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Klub-WM im Männerfußball in KatarWir nennen es Weltmeisterschaft

Bei der Klub-WM in Katar waren wie selbstverständlich Europa und Südamerika fürs Halbfinale gesetzt. Denn was soll das schon sein, Asien oder Afrika?

Nur Beiwerk? Seol Youngwoo von Ulsan Hyundai (l) und Luis Quinones von Tigres UANL in Aktion Foto: Hussein Sayed/ dpa/ AP

F reundlicherweise hat Karl-Heinz Rummenigge darauf hingewiesen, dass es bei der Klub-WM um Macht geht. Er teilte nämlich mit, „dass Bayern München als deutscher Verein für unser Land bei diesem Turnier in Doha antritt“. Doch so kennt man den bescheidenen Kalle aus dem beschaulichen Lippstadt: Immer macht er sich kleiner, als er ist. Denn Bayern war ja europäischer, nicht deutscher Vertreter bei der Klub-WM. Schließlich hat es 2020 die Uefa Champions League gewonnen und es treten bei der Klub-WM, sieht man vom katarischen Landesmeister ab, die jeweiligen Champions-League-Sieger der Kontinente an.

Südamerika wurde von Palmeiras São Paulo vertreten, ganz frischer Copa-Libertadores-Sieger, und für diesen Erfolg ist es nicht so wichtig, dass der Verein aus Brasilien kommt. Der Kairoer Klub al-Ahly SC (CAF Champions League) trat ja auch nicht für Ägypten an, sondern für Afrika. Ähnlich die Tigres aus Monterrey (Concacaf Champions League), die nicht für Mexiko dabei waren, sondern für Nord- und Mittelamerika. So etwas gilt auch für das südkoreanische Ulsan Hyundai (AFC Champions League): es repräsentierte Asien.

Südamerika, Afrika, Asien, Nord-Mittelamerika, Europa. Das ist zwar nicht die ganze Welt, aber halbwegs vollständig ist es schon. Könnte man meinen. Jedoch wie selbstverständlich waren Europa und Südamerika fürs Halb­finale gesetzt, wo für Palmeiras gleich Schluss war. Eine bemerkenswerte WM, bei der Champions-League-Gewinner minderer Güte aus eher unwichtigen Kontinenten kommen (wo liegt schon Afrika? was soll das sein, Asien?), sich durch die ersten Spiele beißen durften, bis die Teams eingeflogen wurden, die dem Veranstalter des Turniers erst eine profitable Vermarktung garantierten.

Früher wurde die Botschaft, dass der Weltfußball europäisch-südamerikanisch ist, und nichts sonst!, sogar noch dreister demonstriert. An der allerersten Männer-WM 1934 nahm zwar Ägypten teil, aber dann dauerte es bis 1970, bis endlich wieder ein Team aus Afrika mitspielen durfte. Und zwar gerade mal ein Team! Das war 1970 Marokko, 1974 das damalige Zaire, und 1978 Tunesien.

Europa ist dreimal so viel Wert wie Afrika

Bis 1982 musste man warten, bis dieser große Kontinent bei der WM wenigstens mit zwei Teams vertreten war, und noch zuletzt, 2018, war das Verhältnis europäischer zu afrikanischer Mannschaften 14 zu 5. Grob überschlagen lautet also die Botschaft: Trotz des generösen Entgegenkommens der Fifa ist Europa immer noch dreimal so viel Wert wie Afrika, zumindest fußballerisch.

Blickt man nach Asien, verhält es sich sehr ähnlich: Bis 1994 war der Kontinent mit maximal zwei Teams bei einer Fußball-WM vertreten. Oft – 1958, 1962 und 1974 – waren jedoch gar keine asiatischen Vertreter dabei. Schaut man noch genauer hin, wird es noch interessanter: 1970 war Israel der Repräsentant der Kontinente Asien und Ozeanien.

Weltfußball als europäisch-südamerikanisches Projekt

Allerdings nicht, weil der Mittelmeerstaat geografisch wirklich in Asien liegt, sondern weil er sich gegen Australien durchgesetzt hatte – als bestes Team Ozeaniens! Der jüdische Staat war nämlich (und ist immer noch) aus den asiatischen Sportverbänden ausgeschlossen; mittlerweile gehört das Land fußballerisch zur europäischen Uefa, davor wurde es von der Fifa kurzerhand nach Ozeanien verfrachtet.

Der Weltfußball ist halt ein europäisch-südamerikanisches Projekt. Dabei klingt das immer so harmlos, wenn man es sich von Karl-Heinz Rummenigge erklären lässt. „Man hatte immer den Eindruck, in Brandenburg ist irgendeiner, der den FC Bayern nicht mag“, hatte der verständnisvoll nach dem gescheiterten Versuch seines Teams, nach Mitternacht vom BER wegzufliegen, erklärt. Was er damit sagen wollte, ist vermutlich, dass da gewiss Kräfte am Werk waren, die etwas gegen die europäische Herrschaft der Fußballwelt haben.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, Mitarbeiter des taz-Sports schon seit 1989, beschäftigt sich vor allem mit Fußball, Boxen, Sportpolitik, -soziologie und -geschichte
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9 Kommentare

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  • 0G
    09139 (Profil gelöscht)

    Der männliche Profifußball ist genauso am Ende wie das ganze kapitalistische System. Hat man ja mehr als deutlich bei dieser ach so wichtigen Veranstaltung names Weltpokal gesehen, wie hart die Spieler des FC Bayern leiden mussten (wen interessieren da schon die Arbeitssklaven mit ihren Luxusproblemchen?).



    Und ist es nicht unheimlich spannend, es spielenwie immerzu die gleichen Mannschaften um den Titel der Champions League sielen? Und auch bei der deutschen Meisterschaft ist es mega geil, dass da so viele unterschiedliche Teams mitspielen, wow!

