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Foto: Yvonne Seidel

Corona auf dem LandDas Dorf und der Tod

Honau ist ein kleiner Ort in Baden-Württemberg. Im April wütete das Coronavirus hier in einem Altersheim. Was macht das mit einer Dorfgemeinschaft?

S üdlich von Stuttgart, im Landkreis Reutlingen, gibt es eine Redewendung: „Honau? Do, wo de Leud des Moos uff em Buckel wächst …“ Soll heißen: In Honau scheint selten die Sonne. Der Ort ist eingekesselt von steilen Hängen, er liegt am Rand der Schwäbischen Alb.

800 Menschen leben hier. Der letzte Bäcker machte schon vor Jahren zu. Es gibt aber noch eine Mühle, die in 500 Jahre alter Tradition Getreide mahlt und backt. Jeden Donnerstag kann man dort frisches Brot kaufen.

Im April sorgte das Dorf für Schlagzeilen in der Regionalpresse. Honau war ein Coronahotspot in Baden-Württemberg. Davon gab es einige, aber in Honau ließ sich ziemlich genau verfolgen, woher die hohen Infektionszahlen kamen: aus dem Seniorenheim Martha Maria. Von 80 Bewohner:innen des Heims hatten sich 47 mit dem Virus infiziert. Auch 17 Mitarbeiter:innen wurden positiv getestet. 20 Menschen, die sich infiziert hatten, starben.

Was macht die Pandemie mit so einem kleinen Ort? Wie verändert sie eine Gemeinschaft, in der jede:r jede:n kennt? Und in der das einzige Seniorenheim plötzlich zur Gefahr wird?

„Es hat uns peinlich berührt, dass wir so in der Presse standen“, sagt Wilfried Schneider, der Ortsvorsteher von Honau. Schneider ist Anfang 60. Seit er 22 Jahre alt ist, sitzt er im Ortschaftsrat. Wenn sie bei der Fußballmannschaft des Sportvereins zu wenig Spieler haben, hilft er auch da mal aus. Abwehr, Innenverteidiger. Da müsse man nicht so viel laufen. Er sei ja nicht mehr der Jüngste.

Anfang November sitzt Schneider in einem grünen Ledersessel in seinem Büro. Hier tagt normalerweise der Ortschaftsrat und berät, in welchem Design die neuen Flyer der Wanderwege gedruckt werden sollen. Doch wegen Corona tagt hier zurzeit niemand. Im März mussten Schneider und seine Ortschaftsräte auf einmal entscheiden, wie man damit umgeht, Hotspot eines ganzen Landkreises zu sein.

„Das Martha Maria hat nichts falsch gemacht“, sagt Wilfried Schneider. Dass das Virus das Seniorenzentrum so im Griff hatte, hatte nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Das ist mittlerweile belegt. Im Heim sind viele Patient:innen nur zur Tagespflege. Morgens fahren die Mitarbeiter:innen mit dem Auto durch die umliegenden Ortschaften und holen die Patient:innen ab. Tagsüber werden sie im Heim versorgt, abends wieder nach Hause gefahren.

Einer von ihnen hatte sich Anfang März mit dem Virus infiziert und trug es in das Heim. Wäre im Frühjahr so viel getestet worden wie heute, hätte man den Infizierten rechtzeitig isolieren können.

Verglichen mit anderen Hotspots in Deutschland gab es in Honau keine Superspreader-Events. In Gangelt, dem ersten deutschen Coronahotspot im Kreis Heinsberg, war es eine Karnevalssitzung. In Dornheim in Franken sollen private Feiern der Grund gewesen sein, dass von 320 Einwohner:innen 45 positiv auf das Virus getestet wurden. In Honau wurden die beiden Volksfeste, das Rockbierfest und das Bockbierfest, in diesem Jahr ebenso abgesagt wie das Freibadfest.

Joshua Häußler ist 21 Jahre alt und in Honau aufgewachsen. Das Rockbierfest sei nicht so seins, die Musik mag er nicht, da wäre er ohnehin nicht hingegangen. Das Freibadfest dagegen, das habe er in diesem Sommer schon vermisst, sagt er.

