piwik no script img

Machtkampf bei den US-RepublikanernTrump-Kritikerin soll gehen

Immer mehr Par­tei­kol­le­g*in­nen wenden sich von der Republikanerin Liz Cheney ab. Der Grund: ihre mangelnde Loyalität zum Ex-Präsidenten.

Kann sie dem Druck ihrer Par­tei­kol­le­g*in­nen standhalten? Republikanerin Liz Cheney Foto: Michael Brochstein/imago

So viel Medienaufmerksamkeit hat Liz Cheney selten erfahren. Dabei steht die politische Karriere der 54-jährigen republikanischen Abgeordneten, die seit 2016 im US-Repräsentantenhaus den Bundesstaat Wyoming vertritt, eher vor dem Aus als vor dem Durchstarten. Seit zwei Jahren ist Cheney die Nummer drei der republikanischen Fraktionsführung – an diesem Mittwoch dürfte eine Mehrheit der Fraktion sie absetzen.

Der Grund ist einfach: Cheney hört nicht auf, den Ex-Präsidenten Donald Trump für seine Lüge – er habe die Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr eigentlich gewonnen und sei nur durch Wahlbetrug um den Sieg gebracht worden – zu kritisieren. Cheney war eine von nur zehn republikanischen Abgeordneten, die beim zweiten Impeachmentverfahren gegen Trump stimmten, als er angeklagt war, die gewaltsame Erstürmung des Kapitols durch fanatisierte An­hän­ge­r*in­nen am 6. Januar provoziert zu haben. Einen ersten Versuch, sie deshalb aus ihrem Amt zu drängen, konnte Cheney Anfang Februar abwenden – aber das war eher ein Deal als klarer Rückhalt.

Nun hat sich auch der Fraktionsvorsitzende Kevin McCarthy von ihr abgewandt und erklärt, er werde am Mittwoch für ihre Absetzung stimmen. Sein Argument: Zwar sei die Partei groß genug, um Meinungsvielfalt auszuhalten, aber jetzt ginge es nicht darum, Fragen der Vergangenheit zu diskutieren, sondern sich voll darauf zu konzentrieren, bei den Zwischenwahlen im kommenden Jahr das Repräsentantenhaus zurückzuerobern.

Abweichlerposition erst spät entdeckt

Dabei geht es in der Debatte um Cheney nicht um ihre politischen Positionen – sie wird zwar von der Rechten bekämpft, ist aber selbst eine. Ihr Stimmverhalten im Repräsentantenhaus ist deutlich konservativer als das ihrer designierten Nachfolgerin Elise Stefanik aus New York. Vielmehr besteht der Unterschied in nur einer einzigen Sache: ihrer mangelnden Loyalität zu Donald Trump und dem gedanklichen Paralleluniversum, das den Trumpismus ausmacht und das aus der Republikanischen Partei nicht mehr wegzudenken ist. Allerdings hat sie ihre Abweichlerposition auch erst rund um die verlorene Wahl entdeckt: In den Jahren zuvor stimmte sie für fast alles, was die Trump-Regierung durch den Kongress bringen wollte.

Als Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, der in der Regierung George W. Bushs maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung zum Irakkrieg mit der erlogenen Begründung der Existenz von Massenvernichtungswaffen hatte, war sie im Außenministerium beschäftigt und kämpfte politisch an der gleichen Front.

Und nicht einmal familiäre Loyalität konnte sie von ultrakonservativen Positionen abbringen: Als 2013 die große Debatte über die gleichgeschlechtliche Ehe anstand, erklärte sie ihre klare Opposition – obwohl ihre Schwester Mary zu diesem Zeitpunkt schon Jahre mit einer Frau zusammenlebte, die sie gern heiraten wollte.

Liz Cheney steht gegen Trump – aber eine Ikone der Liberalität ist sie wahrlich nicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Die Tochter von Dick Cheney...



    Der Vize-Präsident von George W. Bush Junior.

    Wenn die Kinder so stark in der Politik sind, natürlich fragt man wie der Papa da "geholfen" hat...

    Fazit: Es gibt kein Nepotismus bei uns... Niemals....

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Robert Boyland:

      Haha, sehr gut.



      Monika Hohlmeier, Graf Lambsdorf, von der Leyen, B. Dregger, ....

  • wenn töchter oder söhne von politiker*innen allzuoft politische ämter bekleiden ist das ein symptom für plutokratie und korruption und den niedergang der demokratie und also unerfreulich

    "Liz Cheney steht gegen Trump – aber eine Ikone der Liberalität ist sie wahrlich nicht."

    und wenn sie es wäre wäre sie von der amerikanischen linken trotzdem zu bekämpfen-denn bekanntlich gehören auch alle liberalen zum prokapitalistischen objektiv reaktionären lager

    vor allem ist sie aber zu bekämpfen weil sie für den militarismus propaganda gemacht hat und wie ihr vater für völkerrechtswidrige angriffskriege getrommelt hat.sie war aus den falschen gründen gegen Donald Trump .sie wollte eine aggressivere aussenpolitik

    bei allem schlechten was man über Donald Trump sagen kann war er doch zumindest der erste us-präsident seit langer zeit der keinen neuen völkerrechtswidrigen angriffskrieg begonnen hat

    • @satgurupseudologos:

      Sehr gut zusammengefasst...

      Schade und Armutszeugnis, manche Linke(!) in Deutschland haben noch die Hoffnung auf der Tochter von Dick Cheney...



      Der Vizepräsident von George W. Bush Jr.

  • Nein, eine Ikone der Liberalität ist sie nicht, aber sie stellt sich mutig gegen Trump, geegen denjenigen, der die Welt noch ins Chaos führen könnte.

    • @Manzdi:

      das kann er jetzt nicht mehr.dass er noch mal zum präsidenten gewählt wird ist ziemlich unwahrscheinlich.(dass die republikanische partei eine andere rechtspopulistin oder einen anderen rechtspopulisten aus dem trumpistischen sumpf aufstellt ist jedoch möglich -und wenn Joe Biden und Kamala Harris die fehler von Obama wiederholen und es nicht schaffen die soziale ungleichheit in den usa zu reduzieren oder neue völkerrechtswidrige angriffskriege beginnen ist es möglich dass die demokratische partei die nächste präsidentschaftswahl verliert)

      aber für Donald Trump wird es kein comeback geben.



      bekanntlich hat er bei der bekämpfung der corona-virus-pandemie versagt.



      die hat in leider nicht wenigen fällen auch langfristige gesundheitliche schäden zur folge.



      daran werden sich viele erinnern falls er noch mal kandidieren sollte

      im übrigen ist das amt des us-präsidenten als solches gefährlich .grosse staaten sollten keine durch wahlen allzudirekt legitimierte präsident*innen oder präsidentinnen haben



      das gilt übrigends auch für russland

      es wäre besser die zarin oder den zaren zurückzuholen und aus russland eine konstitutionelle monarchie zu machen.

      die trennung der repräsentationsfunktion von der funktion des premierminisers ist nützlich weil sie die rationalität der politik fördert und dem machtmissbrauch und dem personenkult ein stück weit entgegenwirkt

      die usa sollten dem britischen commonwealth beitreten:dann brauchen sie keine präsident*in mehr



      die britische königin oder der britische könig würde ihr symbolisches staatsoberhaupt und hätte in der realen politik nicht viel zu sagen