    Merkwürdigerweise sammelt sich das Geld immer nur auf einer Stelle - sei es im Fußball ( FC Bayern, Manchester, Barcelona, Madrid, Juventus) oder im restlichen Leben.

    Berichtet doch lieber mal mehr über den unterklassigeren Fußball. Das interessiert die Menschen mehr, weil es dort realer zugeht.

  • Die "Club-WM" gibt es seit 1960. (Real-Penarol 5:1, 0:0, also Hin- und Rückspiel. In den 60er und 70er Jahren gewannen 12x Südamerikaner und 8x Europäer. Das Finale ist oft das Highlight für Underdog Vereine: Wer würde sonst schon Tigres Monterrey, Al Ain, Kashima, Raja Casablanca, oder Tout Puissant Kazembe kennen.

  • Gut beobachtet !

  • Nun ja, die Argumentation bezüglich der Fifa-Weltmeisterschaft ist teilweise nachvollziehbar, wenn man das Ziel hat, bei einer Weltmeisterschaft gleichmäßig alle Regionen der Welt abzubilden, anstatt die spielstärksten Mannschaften zu versammeln... ich glaube in dem Fall auch nicht daran, dass sich afrikanischer oder asiatische Fußball schneller oder besser entwickeln würde, wenn diese Kontinente nur mehr Mannschaften stellen dürften.

    Die Klub-Weltmeisterschaft ist an sich schon eine lächerliche Veranstaltung: Seit der ersten Austragung im Jahr 2000 haben nur europäische oder brasilianische Vereine diese "WM" gewonnen, der letzte brasilianische Erfolg geht übrigens auf das Jahr 2012 zurück, ist also bereits fast eine Dekade her.

    Ist es nun also diskriminierend, dass man diejenigen Vereine, die die geringsten Erfolgsaussichten haben zunächst eine Vorrunde ausspielen lässt, bevor die gesetzten stärkeren Mannschaften (die international besetzt sind und sowieso einen dicht gedrängten Spielplan haben) hinzustoßen.

    Faktisch gesehen sind diese Spiele für einen europäischen Championsleage-Sieger nicht mehr als Freundschaftsspiele mit Werbecharakter.

    Letzten Endes glaube ich kaum, dass es irgendeinem europäischen Top-10-Club zu vermitteln wäre, mitten in einer entscheidenden Phase der nationalen Liga mehr als zwei Spiele gegen unterklassige Mannschaften zu spielen.

    Wenn man eine gerechtere Fußball-Welt anstrebt, sollte man vielleicht nicht die einzige Veranstaltung heranziehen, die es asiatischen, afrikanischen und ozeanischen Klubs ermöglicht, sich auf einer Bühne mit den viel beachteten europäischen zu zeigen, sondern überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, den unwürdigen Menschenhandel mit Fußballspielern einzudämmen und den Herkunftsligen von Mo Salah und Co. globale Marktanteile zu verschaffen. Nun, da sind wir schon beim Grundproblem der afrikanischen Wirtschaft - und der Fußball ist nur ein Abbild.

  • Diese idiotische Veranstatung ist eine Farce erster Güte! GELD und sonst gar nichts! Ich habe schon zu oft über Katar, Fifa und die ganze Gangsterbande geschrieben. Ist mir mittlerweile zu lächerlich. Was macht die Kataruhr, immer noch TicTac? UNVEU

  • Israel wird erst 1974 aufgrund des Drucks der arabischen Staaten aus dem asiatischen Verband AFC ausgeschlossen, zur WM 1970 ist Israel als Teilnehmer des AFC gefahren.

    Das mit dem 1 Startplatz für Asien und Ozeanien in der WM 1970 muss man etwas einordnen. Heute spielt ja jede Nationalmannschaft zumindest in den Qualifikationen, 1970 war das überhaupt noch nicht so. In Asien und Ozeanien hatten sich überhaupt nur 6 Mansschaften für die WM Qualifikation angemeldet. Die beiden Koreas, Japan, Australien, Neuseeland und Israel, das rassistische Rhodesien war von der Fifa ebenfalls Asien zugeteilt worden, weil gegen die in Afrika keiner spielen wollte.

  • Die einzig faire Lösung wären globale Qualigruppen. Das könnte allerdings logistische Probleme aufwerfen. Ob es dann allerdings im Ergebnis zu einer anderen Verteilung der WM Teilnehmer käme, wage ich mal zu bezweifeln. Sonst gibt es halt mit noch mehr Quoten bald genauso langweilige Vorrunden wie in der Champions League.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Šarru-kīnu:

      Die Zahl der WM-Teilnehmer könnte auch einfach auf die Zahl der FIFA-Mitgliedsländer in den Kontinentalgruppen quotiert werden.



      So, dass - als Zahlenbeispiel - jedes fünfte Land einer Kontinentalgruppe bei der WM spielen darf.



      Europa hat 47 Staaten, Afrika 56, wenn ich mich nicht verzählt habe. Wenn jedes fünfte Land bei der WM spielen dürfte, hätte Europa neun oder zehn Startplätze, Afrika dagegen elf oder zwölf.

  • Nu, da es nur um show , bzw. Geld, geht, muss man auch nicht auf Quoten setzen. Für welchen Kontinent würde sonst die Mannschaft aus Katar spielen? Vielleicht kaufen die sich einen antarktischen Eisberg und spielen dann für die Antarktis.

    Muss es dann bei der WM gleiche Anzahlen von Vertretern der Kontinente geben? Die reine Länderanzahl ist doch auch nur ein willkürlicher Parameter. Vielleicht sollte man noch die Fläche und Einwohnerzahl einfliessen lassen und China darf drei Mannschaften nominieren.