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Pflichtzölibat für katholische PriesterMittelalterlicher Quatsch

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der byzantinische Ritus gestattet Priestern, Frau und Familie zu haben. Daran sollte sich die gesamte römisch-katholische Kirche ein Beispiel nehmen.

Katholischer Pfarrer bei einer Erstkommunion im Ruhrgebiet 1974 Foto: imago

D ie katholische Kirche klammert sich an den Pflichtzölibat, als hinge davon die priesterliche Glaubwürdigkeit ab. Dabei sagen einem allein der gesunde Menschenverstand und das Leben an sich, dass das mittelalterlicher Quatsch ist und mit dem „Dienst am Menschen“ rein gar nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Der Pflichtzölibat tut den Betroffenen nicht gut, die meisten leben ihn ohnehin nicht. Ein Stichwort ist die berühmte Haushälterin, die aber weit mehr ist als das, nämlich die Frau an der Seite des Priesters. Mittlerweile ist das weithin bekannt. Vor gut zehn Jahren outeten sich mehrere Priester öffentlich als Zölibatsbrecher, viele verloren daraufhin ihr Amt.

Das Enthaltsamkeitsgebot ist gepaart mit einer großen Lüge: Kein Mensch kann dauerhaft ohne Sex leben, ebenso wenig ohne einen Menschen, der einem näher steht als andere. Und das muss auch niemand, nicht einmal ein Priester. Beispiele, sogar in Deutschland, zeigen, dass ein katholischer Priester – wie übrigens evangelische Pfarrer – durchaus Frau und Familie haben kann und trotzdem genug Liebe, Kraft und Zeit für seine Gemeinde findet.

Im Erzbistum Hamburg ist vor zwei Jahren ein Familienvater in den dauerhaften priesterlichen Dienst berufen worden. Pavlo Vorotnjak gehört der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche des byzantinischen Ritus an, einer Teilkirche der römisch-katholischen Ausrichtung. Vorotnjaks Kirche gestattet es Anwärtern, vor der Priesterweihe verheiratet zu sein. In der Ostkirche ist es üblich, dass Priester Ehefrau und Kinder haben. Dort gilt das Eheverbot nur für Bischöfe und Mönche. Papst Franziskus hatte diese Praxis für Ostkirchen schon vor fast zehn Jahren auf westliche Gebiete übertragen. Auch der Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht keine Hürden, den Zölibat abzuschaffen. Er bezeichnet ihn als „disziplinäre Form“, die geändert werden kann, ohne in den „Glaubensschatz der katholischen Kirche einzugreifen“. Beim Synodalen Weg, dem bis Samstag laufenden Gesprächsformat, fordern manche Bischöfe, den Zölibat abzuschaffen. Selbst der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellt die verpflichtende Ehelosigkeit aktuell infrage: „Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären.“ Diese Aussage ist zwar reichlich diffus und offenbart, wie mittelalterlich seine Haltung zu Ehe und Sexualität ist. Aber immerhin lässt er Zweifel an einer inhumanen Regel zu, die ohnehin oft gebrochen wird.

Es wird Zeit, dass die katholische Kirche den ohnehin religiös überhöhten Zölibat komplett abschafft. Der Synodale Weg hätte die Chance dazu. Aber die Mehrheit der anwesenden Gottesmänner mauert.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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8 Kommentare

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  • "Die katholische Kirche klammert sich an den Pflichtzölibat, als hinge davon die priesterliche Glaubwürdigkeit ab."

    Warum immer diese Verallgemeinerungen?

    Wenn man nur ein paar Minuten recherchiert, weiß man dass das Zölibat in der Katholischen Kirche umstritten ist: www.katholisch.de/...chte-des-zoelibats

    Warum klammert man sich in der taz immer an Stereotypen fest?

    • @Rudolf Fissner:

      Weil die tazis wissen - daß unter dem weiten Mantel dieser alleinseeligmachenden - so vieles - ja fast alles - auch an unberatenem Laiengequatsche Platz findet.



      Als harmlose Spiegelfechterei bekannt!



      Aber. Sie auch über Magen&Verdauung eines Stiebelschachtes verfügt.



      Sodrum wird ein Schuh draus! Gelle.

      kurz - Beckmessereien ehra Provenienz sind ihr Hasenköttel - Peanuts allenfalls •

      • @Lowandorder:

        "ihr Hasenköttel - Peanuts allenfalls"

        Fangen Sie nun schon an Kommentatoren mit Fäkalgedöns hinterher zu stiffeln?

