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Knappes Grundwasser in DeutschlandSchwimmbad ohne Boden

Grundwasser wird auch in Deutschland knapp, irgendwann wird es auch hier reglementiert werden. Die Deutschen planschen sich das noch weg.

Wenn das Grundwasser knapp wird, haben Trinkwasser und Wasser für Tiere und Pflanzen Priorität Foto: Cavan/imago images

Es ist noch so eine beunruhigende Nachricht, die in normalen Zeiten größte Öffentlichkeit verdienen würde, zurzeit aber wegen des Kriegs in der Ukraine eine schlechte Nachricht zu viel ist. Auch im verregneten Mitteleuropa wird Wasser nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung stehen, in einigen Regionen Ost- und Norddeutschlands gilt das etwa. Dort sinkt der Grundwasserspiegel. Der Klimawandel macht auch hierzulande Wasser zu einem knappen Gut, mit dem es sorgsam umzugehen gilt.

Das ist zwar keine neue Erkenntnis. In einem länglichen Prozess hat das Umweltministerium noch kurz vor dem Ende der vergangenen Legislaturperiode eine Wasserstrategie entwickelt, die von Fachleuten wohlwollend aufgenommen wurde. Die Strategie sieht vor, Wasser zwischen den gut und den unterversorgten Regionen gerecht zu verteilen; zudem sollen künftig bestimmte Nutzungen von Grundwasser Priorität haben: Trinkwasser und Wasser für Tiere und Pflanzen nämlich. Die Landwirtschaft als bedeutendster Verschmutzer soll indes ihre Stickstoffeinträge senken.

Bei den meisten Deutschen hingegen scheint die Nachricht noch nicht angekommen. Zumindest scheint es so, wenn man sich auf Google-Maps ein durchschnittliches Wohngebiet mit Einfamilienhäusern anschaut. Denn viele Gartenbesitzer buddeln sich offenbar immer noch teure Schwimmbäder in die Gärten.

Auch die Dringlichkeit, mit der der Viehbestand in Deutschland gesenkt werden muss, wird mit dem Thema „Wasser“ selten in Verbindung gebracht.

Der Fachöffentlichkeit ist all das klar. Auch die brenzligen Fragen, wer das knappe Gut bekommt – Verbraucher für Trinkwasser, Landwirte zur Bewässerung und als Tränke, Industrieunternehmen für die Produktion oder historische Parks für Wasserspiele –, haben Fachleute längst auf dem Schirm. Versäumt haben sie jedoch, das Thema in die Bevölkerung zu diffundieren. Denn wie bei anderen Themen der Ressourcenschonung bedarf es auch hier sowohl kluger politischer Steuerung als auch der Akzeptanz und der Mithilfe des Einzelnen.

Wenn das Umweltministerium also mal wieder drängende Probleme wie den Schutz des Grundwassers angehen kann, erinnert es sich hoffentlich an die alte Wasserstrategie und reicht das Thema dann schnell ans Agrarressort weiter.

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14 Kommentare

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  • Wird der Pool gut geplant, kann er auch bei Wasserrationierung für viel Spass sorgen.



    Im Skaterfilm Lost boys wunderbar erzählt.

  • Kannste dir nicht ausdenken:



    Bei mir kommt Pool-Abdeck Werbung mitten im Artikel.



    Danke dafür.

  • "Grundwasser wird auch in Deutschland knapp, irgendwann wird es auch hier reglementiert werden."

    So kann man das nicht formulieren!



    Es gibt nicht nur einen Grundwasserleiter (Aquifer), sondern meist mehrere. Um da ranzukommen, muss man tiefer bohren, sofern in tieferen Lagen nicht Sole vorhanden ist.



    Der erste Aquifer ist schon seit den 60er Jahren vielfach von der Industrie versaut worden - eine Regeneration dauert aber Jahrzehnte.



    Die Bauern dürfen weitgehend ungestraft immer noch ihre Gülle auf dem Feld verklappen.

    Wenn man also von Trinkwasserqualität spricht, so kann es tatasächlich an dem ein oder anderen Ort knapp werden, weil eben manches Grundwässer die Qualität nicht haben. Deshalb mischen die Wasserwerke ja mehrere Wässer zusammen - das ist gängige Praxis.

    Wir müssen aber auch künftig nicht die Toiletten mit sauberem Grundwasser spülen oder den Rasen sprengen. Ist halt ein Aufwand, das umzustellen.



    Außerdem sollten Regenauffangbecken gebaut werden, insb. für Starkregen, um später damit die Felder oder den Wald zu bewässern. Das sage ich schon seit Jahren. Neuerdings scheint diese Erkenntnis sich teilweise durchgesetzt zu haben.



    Wasser marsch!

  • Hat sich denn die Niederschlagsmenge in D verringert? Die Statistik sagt "nein". Woran liegt es denn dann das sder Grundwasserspiegel sinkt? Da müsste man doch ansetzen. Die Gründe sind vielfältig



    - zunehmende Versiegelung des innerstädtischen Raums durch Wohnungsneubau.



