piwik no script img

Benzin-Engpässe in GroßbritannienGerücht führt zu Hamsterkäufen

In Großbritannien sind viele Tankstellen leergekauft. Die Regierung sagt, es gebe keine Knappheit – und versetzt die Armee in Bereitschaft.

Kilometerlange Schlagen vor den Tankstellen Großbritanniens, während der Treibstoff zu Neige geht Foto: Jon Super/ap/dpa

London taz | Nachdem das Panikauftanken an britischen Tankstellen am Wochenende auch am Montag nicht nachließ, hat die britische Regierung zu weiteren Notmaßnahmen gegriffen und Lastwagenfahrer der Armee in Bereitschaft gesetzt, wie es in einer Mitteilung in der Nacht auf Dienstag hieß. Diese sollten darauf vorbereitet werden, Tankstellen zu beliefern. Denn viele davon sitzen auf dem Trockenen.

Bereits am Wochenende hatte die Regierung vorübergehende Einreisevisa für ausländische Lkw-Fahrer*innen bewilligt, dazu ein höheres Angebot an Fahrschulplätzen und Führerscheintests und ein Bittschreiben an alle Menschen mit Lkw-Führerschein.

Zu den neuen Maßnahmen gehört nun die kurzfristige Aufhebung der Wettbewerbsregeln für den Treibstoffhandel. Dieser Schritt erlaubt der Regierung detaillierte Einsichten in die Bestände und Verkäufe an den britischen Tankstellen, womit dann die Zufuhr besser koordiniert werden könne. Außerdem steht zur Erwägung, Fah­re­r*in­nen der Notdienste und der Gesundheitsversorgung Priorität beim Tanken zu geben.

Wegen einer unbestätigten Meldung über Lieferprobleme für Benzin und Diesel, die letzte Woche an die Öffentlichkeit geraten war und sich dann rasch verbreitete, war unter britischen Au­to­fah­re­r*in­nen eine Panik ausgebrochen. Überall im Land kam es so zu Hamsterkäufen für Treibstoffe mit teils kilometerlangen Schlangen vor den Tankstellen.

Benzin-Vorräte gehen zu Neige

Nach Angaben des Verbands des britischen Treibstoffhandels (Petrol Retailers Association, PRA) meldeten inzwischen bis zu 85 Prozent ihrer Mitglieder, dass ihre Vorräte zu Neige gingen. Ein Drittel der Tankstellen des Ölkonzerns BP hatten am Montag gar keine Vorräte mehr. Laut Verkehrsminister Grant Shapps bestehen in den sechs britischen Raffinerien und 47 Treibstofflagern ausreichend Vorräte – aber das nützt wenig, wenn es nicht genug Transportkapazitäten gibt, um sie zu den Tankstellen zu bringen.

Der Ursprung der Knappheitsgerüchte bleibt umstritten. Verkehrsminister Shapps beschuldigte am Sonntag den Verband der Logistikunternehmen Road Haulage Association (RHA), absichtlich die Meldung über angebliche Lieferprobleme in die Welt gesetzt zu haben. Zuvor hatte schon die konservative Tageszeitung Daily Telegraph behauptet, dass die vom RHA vertretenen Logistikunternehmen ein Interesse an billigen Arbeitskräften aus dem Ausland hätten, weswegen sie schon gegen den Brexit gewesen seien.

Sie wollten nun die Regierung dazu zwingen, die Zuwanderungsbestimmungen zu lockern. RHA dementierte das und konterte, dass die Regierung versuche, die eigene Schuld anderen zuzuschieben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Kapitalismus kann zuweilen doch unterhaltsam sein.

    Benzin ist das neue Klopapier!!1!

    • @tomás zerolo:

      Was hat das mit Kapitalismus zu tun?



      Benzin geht auch in fast allen sozialistischen Staaten oft aus.



      Das hat einfach nur was mit dem populistischen Brexit zu tun.

      • @Rudi Hamm:

        Das ist ja das Schöne: Im Kapitalismus ist das unterhaltsam, im Sozialismus nur noch traurig.

        • @Tom Farmer:

          so betrachtet erkenne ich den Witz des Kommentar erst jetzt, Danke

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Klar, jetzt sind die blöden Bürger Schuld mit ihren Hamsterkäufen.



    Das mit den LKW-Fahrern hätte man vorher wissen können. Nun ein Angebot für 3 Monate nachzuschieben zeigt, dass die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben - ähnlich wie bei uns im Verkehrsministerium.



    Die ausländischen LKW-Fahrer haben gezeigt, was sie davon halten. Nieten!