Bemerkung zum Holocaust: Whoopi Goldberg greift daneben
Der Hollywood-Star hatte in der Talkshow „The View“ die rassistische Dimension des Holocaust bestritten. Dafür entschuldigte sie sich nun.
Am Montag ist Goldberg über einen ihrer eigenen schnellen Sätze gestolpert. An dem Nachmittag diskutierten die Damen bei „The View“ über einen neuen Fall von Zensur in einem Schuldistrikt in Tennessee. Dort ist der grafische Roman „Maus“, in dem ein Holocaust-Überlebender erzählt, verboten worden. In der Diskussion sagte Goldberg mehrfach: „Beim Holocaust geht es nicht um Rasse. Es geht um die unmenschliche Behandlung von Menschen durch andere Menschen.“
Die Worte lösten umgehend einen Shitstorm aus. Konservative MeinungsmacherInnen, denen Goldberg schon lange ein Dorn im Auge ist, kritisierten sie wegen Verharmlosung. Auf Twitter schlugen ihr Leute Nachhilfeunterricht in Geschichte vor. Und Jonathan Greenblatt, der Chef der Anti Defamation League, die sich gegen Antisemitismus einsetzt, belehrte sie: „Nein, Whoopi Goldberg, beim Holocaust ging es um die systematische Auslöschung der Juden durch die Nazis. Sie haben sie als minderwertige Rasse betrachtet und haben diese rassistische Propaganda genutzt, um das Abschlachten von sechs Millionen Juden zu rechtfertigen. Holocaust-Verzerrung ist gefährlich.“
Goldberg, die 1955 als Caryn Elaine Johnson zur Welt gekommen und in einer Sozialwohnung in New York aufgewachsen ist, weiß, was Rassismus für Menschen mit ihrer Hautfarbe in ihrem Land bedeutet. Und sie hat sich oft öffentlich und scharf mit Sklaverei, weißer Vorherrschaft und Rassismus auseinandergesetzt. Sie ist die Tochter eines Schwarzen Geistlichen und einer Schwarzen Lehrerin. Beschrieben hat sich selbst sowohl als Afroamerikanerin als auch als jüdische Amerikanerin. Sie hat auch öffentlich erklärt: „Ich weiß, dass ich jüdisch bin. Ich praktiziere keine Religion und ich gehe in keinen Tempel. Aber ich erinnere mich an die Feiertage.“
Am Montag hat die streitbare Goldberg ihre Erklärung nach nur wenigen Stunden korrigiert. Am Abend stellte sie eine „aufrichtige Entschuldigung für die Verletzung jüdischer Menschen in aller Welt“ ins Internet. „Ich hätte“, schreibt Goldberg, „beides sagen müssen: Beim Holocaust ging es um Rassismus und um Unmenschlichkeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen