Rettungsschiff Sea-Watch im Mittelmeer: Aus dem Holzboot gerettet
Die Besatzung hat in den vergangenen Tagen fast 500 Menschen aus Seenot gerettet. Doch die Sea-Watch sucht weiterhin nach einem sicheren Hafen.
Doch ein Ende des Einsatzes ist nicht in Sicht. Noch sucht das Rettungsschiff der in Berlin ansässigen Organisation einen Hafen. „Es befinden sich jetzt 482 Gäste auf unserem Schiff, die so schnell wie möglich in einem sicheren Hafen von Bord gehen müssen“, fordert die Organisation auf Twitter.
Empfohlener externer Inhalt
Bevor die Sea-Watch-Crew am Sonntag bei der zweiten Aktion an nur einem Tag 73 Menschen aus Seenot retten konnte, habe ihr Flugzeug, Seabird, die libysche Küstenwache bei einem Pushback-Versuch beobachtet. Sie hätten versucht, das Boot mit den Flüchtenden abzufangen. „Nachdem zwei libysche Patrouillenboote sich zurückzogen, sind wir erleichtert, dass wir die Menschen nun sicher an Bord unseres Schiffes wissen“, schrieb Sea-Watch am Sonntag auf Twitter.
Drohungen der libyschen Küstenwache
Am Tag zuvor sei die Besatzung der Sea-Watch selbst von der libyschen Küstenwache bedroht worden, obwohl sie sich in internationalen Gewässern befunden habe. Auf einem am Freitag auf Twitter veröffentlichten Video mit Aufzeichnungen des Funkverkehrs ist eine zunehmend aufgebrachte Stimme zu hören: „Hier ist die Libysche Marine. (…) Stellen Sie den Motor ab oder Sie werden beschossen.“ Und nach mehrfacher, hektischer Wiederholung: „Das ist unsere letzte Warnung.“ Kurz darauf habe sich die Situation zwar wieder entspannt, so Sea-Watch. Doch die Seenotretter klagen an: „Wann stellt die EU die Unterstützung der sogenannten libyschen Küstenwache endlich ein?“
Die EU trainiert libysche Küstenwächter und stattet sie mit Ausrüstung aus. Auch die EU-Grenzschutzagentur Frontex arbeitet mit ihr zusammen. Die Küstenwache drängt regelmäßig Boote in libyschen und internationalen Gewässern von ihrer Route ab, um sie nach Libyen zurückzubringen. Dort werden die Menschen unter prekären Bedingungen in Lagern interniert. In der Vergangenheit hatten die Libyer beim Zusammentreffen mit Rettungsschiffen auf dem Meer sogar Warnschüsse abgegeben, um sie von ihren Rettungsaktionen abzubringen.
In den letzten Monaten ist die Zahl der Menschen, die die Überfahrt von Libyen nach Italien wagen, deutlich gestiegen. Laut dem italienischen Innenministerium kamen in diesem Jahr bislang rund 59.700 Flüchtende in Booten in Italien an. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum fast 32.500.
Zumindest konnte das von Ärzte ohne Grenzen betriebene Rettungsschiff Geo Barents am Wochenende in Sizilien anlegen. Die 186 Männer, Frauen und Kinder seien in Messina von Bord gegangen, twitterte die Hilfsorganisation am Samstag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Trumps Personalentscheidungen
Kabinett ohne Erwachsene
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein