ARD-Thriller „Der Beschützer“: Explosive Mischung
Der ARD-Thriller „Der Beschützer“ beginnt heiter. Doch das sind nur Rückblenden, die über den wahren Verlauf des gelungenen Krimis täuschen.
Der Thriller „Der Beschützer“ beginnt beschwingt. Ein Junge und ein Mädchen laufen lachend durch einen norddeutschen Apfelhain. Es handelt sich um eine Rückblende aus scheinbar glücklichen Kindertagen.
„Der Beschützer“, Sa., 20.15 Uhr, ARD und abrufbar in der Mediathek
Und Schnitt: Die Gegenwart ist viel trister. Jan Schäfer, der Junge von einst, hackt Holz auf seinem Bauernhof, den er verkaufen will. Warum wird später klar, und auch, was aus dem Mädchen geworden ist. Und Schnitt: Wir befinden uns in Port Said, einer Hafenstadt im Nordosten Ägyptens, und sehen Fiona Weibel telefonieren. Die junge Frau arbeitet für eine Schweizer Reederei und muss sich ihres übergriffigen Chefs erwehren. Und Schnitt: Ihr Boss wird erschossen, sie selbst bleibt wie ein Wunder am Leben – ist nun aber in Gefahr. Und Schnitt.
Rasant gestartet, behält der Thriller das schnelle Tempo bis zum Schluss bei. Der titelgebende BKA-Personenschützer Jan Schäfer (Tobias Oertel) bekommt den Auftrag, Fiona Weibel (Marlene Tanczik) aus Ägypten kommend zu beschützen. Nur zwei Tage lang, bis sie beim Internationalen Seegerichtshof in Hamburg als Kronzeugin aussagen kann: gegen ihren Arbeitgeber, der in undurchsichtige Geschäfte im Nahen Osten verwickelt ist.
Es geht um Chemikalien in großen Mengen, die illegal nach Libyen oder Syrien geliefert werden, und aus denen man Giftgas herstellen kann. Von Weibels Aussage hängen eine mögliche Verurteilung und damit auch die Zukunft der Reederei ab. Eine explosive Mischung.
Wunder Punkt
Natürlich gibt es hier und da vorhersehbare Komponenten. So hat Schäfer familiär schwer zu tragen und leidet daran, seit Jahren keinen Kontakt zu seiner Schwester – dem jungen Mädchen aus der Eingangssequenz – zu haben. Ein wunder Punkt im Leben des hoch professionell agierenden Personenschützers.
Den weiß auch Weibel auszunutzen, die natürlich ein doppeltes Spiel spielt. Auch ein Killerkommando mischt mit. Geschenkt, dass die Typen klischeehaft Russisch sprechen. Es gibt ein paar krasse Szenen, etwa eine wilde Schießerei auf einer einsamen Dorfstraße.
Das Drehbuch von Michael Ehnert und Oke Stielow ist raffiniert und komplex und kommt erfrischend divers daher, auch Regisseur Philipp Osthus hat alles richtig gemacht. Keine Minute Langeweile, bis zum krassen Finale. Was einen guten Thriller ausmacht, wurde Schauspieler Tobias Oertel fürs Pressematerial zum Film gefragt: „Markante Charaktere in außergewöhnlichen Situationen mit unerwarteten Wendungen!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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