    - Abbau der Querbauwerke in kleineren Bächen und Flüssen, um "natürlichere" Gewässer zu schaffen. Dies vernachlässigt die T

    • @Gerald Müller:

      Ich schätze, die allgemeine Niederschlagsmenge hinzuzuziehen macht nicht so Sinn. Niederschläge müssen von Böden auch aufgenommen werden können. Da geht es sicherlich um hinderliche menschliche Eingriffe wie Bebauung, aber auch um die Niederschlagsverteilung. Starkregen können nicht so gut aufgenommen werden wie gleichmäßig verteilter Regen, würde ich meinen. Starkregen führt zu Sturzbächen und Fluten und damit weniger Chancen, dass der Boden dies aufnehmen kann und es ins Grundwasser einsickern kann, so meine Vermutung. Die Klimaveränderungen, Wetterextreme machen es schwerer.

  • "Versäumt haben sie jedoch, das Thema in die Bevölkerung zu diffundieren."

    Nee, die Bevölkerung spart meist schon, wo sie kann. Trinkwasser kostet nämlich.



    Kommunal sieht das ganz anders aus. Es gibt zahllose Beispiele wo durch mehr oder weniger unnütze Brunnenanlagen und künstliche Bachläufe in den Städten viel viel Trink!Wasser abhanden kommt. Zahlt ja der Steuerzahler, nicht die Planer oder Betreiber. Dagegen sind private Pools ein Klacks.

    Für das Grundwasser sind zwei Punkte wichtig: Reduktion des Schadstoffeintrags (Landwirtschaft - wie im Text erwähnt) und Erneuerungsmöglichkeit durch Oberflächenwasser (Gräben, Moore, Versickerungszonen!).



    Der private Trinkwasserverbrauch ist gesunken und stagniert seit einige Jahren.

    • @fly:

      "Dagegen sind private Pools ein Klacks." das ist wohl nur Ihre persönliche Meinung.



      Wasseranlagen in Städten dienen der Befeuchtung der Luft und senken den Staubgehalt.



      Bei uns auf dem Dorf sind Gartenpools gerade der letzte "heiße Scheiß": Die Baumärkte setzen wieder mal umweltschädliche Trends. Nach den Kies-Vorgärten, jedem Kind sein eigenenes Trampolin und der Elektrifizierung des Gartens nun die Wasserverschwendung. Dabei gibt es Seen und Schwimmbäder in der Nähe ...

  • Leider kommt die taz auch bei diesem Thema nicht um die kleinbürgerliche Neiddebatte herum. Ganz offensichtlich ist der Neid tief in das Wesen der Redakteure diffundiert. Anders ist der Hinweis auf die ach so "teueren"Schwimmbädern in der Gärten nicht zu erklären. Dabei gibt es gar keinen Zusammenhang zwischen den Anschaffungskosten eines Schwimmbades mit dessen Wasserverbrauch.

    • 0G
      03998 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Genau, vornehmste Aufgabe von Medien ist, die vermeintlichen Schuldigen zu identifizieren und zu kritisieren/zu beschimpfen. Die Lösung wird aufgezeigt - Leute sollen einfach aufhören Pools zu bauen d.h. sich blöd zu verhalten.



      Die Trockenheit der letzten Jahre(2018-2021) entspricht ungefähr dem Klima um 1900, damals gab es in Deutschland wesentlich weniger jährliche Niederschläge als zwischen 1960-1990.



      Ich schätze heute leben aber dreimal soviele Menschen in Deutschland - also um intelligentere Anpassungstrategien kommmen wir wohl nicht herum.

      • @03998 (Profil gelöscht):

        Und was hat diese Argumentation jetzt mit dem angeblich hohen Preis des Pools zu tun?

  • Der Wasserstand des Großen Wannsees in Berlin ist so niedrig, wie ich es noch nie erlebt habe. Und das im März. Wie soll das dann im August aussehen?

  • Poolbaahung ist heutzutage leider auch en Vogue. Daher nun mal Fakten: Habe auch vor 3 Jahren einen Pool in den Garten gesetzt, der bei Inbetriebnahme einmal mit Wasser gefüllt wurde. Wasser bleibt im Winter drin, daher keine jährliche Neubefüllung notwendig, Frischwasser liefert der Regen, Wärme die Sonne, sauberes Wasser die Elektrolyse des schwach salzigen Wassers. Ich kann keine Wasserverschwendung erkennen.

    • @Flocke:

      In unserer Siedlung wird das Wasser regelmäßig aus dem "privaten" Grundwasserbrunnen erneuert. Auf google-maps erkennt man auf Bildern, die in den heißen Sommern gemacht wurden, sofort die Gärten mit täglicher Grundwasser-Befeuchtung: Grüner Rasen auf Kosten der Allgemeinheit - die anderen Rasen sind braun-vertrocknet. Ich bin ganz dringend für eine Regulierung des privaten Wasserverbrauchs: Aus der Leitung UND dem eigenen Brunnen!

      • @Christian Lange:

        Wasserverschwendung muss wirklich nicht sein, das sehe ich genau so. Wer pools dauernd frisch be füllen muss pflegt nicht ausreichend oder hat keine Ahnung wie man so etwas betreibt. Be uns funktioniert es jedenfalls wassersparend. Rasen kann man im Sommer vertrocknen lassen, kommt im Herbst wieder, mach ich auch regelmäßig so.