piwik no script img

Bemerkung zum HolocaustWhoopi Goldberg greift daneben

Der Hollywood-Star hatte in der Talkshow „The View“ die rassistische Dimension des Holocaust bestritten. Dafür entschuldigte sie sich nun.

Whoopi Goldberg, Schauspielerin und Co-Verantwortliche der Talkshow „The View“ Foto: John Barrett/imago

BERLIN taz | Whoopi Goldberg ist eine der brillantesten und streitbarsten KommentatorInnen in der Kulturlandschaft der USA. Sie ist einfühlsam, engagiert und witzig. Sie ist eine Schwarze Frau, die es in einer weißen Männerwelt geschafft hat. Die 66-Jährige hat in bislang 150 Filmen gespielt, ist Co-Verantwortliche der Talkshow „The View“, Feministin, Antirassistin, Vorkämpferin von LGBTQ-Rechten und Unternehmerin. Und sie hat eine Fangemeinde, die weit ins konservative Lager hineinreicht.

Am Montag ist Goldberg über einen ihrer eigenen schnellen Sätze gestolpert. An dem Nachmittag diskutierten die Damen bei „The View“ über einen neuen Fall von Zensur in einem Schuldistrikt in Tennessee. Dort ist der grafische Roman „Maus“, in dem ein Holocaust-Überlebender erzählt, verboten worden. In der Diskussion sagte Goldberg mehrfach: „Beim Holocaust geht es nicht um Rasse. Es geht um die unmenschliche Behandlung von Menschen durch andere Menschen.“

Die Worte lösten umgehend einen Shitstorm aus. Konservative MeinungsmacherInnen, denen Goldberg schon lange ein Dorn im Auge ist, kritisierten sie wegen Verharmlosung. Auf Twitter schlugen ihr Leute Nachhilfeunterricht in Geschichte vor. Und Jonathan Greenblatt, der Chef der Anti Defamation League, die sich gegen Antisemitismus einsetzt, belehrte sie: „Nein, Whoopi Goldberg, beim Holocaust ging es um die systematische Auslöschung der Juden durch die Nazis. Sie haben sie als minderwertige Rasse betrachtet und haben diese rassistische Propaganda genutzt, um das Abschlachten von sechs Millionen Juden zu rechtfertigen. Holocaust-Verzerrung ist gefährlich.“

Goldberg, die 1955 als Caryn Elaine Johnson zur Welt gekommen und in einer Sozialwohnung in New York aufgewachsen ist, weiß, was Rassismus für Menschen mit ihrer Hautfarbe in ihrem Land bedeutet. Und sie hat sich oft öffentlich und scharf mit Sklaverei, weißer Vorherrschaft und Rassismus auseinandergesetzt. Sie ist die Tochter eines Schwarzen Geistlichen und einer Schwarzen Lehrerin. Beschrieben hat sich selbst sowohl als Afroamerikanerin als auch als jüdische Amerikanerin. Sie hat auch öffentlich erklärt: „Ich weiß, dass ich jüdisch bin. Ich praktiziere keine Religion und ich gehe in keinen Tempel. Aber ich erinnere mich an die Feiertage.“

Am Montag hat die streitbare Goldberg ihre Erklärung nach nur wenigen Stunden korrigiert. Am Abend stellte sie eine „aufrichtige Entschuldigung für die Verletzung jüdischer Menschen in aller Welt“ ins Internet. „Ich hätte“, schreibt Goldberg, „beides sagen müssen: Beim Holocaust ging es um Rassismus und um Unmenschlichkeit.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • Seit Bartolomé de Las Casas (1474-1566) Kurz Bericht 1542 an Kaiser Karl V. über Massenmorde an indigenen Völkern westindischer Inseln als Gottlose durch katholische Conquistadoren mit Appell, diese als Untertanen unter seinen Schutz zu stellen, worauf Karl V. Gleichheit all seiner Untertanen verkündet, dann auf Druck von Plantagenbesitzern in Übersee zurücknahm, ging es angesichts Reformation um willkürlich neue Legitimationskonstrukte »Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber Menschen« in Gang zu setzen mit dem Völkervernichtungs Count Down 30jähriger Krieg 1618-48, das, was weiter an Sklaverei in Afrika, Übersee durch europäische Mächte geschah, unkenntlich zu machen. Erst im 19. Jahrhundert taucht mit Charles Darwin (1809-1882) Evolutionstheorie Idee von Rassen vulgärpopulistisch pseudowissenschaftlich sozialdarwinistischer Theorien paranoider Pose "Neuen Menschen" reinen Blutes arischer Herkunft auf, der Unmenschlichkeit der Menschen gegenüber Menschen leidenschaftslos völkisches Konzept von Rassenhygenie zu unterlegen auf Gedeih und Verderb im Menschheitsnamen für nationale Entwicklung, technologischen Fortschrittsgame "Der Stärkere soll überleben".



    Nach Urkatastrophe 1. Weltkrieges 1914-18 Abermillionen Toten, 100 Millionen Toten pandemisch grassierend Spanischer Grippe globaler Tragweite 1918-22, Verlust deutscher Kolonien, ersann neugegründete NSDAP mithilfe Hohenzollern Ex Kaiser Wilhelm II im Doorner Exil Niederlande Dolchstosslegende sog Verrats an der Heimatfront gegen ihn an der Spitze ungeschlagen kämpfender Truppe, seine Fahnenflucht aus dem Heereshauptquartier Spa/Belgien Oktober 1918 unkenntlich zu machen, Schuldkomplex, in dessen Nucleus singuläres Konstrukt jüdischer Rasse stand als sog Alldeutschen Unglück, Verderben, auch, wenn Juden Deutsche waren. Menschheitsverbrechen, Unmenschlichkeit bedarf Fakekonstrukte, Rassismus, Klassenkrieg, Sozialdarwinismus, Rechte Stärken gehören dazu, Menschen angstgetrieben in Hass gegen Schwächere zu hetzen

  • Darin verbirgt sich die Frage, ob es überhaupt zutreffend ist, von verschiedenen Rassen der Menschheit zu sprechen. Fallen wir nicht auf die Nazi-Ideologie herein, wenn wir die Bezeichnung von Juden, Schwarzen, Asiaten, Aborigines, Inuit, .... als Rassen akzeptieren?

  • Kann mir jemand die Aufregung erklären ?

    Natürlich geht es nicht um "Rasse":



    1. Es gibt keine Menschenrassen



    2. Sowenig, wie Jude eine Rasse ist, ist es Katholik oder Muslim

    • @Gerald Stolten:

      Dass es nicht um Rasse geht, heißt noch lange nicht, dass es kein Rassismus ist. Abgesehen davon gibt es biologisch natürlich keine Rassen, als soziales Konstrukt aber sehr wohl, und gerade Whoopi Goldberg ist niemand, der das bestreitet.

      • @JoaPi:

        Zumindest nach dem Text des Artikels hat Sie doch garnicht bestritten, dass es um Rassismus ging: "Beim Holocaust geht es nicht um Rasse."

        -War jetzt die Übersetzung oder der Artkel schlecht ???