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Verstöße gegen DSGVORekordstrafe für WhatsApp Irland

Wegen Verstößen gegen die Europäische Datenschutz-Grundverordnung muss WhatsApp Irland 225 Millionen Euro zahlen. Ein finanzieller Klacks für das Unternehmen.

Kleine Geldstrafe für große Verstöße Foto: Patrick Pleul/dpa

Dublin dpa | Die irische Datenschutzkommission (DPC) hat gegen WhatsApp Irland wegen Verstößen gegen die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine Rekordstrafe in Höhe von 225 Millionen Euro verhängt. Das Unternehmen habe gegen die strengen Datenschutzvorschriften der Europäischen Union verstoßen, was die Transparenz bei der Weitergabe von Personendaten an andere Facebook-Unternehmen angeht.

Die Aufsichtsbehörde wies den Messengerdienst, der zum Facebook-Konzern gehört, außerdem an, seine Datenverarbeitung zu verändern.

WhatsApp kündigte rechtliche Schritte gegen den Bußgeldbescheid an. Man sei mit der Entscheidung nicht einverstanden. Die Strafe sei völlig unverhältnismäßig.

Die irischen Datenschützer hatten noch nie zuvor eine Geldstrafe in dieser Größenordnung verhängt. Europaweit wird der Bußgeldbescheid nur von der Strafe übertroffen, die die Datenschützer in Luxemburg gegen Amazon ausgesprochen haben. Die luxemburgische Behörde verhängte in diesem Sommer eines Geldstrafe in Höhe von 746 Millionen Euro gegen den Internet-Konzern.

„Irische Datenschutzbehörde extrem dysfunktional“

Die irische Datenschutzkommission DPC ist nicht nur die federführende Aufsichtsbehörde für WhatsApp in Europa, sondern beaufsichtigt auch den gesamten Facebook-Konzern. Sie ist außerdem für andere US-Tech-Giganten wie Apple zuständig, die ihre europäische Niederlassung in Irland haben.

In einer ersten Reaktion begrüßte der Datenschutz-Aktivist Max Schrems die Entscheidung in Dublin. Allerdings erhalte die DPC seit 2018 etwa zehntausend Beschwerden pro Jahr und habe erst jetzt eine größere Geldstrafe verhängt. Schrems erinnerte daran, dass die Iren ursprünglich nur eine Strafe von 50 Millionen Euro vorgeschlagen hatten.

„Sie wurden von den anderen europäischen Datenschutzbehörden gezwungen, die Strafe auf 225 Millionen zu erhöhen.“ Selbst die 225 Millionen Euro entsprächen immer noch nur 0,08 Prozent des Umsatzes der Facebook-Gruppe, betonte Schrems. „Die DSGVO sieht Geldbußen von bis zu 4 Prozent des Umsatzes vor. Das alles zeigt, dass die irische Datenschutzbehörde immer noch extrem dysfunktional ist.“

Wie sehr WhatsApp Irland von der Behörden-Entscheidung überrascht wurde, zeigt die Tatsache, dass in der Bilanz des Unternehmens nur 77,5 Millionen Euro für eine mögliche Geldstrafe zurückgestellt wurden.

„Wir haben daran gearbeitet, sicherzustellen, dass die von uns bereitgestellten Informationen transparent und umfassend sind und werden dies auch weiterhin tun“, sagte ein WhatsApp-Sprecher der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft in der Republik Irland, RTE.

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3 Kommentare

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  • Schrems hat vollkommen Recht: Irland hat in der EU nach wie vor die Funktion bzgl Datenschutzverletzung, die Luxemburg und Niederlande bei der Steuerhinterziehung haben. Das ist das jeweilige asoziale Geschäftsmodell, zum Schaden aller anderen EU-Länder.

    Der EU ist das natürlich klar, und auch der Unmut darüber in anderen Ländern, es wurde von Behörden! schon angeregt, Irland dieses Amt zu entziehen, weil es EU-Datenschutzrecht gegenüber den Tech-Monopolisten de facto seit Jahren ausschaltet. Irlands sog."Datenschutzbehörde" steht zu Recht auf der Abschussliste. Deshalb konnte Irland gezwungen werden, die ursprünglich vorgesehene lächerliche Alibi-Strafe zu verfünffachen, was immer noch lächerlich ist. Die Iren bekamen ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten - ihr setzt die Strafe hoch oder wir machen euch endgültig dicht.

    Die Mthode der Monopolisten ist eine Rangehensweise, die der Neoliberalismus perfektioniert hat: Move Fast. Saug so schnell es geht, so viel Reichtum wie möglich ab, egal ob es legal, halblegal oder scheißegal ist. Kommt es zu Ärger deswegen, ist man schon so schlagkräftig und reich, dass Strafen aus der Portokasse bezahlt werden können und außerdem selbst gegen die EU langwierige Gerichtsverfahren geführt werden können, währenddessen man die Welt fröhlich weiter bestiehlt. Zwischendurch immer mal wieder Imagekampagnen, um der Welt vorzutäuschen, dass sie die Guten sind.

    225 Mio sind für Facebook Peanuts. Die haben den 100fachen _Gewinn_ in einem Quartal. Datenhehlerei lohnt sich.

  • Strafen müssen aus dem Gewinn und nicht dem Umsatz bezahlt werden. Es dürfte sich daher auch für WhatsApp nicht um einen "Klacks" handeln...

    Zudem muss die Strafe ja im Verhältnis zum Verstoß stehen. Diebstahl kann auch bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe bestraft werden. Wenn man einen Schockriegel klaut ist das dann aber was anderes als der Diebstahl von teuren Kunstgegenständen...

    • @Strolch:

      Facebook hat allein im 2. Quartal 2021 29,08 Milliarden US-Dollar Gewinn gemacht. 225 Millionen Euro sind also sehr wohl ein "Klacks".