  • “Pflichtzölibat für katholische Priester



    : Mittelalterlicher Quatsch



    Der byzantinische Ritus gestattet Priestern, Frau und Familie zu haben. Daran sollte sich die gesamte römisch-katholische Kirche ein Beispiel nehmen“

    Gemach Gemach -



    Im Erzbistum Kölle sinnse da schon was weiter: bis zum dritten Kind übernimmt das Bistum die Kosten - 🤫 -

    unterm—— Köllsche Vermutung! =>



    Ne Kölsch mitem Flesch Kölsch sitzt an Rhing - am Möhnen.



    Kütt de Leeve Jot - mitem Flesch Kölsch setzt sich dazu an Rhing - beide! am Möhnen. => “War mähtst du denn hier?“



    & Däh! - “Homeoffice!“ - 🙀 😂 - 🌊-

    kurz - das dürfte es erklären. Newahr.



    Normal Schonn.

  • "Kein Mensch kann dauerhaft ohne Sex leben, ebenso wenig ohne einen Menschen, der einem näher steht als andere." Nein, wir haben ja auch nicht Millionen Singles, Verwitwete, Asexuelle, und Menschen, die für das eine und/oder das andere keinen Partner finden. Sind das für Sie alles Psychopathen?

    Ich bin nicht katholisch, mir ist das egal, ob die Priester dort ehelos sind oder nicht, als Außenstehender sollte man es so oder so tolerieren. Ich persönlich finde die Verknüpfung von Priestertum und Ehelosigkeit allerdings schon nachvollziehbar und weiß nicht warum man sie mit Schmähvokabeln wie "mittelalterlich" oder "gegen den gesunden Menschenverstand" belegen muss, das ist für mich einfach ein Zeichen von Intoleranz.

    Was mich an dieser Debatte aber wirklich stört, ist der Zeitpunkt, die Verknüpfung der Missbrauchsdiskussion mit der Zölibatsdiskussion und die dabei mitschwingende Unterstellung, wer nicht verheiratet ist, ist irgendwie besonders gefährdet, Kinder zu missbrauchen.

  • Mit Verlaub, das ist Unsinn



    Das Zölibat ist grundsätzlich kein Problem nur das Pflichtzölibat!



    Mit der Freiwilligen(!) Entscheidung zur Ehelosigkeit wird ein Mensch frei und ist nicht mehr erpressbar (sage dem Glauben ab oder ich ermordet deine Kinder...) zudem hat er mehr Zeit für die Gemeinde bzw. für das Gebet. Ich kenne viele Ordenschristen und auch andere Menschen, die freiwillig auf eine Lebenspartnerschaft genau aus diesen Gründen verzichten. Diesen gegenüber zu behaupten, Ein leben ohne Sex könne es nicht geben ist genauso engstirnig wie die Meinung mancher Kirchenfürsten beispielsweise ein queeres Leben sei sündig.



    Ich appelliere hier auf beiden Seiten lebensentscheidungen zu respektieren, Fr. Schmollak.



    Hingegen das Priesteramt an das Zölibat zu binden ist mehr noch als das, was Sie schreiben. Es ist ein erfolgreicher Versuch die hierarchische Machtstruktur zu erhalten. Dies ist absolut zu verurteilen.

    • @Goyo:

      "Mit der Freiwilligen(!) Entscheidung zur Ehelosigkeit wird ein Mensch frei und ist nicht mehr erpressbar (sage dem Glauben ab oder ich ermordet deine Kinder...) zudem hat er mehr Zeit für die Gemeinde bzw. für das Gebet."

      Sie stecken aber ziemlich tief in der Nummer drin.

      Kommt das denn oft vor, dass gedroht wird, die Kinder zu ermorden?

      • @Jim Hawkins:

        Nun, in Deutschland ist dies selten...



        Jedoch bitte ich einmal um den Blick in die Welt. In China, Afghanistan, Türkei, und und und wäre ich nicht so frei meinen Glauben zu leben.



        Dort kommt man als Christ und erst recht als Priester einfach in ein Umerziehungslager (Xinjiang zum Beispiel).



        Jedoch mag ich weiterhin betonen, dass es um eine FREIWILLIGE Entscheidung gehen muss.



        Ich bin übrigens Kein Priester und mich ärgern viele Entscheidungen der Kirche maßlos doch ist ein undifferenziertes und unreflektiertes Motzen über den Zölibat einfach Unsinn.