Frauentag in Berlin: Ein Zeichen der Solidarität
Am Frauentag ging es auf der Demo an der Volksbühne um Care-Arbeit. Viele Frauen protestierten aber auch gegen den Krieg.
„Care-Arbeiterinnen sind das Rückgrat der sozialen Infrastruktur dieses Landes“, sagt eine Rednerin der Verdi-Initiative „Freie Träger – Faire Löhne“. Gemeinsam mit Organisationen wie dem Berliner Bündnis für Gesundheit statt Profite fordert Verdi die Aufwertung und bessere Bezahlung von Pflegeberufen, in denen noch immer vorrangig Frauen arbeiten.
„Das hat auch was mit einem Männlichkeitsbild zu tun, das Care-Arbeit als Verweichlichung abstempelt“, sagt Belle, Psychologin aus Berlin. Ihre Kolleginnen seien alle weiblich, und auch der Kältebus, bei dem sie sich engagiert, werde fast ausschließlich von Frauen getragen. Sie ist mit ihren Freundinnen Muskaan und Anna gekommen, die drei tragen lila FFP2-Masken, ihre Anliegen sind sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung: „Ich wäre gerne optimischer“, sagt Muskaan, „aber ich weiß auch, dass wir in Berlin in einer Blase leben.“ Anna nickt. Sie arbeitet als Handwerkerin und merke täglich, wie viel Arbeit noch vor der Frauenbewegung liege.
Männer sind in der Unterzahl
Auch vor der Volksbühne sind die Männer an diesem 8. März deutlich in der Unterzahl. Etwas abseits stehen Lelo und Balthazar. Die beiden wollen „Support zeigen“, erzählen sie. „Ich bin nicht bewusst antifeministisch, aber oft handle ich so, weil ich so sozialisiert wurde“, sagt Lelo. Umso wichtiger sei es, dass Männer ihr eigenes Verhalten immer wieder hinterfragen.
Wie viele Dimensionen der Kampf für mehr Gleichberechtigung hat, zeigt auch die Vielfalt der beteiligten Organisationen. So findet zum Beispiel das Bündnis DW Enteignen, dass auch die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne ein feministisches Anliegen sei: Bezahlbare Wohnungen seien auch Schutzraum für Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Auch der Ukrainekrieg ist an diesem Frauentag Thema: „Können Sie sich vorstellen, wie es ist, ein Kind in einem Bunker zu kriegen, mitten in Europa, mitten im 21. Jahrhundert?“, fragt Inga Pylypchuk. Die Ukrainerin ruft dazu auf, sich mit den Frauen in ihrer Heimat zu solidarisieren, die heute nicht protestieren gehen können, weil ihre Straßen unter Beschuss sind. Pylypchuk ist in Blau-Gelb gekleidet, sie steht inmitten einer rosa Rauchwolke. „Putin, fuck off!“, schreit sie gleich dreimal.
Ideale versus Realität
Dass das Patriarchat Kriegstreiber sei, da scheinen sich viele der Protestierenden einig zu sein. „Stop Patriarchal Wars“ steht auf einigen Schildern, „Toxische Männlichkeit macht krank und tötet“ auf dem Banner der Omas gegen Rechts. Deutliche Kritik üben viele der Anwesenden aber auch an dem angekündigten Sondervermögen für die Bundeswehr: Die 100 Milliarden sollten nicht in Krieg, sondern in die Pflege, in Kitas oder Schulen gesteckt werden.
Für Inga Pylypchuk sind das naive Forderungen: „Abrüstung ist ja eine schöne Idee, aber das funktioniert leider nicht, solange wir es mit einem imperialen Diktator zu tun haben.“
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