Eigentlich ist Häußler aus Honau weggezogen. Nach Tübingen zum Studieren, Spanisch und Geografie auf Lehramt. Endlich in eine Stadt mit Bars und Nachtleben. Im März aber ging er zurück zu seinen Eltern. Die Vorlesungen fanden online statt, all seine Freund:innen hätten die Stadt ebenfalls verlassen. „Honau war während des Lockdowns nicht arg anders“, sagt Joshua Häußler. „Hier ist ja auch sonst nicht viel los.“

Der „Trödler“, ein Dorf weiter, ist der Club, den Joshua nennt, wenn man ihn fragt, wo man als Honauer in normalen Zeiten feiern geht. Im Trödler konnte man vor dem Shutdown Wodka Energy in allen Größen trinken, vom Longdrinkglas bis zum Maßkrug. Im Oktober hat der Besitzer gewechselt. Der neue heißt Josua Grauer. Er besaß vorher eine Großraumdisko in Reutlingen. Die schloss im August. „Die Kohle war irgendwann einfach aus“, sagt er am Telefon. Dafür kenne er den Gebäudebesitzer des Trödlers seit 25 Jahren. Bis der Club wieder eröffnet, muss er deshalb keine Miete bezahlen. Das sei besser, als Geld in einen toten Laden in der Stadt zu stecken. „Auf dem Land funktioniert in der Pandemie vieles einfacher“, sagt Grauer.

Es gebe wesentliche Unterschiede, wie das Virus in der Stadt und auf dem Land wahrgenommen werde, sagt Hartmut Rosa, Soziologe und Direktor des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt. Auf dem Land sei in vielen Bereichen die Fallhöhe geringer. „Wenn es nichts gibt, das geschlossen werden kann, dann fühlt sich ein Lockdown nicht so schlimm an.“

Wo es kaum öffentliche Verkehrsmittel und Einzelhandelsgeschäfte gebe, müsse man auch nicht so häufig Maske tragen. „Die Handlungsfelder, auf denen die Maßnahmen spürbar werden, sind im Dorf viel geringer“, fasst Rosa das zusammen. Wenn man also nicht persönlich oder beruflich betroffen ist, bekommt man vom Coronavirus auf dem Land nicht so viel mit.

Carmen Epple ist beruflich vom Virus betroffen. Sie ist die Leiterin des Martha Maria. Zuerst will sie kein Interview geben. Als man ihr am Telefon versichert, dass es nicht darum gehe, jemanden in die Pfanne zu hauen, sagt sie, das sei ihr egal. Angst habe sie sowieso vor niemandem. Trotz der negativen Schlagzeilen in der Lokalpresse. Nur wenig Zeit. Am Ende stimmt sie doch einem Gespräch zu.

Die Sonne scheint an diesem Novembertag. Das Seniorenheim sieht ein bisschen wie ein Wellnesshotel in den Bergen aus. Deutschland soll jetzt wieder zu Hause bleiben, wieder sind Gaststätten und Bars geschlossen. Politiker:innen und Zeitungen nennen es in diesen Tagen „Lockdown light“. Im Empfangsbereich des Heims steht ein Mann vom Gesundheitsamt, vollständig in Schutzkleidung. Er packt gerade die Teströhrchen in einen Koffer, im Seniorenheim soll jetzt so oft getestet werden wie nur möglich.

„So einen Monat wie den April will ich nie wieder erleben“, sagt Carmen Epple. Auf ihre FFP2-Maske hat sie mit einem Edding Smileys gemalt. Überall im Haus besteht Maskenpflicht. Man sehe hinter der Maske aber immer so ernst aus, sagt Epple, deshalb die Smileys. Auf dem Tisch in ihrem Büro liegen Häkeldeckchen, daneben steht ein Glas mit M&Ms.

Epple spielt in der Theatergruppe von Honau. Bis Ende Februar hätten sie dort noch Stücke aufgeführt. Corona war noch kein Thema. Sie kannte das Virus aus den Nachrichten und war überzeugt: „Nach Honau kommt das nie.“ Im März war dann dieser eine Patient zur Tagespflege da. Zwei Tage später kam ein Anruf von dessen Hausarzt. Der Patient war einer der ersten positiv Getesteten im Landkreis. Zunächst war da Sorge, aber wenig Angst. Das Virus war noch neu. Man wusste nicht, wie schnell es sich verbreiten kann. Drei Wochen später war fast das ganze Seniorenheim infiziert.

„Wir konnten die Zimmer gar nicht nachbesetzen. So schnell sind die Menschen gestorben“, sagt Pflegedienstleiterin Heike Brodbeck, die am Tisch neben Carmen Epple sitzt. Sie arbeitet seit vier Jahren im Seniorenzentrum. Während sie spricht, rutscht manchmal ihre Maske über die Nase, sie zieht sie dann schnell wieder hoch.

Die ersten Covid-19-Erkrankten des Heims wurden in ihren Zimmern isoliert, erzählt Brodbeck. Das Pflegepersonal betrat diese nur noch komplett in Schutzkleidung gekleidet. Man habe versucht, Kohorten zu bilden, wie es das Gesundheitsamt empfohlen hatte. Und man habe Kranke und Gesunde möglichst weit räumlich getrennt.

