Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Vielleicht verdienen die Gladbacher Männer auch 180 mal so viel Umsatz?
@Andi S Ich kann ihnen nicht sagen, was ich verdiene. Sehr wohl kann ich Ihnen sagen, was ich bekomme.
@Andi S Vielleicht haben die Männer ein besseres Marketing, weil da ja nicht angehen kann, dass Weibleute plötzlich auch ne gute Show machen...irgendeine Domäne muss einem ja schliesslich bleiben, wo man sich brüsten kann, ohne dass irgendeine Frau daherkommt und das auch kann.
Erstmal, der erste Teil, ja voll und ganz. Es kann nicht sein, das soetwad eine Strafe ist. Dafür müsste der WDFV bestraft werden.
Jedoch ist der überbezahlte Männer Fußball keine Messlatte. Leider ist der Profifußball privat und die Einnahmen generiert er aus Zuschauern. Man müsste dort den Geldstrom mit zum Beispiel boykott reduzieren.
Oder die Trennung zwischen Männer und Frauenfußball aufheben. Erst wenn man nicht mehr von Männer und Frauenfußball spricht gibt es eine Gleichberechtigung. Aber wie soll man das anstellen?
@Sascha Die Trennung zwischen Männer und Frauenfußball aufzuheben ist natürlich der Königsweg zur Gleichstellung. Das fängt im Hinterhof an, wo die Jungs die Mädels heute Nachmittag einfach mal mitkicken lassen müssten. Wir sollten nie vergessen, dass Geschlecht ja nur ein soziales Konstrukt ist! Getrennte Sportwettbewerbe gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an.
> Der Tagesspiegel bezifferte 2019 das Budget der Gladbacher Männer auf 90 Millionen Euro, das der Frauen auf 500.000 Euro. [...] Über diesen größeren Skandal empörte sich kaum jemand.
Möglicherweise ist dieses Verhältnis ja einfach etwa so, wie das Interesse des Publikums (und damit seiner Zahlungswilligkeit) an Männer- bzw. Frauenfussball.
Ich bin garnicht so mega fussballinteressiert. Aber wo ist da jetzt genau der Punkt, an dem die Redaktion bzw. die Autorin empfiehlt, mit der Empörung anzusetzen? Konkret und konstruktiv. Soll ich Leute im Bekanntenkreis meiden, die gern Männerfussball gucken, aber denen Frauenfussball eher gleichgültig ist? Soll ich die BMG zwingen, unwirtschaftlich zu planen; und wie? Oder wo genau ist mein Hebel in dieser Sache?
Mutmaßlich Mossad-Agenten haben mit einem gezielten Angriff das Kommunikationssystem der Hisbollah lahmgelegt. Ist das legitim?
Worunter Frauenfußball wirklich leidet: Doppelter Sexismus
Gladbachs Coach Heiko Vogel soll „zur Strafe“ ein Frauenteam trainieren. Kickende Frauen sind aber weder Abmahnungsinstrument noch Therapietool.
2. Bundesliga auf Kunstrasen: Mehr will Mönchengladbach nicht in sein Frauenteam investieren Foto: Tobias Jenatschek/imago
Heiko Vogel dürfte lange nicht so viel internationale Aufmerksamkeit genossen haben wie dieser Tage. Mindestens, seit er als Trainer des FC Basel im Jahr 2011 Manchester United aus der Champions League kegelte. Verdammt lang her, verdammt lang. Heute ist Vogel – solide Laufbahn, zweite Reihe – Trainer der U23 von Borussia Mönchengladbach.
Dass nun halb Europa über ihn twittert, dürfte ihn weniger freuen. Der Ärger ist berechtigt, weil der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) sich für eine offenbar sexistische Beleidigung durch Vogel eine idiotische Sanktion ausgedacht hat: Heiko Vogel soll „zur Strafe“ sechs Spiele einer Frauen- oder Mädchenmannschaft leiten.
Das ist bestenfalls ungeschickt, schlechterenfalls demütigend. Kickende Frauen sind weder Strafe noch Therapiewerkzeug. Wahlweise wollte der WDFV tapsig etwas Gutes tun. Oder die 15 Männer auf 16 Sitzen im Gremium empfinden es tatsächlich als Strafe, ein Frauenteam zu trainieren. Beides ist schlecht.
Dieser doppelte Sexismus – sexistische Äußerung, sexistische Strafe – hat im Männerfußball System. Nicht nur gab es den prominenten Fall des Fußballers Kerem Demirbay, der nach frauenfeindlichem Spruch ein Mädchenspiel pfeifen „musste“.
Strukturelle Empörung
Auch die Bestrafung des damaligen Frankfurters Marc Stendera, der nach einem „Wir sind hier doch nicht beim Frauenfußball“-Ding bei den U17-Spielerinnen antanzen und sich Bälle an den Hintern schießen lassen musste, ist eher marginal progressiv. Die breite Kritik, vor allem von Frauen, ist ein Fortschritt. Sinnvoller wäre allerdings strukturelle Empörung.
Kickende Frauen als Strafe – geht's noch? Gladbachs Trainer Heiko Vogel Foto: imago
Die genannten Frauen von Borussia Mönchengladbach sind 2019 aus der Bundesliga abgestiegen, mit einem Negativrekord von einem Punkt und 7:110 Toren. Ja, das haben Sie richtig gelesen. Warum? Weil der Verein kein Geld für sie ausgeben wollte. In einer Liga, deren Betrieb immer noch lächerlich billig ist. Der Tagesspiegel bezifferte 2019 das Budget der Gladbacher Männer auf 90 Millionen Euro, das der Frauen auf 500.000 Euro.
Über diesen größeren Skandal empörte sich kaum jemand. Strukturelle Diskriminierung ist komplexer als eine Trainerstory, und dafür muss man sich wirklich für Frauenfußball interessieren. Das tun leider wenige. Empört euch! Aber grundlegender. Das würde den Gladbacherinnen langfristig helfen. Bis dahin bleibt, die Lage mit Humor zu nehmen. Eine Sportkollegin wurde mal entsetzt begrüßt mit: „Wie, die schicken uns heute eine Frau?“ Sie erwiderte: „Ja, ich bin die Strafe.“
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Fußball
Kommentar von
Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de
Themen