller Mittel leer ausgeht.

    • @Nina Janovich:

      Ihren Kommentar finde ich unverständlich. Was hat das mit der konkreten Situation von chinesischen Studenten an deutschen Unis zu tun?

    • @Nina Janovich:

      Hier geht es aber gerade nicht darum, dass in einem Staat das Militär die zivile Forschung nutzt oder in einem Staat mit öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen viel privates Geld verdient wird.

      Hier geht es darum, dass deutsche Universitäten womöglich dem chinesischen Militär helfen, in der Zukunft das demokratische Taiwan zu unterwerfen.

      Das hat schon noch eine andere Qualität.

      Das ist kein Dilemma freier Wissenschaft, das ist Blauäugigkeit gegenüber manchen autokratischen Regimes.

  • Aber wehe wenn die Universität mit der Bundeswehr zusammenarbeitet da gibts Proteste und Geschrei.

    • @Machiavelli:

      Das ist so typisch deutsch!



      Egal welcher Mist passiert, sofort hat man die Geißel draußen und schlägt sich selbst den Rücken blutig!



      Sagen Sie doch mal, wie Sie diese Situation finden und was man unternehmen sollte.

      Es gibt zahlreiche Fälle in der Geschichte, wo der Verrat von Technischem Know-How mit dem Tode bestraft wurde. Heute freuen sich Professoren über eine Zusammenarbeit mit dem Terrorstaat China und ignorieren vollständig, was China vor hat. So dumm kann man doch eigentlich gar nicht sein. Denken im Elfenbeinturm?

      • @cuba libre:

        Ich finde die Sache Mist und würde jede Zusammenarbeit mit Chinesischen Universitäten und Instituten einstellen wo das Ergebnis missbraucht werden kann.

    • @Machiavelli:

      Stimmt.

    • @Machiavelli:

      Es gibt mehr Dual Use Forschung und Kollaboration auch in Europa und mit den USA als vielen geläufig.

      Aber das ist ja dann für den guten Zweck.

      Ach Chatkontrolle ist anlasslose Überwachung und in der EU geplant?



      Ist ja für nen guten Zweck.

      Wir verarschen uns selbst.