Bei einzelnen isolierten Räumen blieb es aber nicht. Als sich das Virus ausbreitete, wurden im Pflegeheim „Coronastockwerke“ eingeführt, wie es Brodbeck nennt. Das Pflegepersonal arbeitete nur noch stockweise, schichtübergreifend. Wenn einer im zweiten Stock pflegte, dann nur da. Kein Kontakt zu anderen Menschen.

Irgendwann waren es mehr Positive als Negative, sagt Heimleiterin Epple. Im April war nur noch der oberste Stock, die dritte Etage, corona­frei. Die ersten Infizierten starben noch im März. Bei manchen Bewohner:innen sei es unglaublich schnell gegangen, sagt Epple. „Ich wusste an manchen Abenden bei Schichtende, dass ich diesen Menschen gerade zum letzten Mal sehe.“

Den Tod seien sie hier gewohnt, fügt sie hinzu. Aber noch nie in ihren 24 Jahren im Seniorenheim Martha Maria seien so viele Menschen in so kurzer Zeit verstorben. „Im April haben wir jeden Morgen gebetet: Lieber Gott, lass es bitte aufhören. Uns werden doch jetzt nicht alle wegsterben?“

Auch zu Hause ließ das Virus ihr kaum eine Pause. Spät abends kamen noch Nachrichten vom Gesundheitsamt: Schon wieder eine positive Person. Schon wieder eine Tote. Schon wieder ein Zimmer leer, das nicht nachbesetzt werden konnte, weil die Infektionsgefahr für neue Bewohner:innen viel zu groß gewesen wäre.

Epple ist sich sicher, dass manche Menschen im Heim auch an den Folgen der Isolation gestorben sind. „Es macht etwas mit den Leuten hier, wenn sie nicht mehr besucht werden.“ Sie erzählt von einer Frau, Mitte 80, im März noch sehr fit und guter Dinge. Sie sei jeden Tag im Hof des Altersheims spazieren gegangen und habe gern mit dem Personal gesprochen. Oft bei einem Tässchen Kaffee.

Dann kam die Isolation. Niemand durfte mehr das Zimmer verlassen, nicht ins Café, nicht in den Hof. Kein Besuch mehr von Verwandten. Bei der fitten Dame habe das einen Schalter umgelegt, sagt Epple und guckt zu Boden. Die Frau starb nach einigen Wochen in Quarantäne, ohne jemals positiv auf das Virus getestet worden zu sein. Epple schätzt, dass zu den 20 Coronatoten noch zehn weitere kämen, die in der Quarantäne einfach aufgegeben hätten.

Wegen der Infektionsgefahr ist es schwierig, mit Bewohner:innen des Altenheims zu sprechen. Nur am Telefon, sagt die Heimleitung. Hildegard Kraus wohnt seit knapp zwei Jahren fest im Heim. Sie ist 86 Jahre alt, man müsse laut reden, sonst verstehe sie einen am Telefon nicht. Im April wurde sie positiv getestet, erzählt sie. Sie habe Glück gehabt, trotz ihres Alters habe sie fast keine Symptome gehabt.

Ihr gefalle es in Honau, doch das Heimweh sei immer noch da. Dabei wohnte sie nur einige Kilometer entfernt, bevor sie ins Heim zog. Angst vor einer neuerlichen Infektion habe sie nicht. „Wenn es kommt, ist es eben so. Die tun hier alles, um uns zu schützen.“

Ihr Zimmer habe sie im April mehrere Wochen nicht verlassen. Ihre Nichte wohne gegenüber dem Altenheim, deshalb kriege sie eigentlich häufig Besuch. Im Sommer kamen dann endlich Lockerungen. Seitdem dürfen die Bewohner:innen wieder Besuch empfangen – unter strengen Regeln.

Die Besucher:innen müssen vorher in Quarantäne oder negativ getestet sein, dürfen nur eine Stunde bleiben, nur im Eingangsbereich des Altenheims, nicht auf den Zimmern. 1,5 Meter Abstand und FFP2-Maske. Auch noch heute, kurz vor Weihnachten, wo der Lockdown nicht mehr nur light ist, ermöglicht das Heim Besuche. Am Eingang wird die Temperatur gemessen, bei mehr als 37,8 Grad muss man das Haus sofort wieder verlassen.

Honaus Haupteinahmequelle ist aber nicht die Altenpflege, sondern der Tourismus. Die Olgahöhle, eine der zwölf Höhlen, mit denen die Schwäbische Alb als Tourismusgebiet wirbt, ist über hundert Meter lang, das Gestein an den Wänden sieht aus wie Blumenkohl. Dazu gibt es noch den Forellenhof Rössle, der frisch gefangenen Fisch verkauft. Für gestresste Großstädter:innen bietet der Hof Übernachtungen und Wellness mit vier Sternen an.

