piwik no script img

Anzeige gegen Corona-leugnerin

Eine Ärztin aus Duderstedt hat die Corona-Impfungen mit dem Holocaust verglichen. Nun wird wegen Volksverhetzung gegen sie ermittelt

Die Polizei hat gegen eine Ärztin und Coronaleugnerin aus Duderstadt ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet. Bei einer Kundgebung gegen die Corona-Schutzmaßnahmen am Mittwoch habe die Medizinerin als eine von fünf Rednerinnen die Corona-Schutzimpfungen mit dem Holocaust verglichen, sagte die Sprecherin der Polizeiinspektion Göttingen, Jasmin Kaatz.

Nach Augenzeugenberichten hatte die Ärztin unter anderem die Corona-Schutzmaßnahmen als „Jahrhundertverbrechen“ bezeichnet. Was derzeit in Deutschland passiere, sei „schlimmer als der Holocaust“. Die Bundesrepublik sei ein „Zentrum des Faschismus“.

Gegen die Ärztin, die seit Monaten als Rednerin bei den „Spaziergängen“ der Coronaleugner auftritt und die in Duderstadt selbst mehrere solche Veranstaltungen organisiert hat, sind zwei weitere Anklagen anhängig. Laut Staatsanwaltschaft Göttingen soll sie mehrfach wissentlich falsche Gesundheitszeugnisse und Impfbefreiungen ausgestellt haben.

So habe sie zwischen April 2020 und März 2021 insgesamt 16 gleichlautende Bescheinigungen zur Vorlage bei Gesundheitsämtern und anderen Behörden ausgestellt. Diese Atteste sollten die betreffenden Personen vom Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung befreien. Dabei soll die Ärztin gewusst haben, dass sämtliche Personen gar keine gesundheitlichen Einschränkungen hatten, die eine entsprechende Befreiung vom Maskentragen rechtfertigen könnten.

Mitte Mai löste die Frau in Duderstadt einen größeren Polizeieinsatz aus. Sie hatte angekündigt, ohne Maske in einem Supermarkt einkaufen zu gehen, obwohl sie dort Hausverbot hatte. Ein gutes Dutzend Beamte der Bereitschaftspolizei verwehrten der Ärztin und einer sie begleitenden Gruppe aus der Coronaleugner-Szene den Zugang zum Geschäft. Infolge der Ermittlungen durchsuchten Ermittler die Praxisräume der Ärztin und stellten Unterlagen sicher.

Das „Aktionsbündnis Südniedersachsen gegen rechtsextreme Coronaleugner“ übte am Freitag scharfe Kritik an den jüngsten Äußerungen der Medizinerin in Herzberg und warnte vor der Vereinnahmung der Coronaproteste durch Rechtsextremisten. „Nichts rechtfertigt das Marschieren mit den neuen alten braunen Horden, um ihnen den Weg zu bereiten“, sagte ein Bündnissprecher. „Jeder Mensch, der daran teilnimmt, macht sich in gleicher Weise schuldig und trägt den Faschismus wieder in unsere Mitte. Es gibt dafür keine Entschuldigung.“ (epd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen