Petition für Alternativstrecke: Waldrodung für das Klima?
Um den Autoverkehr zu reduzieren, soll in Mönchengladbach eine Bahntrasse durch den Wald führen. Eine Petition fordert die Verlegung.
Die Frage der Mobilität steht im Zentrum der Klimakatastrophe – und ist heftig umstritten. Der Straßenverkehr macht weiterhin etwa 20 Prozent des globalen Schadstoffausstoßes aus und die Verlagerung auf die Schiene gilt als wichtiges Mittel zu dessen Begrenzung. Doch nicht immer ist es einfach zu entscheiden, wie man dem Klima am besten hilft, und häufig müssen Umwelt- und Klimaschutz gegeneinander abgewogen werden.
Ein Beispiel, das Widersprüche der Klimapolitik zeigt, spielt sich gerade nördlich von Mönchengladbach ab. Eine Petition wendet sich gegen die Streckenführung einer dort geplanten Verlängerung der S-Bahn-Linie 28. Die Orte im Kreis Viersen sind vom Pendelverkehr nach Düsseldorf geprägt, doch wegen der fehlenden Nahverkehrsanbindung nutzen viele Pendler*innen das Auto – zulasten des Klimas. Deshalb einigten sich die beteiligten Kommunen nach jahrelangem Streit auf eine Verlängerung der S-Bahn bis Viersen.
Das Problem: Die Verbindung soll über die Reaktivierung einer seit 50 Jahren stillgelegten Trasse in Mönchengladbach ermöglicht werden. Dieses Teilstück liegt jedoch mitten im Wald des Stadtteils Neuwerk-Donk und wurde inzwischen von der Natur zurückerobert. In dem Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet müssten für den Ausbau laut Petition etwa 10.000 Bäume gefällt werden.
Mit der Petition fordert die Bürgerinitiative „S28 – Nein, Donk(e)!“ daher die Verlegung des geplanten Teilstücks auf einen Abschnitt, der weniger stark in die Natur eingreifen würde. Als Bürgerin der Region hat Leloe Gisbertz die Petition angestoßen, weil sie die Streckenführung der S-Bahn-Linie nicht sinnvoll findet. „Selbst wenn man den ökologischen Aspekt außen vor lässt“, führt Gisbertz aus, „werden die umliegenden Ortschaften nicht optimal angebunden“.
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Gibt es eine bessere Alternative?
Mit ihrer Kampagne hat sie daher eine alternative Route weiter nördlich und abseits des Waldgebietes ausgearbeitet. Die gefundene Lösung bezeichnet Leloe Gisbertz als „besser für das Klima, die Kommunen und den Pendelverkehr“. Für eine offizielle Überprüfung des Konzepts würden sie inzwischen viel Unterstützung bekommen, unter anderem auch von Lokalpolitiker*innen von CDU und SPD.
Auf die Bedenken angesprochen erklärt der zuständige Landrat Andreas Coenen (CDU): „Fragen nach dem Naturschutz beim Verlauf und Bau der Trasse sind verständlich – sie werden bei der Planung natürlich auch berücksichtigt.“ Da die alte Trasse baurechtlich noch als Bahnstrecke gewidmet sei und die nötigen Unterführungen zweier Autobahnen nicht erst gebaut werden müssten, würde sich die kommunale Verwaltung momentan lediglich auf diese Streckenführung konzentrieren.
Beim Ausbau der S-Bahn nach Viersen geht es neben verwaltungstechnischen und finanziellen Aspekten also um die Abwägung von Umwelt- und Klimapolitik. Aus ökologischer Perspektive stellen sich komplizierte Fragen: Wann rechtfertigt die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene den Eingriff ins Ökosystem Wald? Und wie rechnet man den langfristigen Klimaschutz einer Bahntrasse mit dem Ausstoß des im Wald gebundenen CO2 auf? Um die Antworten wird gerade gerungen.
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