Schulen und Corona: Zermürbende Dauerschleife
Die Ferien sind bald vorbei, aber die Schulen nicht auf Unterricht unter Corona-Bedingungen vorbereitet. Für Eltern gibt es weiter keine Normalität.
K napp eine Woche, dann geht’s wieder los. Eigentlich beginnt ja in Berlin, Brandenburg und Hamburg nur das neue Schuljahr. Aber neben der üblichen Aufregung schleicht sich dieses ungute Gefühl ein. Wie groß ist die Gefahr für die Kinder, sich mit Corona zu infizieren? Wie lange halten Lehrer:innen und Horterzieher:innen durch? Und überhaupt: Bleiben die Schulen offen?
In die Ungewissheit mischt sich Wut. Über die Planlosigkeit, das Versagen der Politik, die Ahnung, dass für politische Entscheider:innen Familien und Kinder keine Priorität haben. Nicht mal knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl. Trotz vollmundiger Ankündigungen wurden an vielen Schulen keine Luftfilteranlagen eingebaut, geschweige denn Personal aufgestockt, um die Klassen zu verkleinern, damit die Abstände zwischen den Plätzen besser eingehalten werden. Auch das digitale Lernen wurde nur mit spitzen Fingern angefasst. Aber lassen wir das. Es sind ja auch nur knapp eineinhalb Jahre vergangen seit dem ersten Lockdown, bei dem die Schulen von einem Tag auf den anderen geschlossen wurden.
Diese eineinhalb Jahre waren hart. Auf den Komplett-Lockdown folgte ein kurioser Wechselunterricht an den Schulen und Lernen auf Onlineplattformen, die entweder nicht erreichbar waren oder nicht befüllt wurden. Dazwischen oder währenddessen Homeoffice, sich wenigstens aus der Ferne um Angehörige und Freund:innen kümmern, die Kids bespaßen, die schließlich nicht in Dauerschleife Videos gucken können, wenn die Eltern ihrer Lohnarbeit nachgehen müssen. Für viele sorgte die Angst vor einem Jobverlust für noch mehr Stress.
Eine zermürbende Zeit. Nach fast sechs Wochen Sommerferien dominiert nun hierzulande die Debatte, ob Urlaubsrückkehrer:innen sich testen lassen müssen und Impfverweiger:innen von Veranstaltungen ausgeschlossen werden können. Dank Deltavariante steigen die Inzidenzwerte, Impfungen müssen wohl aufgefrischt werden. Dass auch die Schulen für den (erneuten) Ernstfall gewappnet sein müssen – kein Thema für die vorderen Plätze auf der politischen Agenda. Es fühlt sich nach einer ermüdenden Dauerschleife an.
Klar, die Situation ist heute eine andere als im Frühjahr 2020. Damals gab es weder viele Testzentren noch ausreichend Impfstoffe oder Studien, die die langfristigen Folgen von Corona einschätzen ließen. Heute werden Kinder mehrfach in der Woche vor dem Unterricht getestet, wir wissen, dass Impfstoffe uns vor schweren Erkrankungen schützen. Dennoch bleibt es, dieses dumpfe Gefühl – und die Angst, alles noch mal durchmachen zu müssen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen