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Sexuelle Belästigung am ArbeitsplatzViel zu oft Tabu

Gastkommentar von Christina Stockfisch

Eigentlich sind Arbeitgeber verpflichtet, gegen sexuelle Belästigung vorzugehen. Doch am Ende verlassen meist die Opfer das Unternehmen.

Meistens verlassen die Belästigten das Unternehmen Foto: Malte Mueller/getty

Schlimm, aber glücklicherweise bei uns kein Thema“ – das ist oft zu hören, wenn es um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz geht. Zwar prägt #MeToo bis heute die Debatten über Sexismus und Gleichberechtigung. Aber hat sich die Arbeitswelt wirklich verändert – hin zu einem respektvollen, diskriminierungsfreien Betriebsklima im täglichen Miteinander?

Der Weg dahin ist noch weit. Nach wie vor bleibt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz viel zu oft ein Tabuthema. Ohne Zweifel muss sich das ändern, denn sexuelle Belästigung ist ein absolutes No-Go. Sie macht Betroffene krank, demotiviert – und sie vergiftet das Betriebsklima.

Fast jede/r zweite Beschäftigte hat sexuelle Belästigung schon beobachtet oder selbst erlebt. Trotzdem gibt es kaum gemeldete Fälle; geschweige denn Verfahren. Und selbst wenn es sie gibt, sind es meist die Opfer, die Belästigten, die am Ende das Unternehmen verlassen.

Zwar verpflichtet das Antidiskriminierungsgesetz die Arbeitgeber, im Fall einer sexuellen Belästigung angemessene Maßnahmen bis hin zur Versetzung oder Kündigung der Täter zu ergreifen. Doch dazu kommt es nur selten. Denn trotz #MeToo wissen viele nicht, wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen. Immer noch wird weggeschaut. Betroffene fürchten Repressalien und melden erlebte Vorfälle nicht.

Christina Stockfisch

sitzt im DGB-Bundesvorstand und arbeitet zur europäischen und internationalen Gleichstellungspolitik.

Betriebsvereinbarungen können helfen

Umso wichtiger ist es, das Thema offensiv und präventiv anzugehen. Betriebsvereinbarungen können etwa regeln, was passiert, wenn sich jemand belästigt fühlt, wie Täter bestraft und welche Hilfspakete für die Betroffenen geschnürt werden. Das schafft Handlungssicherheit.

Aber auch der Gesetzgeber sollte aktiv werden – etwa, indem er das Übereinkommen gegen Gewalt am Arbeitsplatz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zügig ratifiziert und umsetzt, das endlich ein weltweit verbindliches „Null Toleranz“-Signal setzt.

Die Parteien sollten hierzu im Bundestagswahlkampf deutlich Stellung beziehen – und die gesellschaftliche Debatte rund um #MeToo endlich auch politisch umsetzen.

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5 Kommentare

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  • Am besten die Frau bleibt zu Hause und macht den Haushalt, dass ist sicherer.

    • @lulu schlawiner:

      Ganz sicher nicht!



      Schließlich stammen die meisten Vergewaltiger aus dem Nahfeld der Frauen. Und Vergewaltigung ist nochmal schlimmer als sexuelle Belästigung...

  • Kollegen und Chefs sind nicht das Problem, sondern Kunden, die meinten sie könnten sich "fast" alles erlauben und Du kannst nichts dagegen tun.

    • @V M:

      In der Pflege kann das noch wesentlich schlimmer werden. Denn eine Pflegerin, die einen Mann pflegen muss, darf sich noch nicht einmal effektiv wehren, wenn dieser übergriffig wird, ohne sofort mit einem Bein (oder mehr) im Knast zu stehen. Viele Mänber wissen das...



      Ein ganz dringender Grund, warum mehr Männer in die Pflegeberufe gehören!

  • Jede/r zweite Beschäftigte: Meine Wahrnehmung ist, dass Frauen wesentlich häufiger betroffen sind.