Wie alle anderen Hotels in Deutschland musste auch der Forellenhof im Frühjahr schließen. Nach der Öffnung im Sommer hat er jetzt wieder zu. Während des Lockdowns gibt es rohen Fisch to go, den man sich zu Hause braten kann. Am Wochenende stehen die Schlangen meterlang vor dem Gasthof.

Politiker beschworen in diesem Jahr Heimaturlaub als Alternative zur Fernreise. Geklappt hat das nicht richtig. Laut Statistischem Bundesamt hatten deutsche Beherbergungsstätten ein Drittel weniger Übernachtungen als im Vorjahr. Der Tourismusverband Schwäbische Alb schreibt in seinem Jahresbericht, dass die Alb schwere Einbrüche bei den Übernachtungen verzeichnet habe. Aber das Interesse an der Region habe während Corona zugenommen. Die Website schwaebischealb.de habe 150 Prozent mehr Seitenaufrufe gehabt.

Für Honau lief es im Sommer sogar besonders gut. „Ich dachte, nach den Zahlen im Altersheim will niemand mehr nach Honau“, sagt Ortsvorsteher Schneider. Er irrte sich. Beim Wahrzeichen des Dorfes, Schloss Lichtenstein, blieben die Besucherzahlen trotz der Kontaktbeschränkungen stabil. Die Wanderwege rund um das Schloss und das Dorf waren auch voller als sonst, erzählt Schneider. „Ich finde, dass Honau an der Krise auch gewonnen hat. Den Leuten ist wieder aufgefallen, wie schön es bei uns ist.“ Im November musste das Schloss jetzt aber wieder schließen. Die Chance, das Jahr mit einer halbwegs positiven Bilanz abzuschließen, ist damit dahin.

Die Honauer würden die Krise aber „annehmen“, sagt Ortsvorsteher Schneider. Eine so kleine Gemeinschaft könne eine solche Krise sogar besser vertragen. „Solange wir miteinander solidarisch sind, kriegen wir das hin. Es gibt in Honau sehr viel Bewunderung für das, was sie zum Beispiel im Seniorenheim tun. Das Virus hat unsere Gemeinschaft nicht kaputtgemacht.“

Carmen Epple sieht das auch so. Sie habe von den Menschen hier kein einziges negatives Wort über das Heim, den Coronahotspot, gehört, sagt sie.

„Corona ist für uns etwas Fremdes“, sagt der Soziologe Hartmut Rosa. „Menschen tendieren dazu, das Virus bei den Fremden und nicht bei den Nächsten zu vermuten. Auf dem Dorf kennt man sich. Da denkt man: Ach, der wird’s schon nicht haben.“ Der Umgang mit dem Virus sei aber auch immer eine Frage der Kontrollierbarkeit. „Ein Seniorenheim auf dem Land, in das die Mitarbeiter:innen nicht mit der vollen S-Bahn fahren, lässt sich leichter isolieren als in einer Großstadt.“

Jetzt hat die zweite Welle das Land voll im Griff. Am 16. Dezember wurden im Landkreis Reutlingen 111 Menschen positiv getestet. Offizielle Zahlen für den Ort Honau gibt es nicht. Aber das Seniorenheim ist bisher coronafrei. Alle zwei Tage wird getestet. „Immer wenn ich mir die Testergebnisse anschaue, zittere ich am ganzen Körper“, sagt Epple. „Seit acht Monaten.“

Eine kleine Weihnachtsfeier wird es im Seniorenheim trotzdem geben. Auch eine Silvesterandacht ist geplant. Eine Pastorin wird im Foyer stehen. Die Bewohner:innen müssen aber in ihren Zimmern bleiben. Die Andacht wird über die Sprechanlage übertragen.

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1 Kommentar

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  • Ich kann das nicht glauben: "Dass das Virus das Seniorenzentrum so im Griff hatte, hatte nichts mit mangelnder Hygiene zu tun."

    "Man habe versucht, Kohorten zu bilden, wie es das Gesundheitsamt empfohlen hatte." Und wie ist das Virus dann von einer Kohorte zur anderen gelangt? Offenbar doch wegen "mangelnder Hygiene", also durch Mitarbeiter oder Besucher, die in mehreren Kohorten abwechselnd tätg waren oder Übertragungen zwischen Mitarbeitern in der Freizeit oder durch unzureichende Lufthygiene.

    Oder die Untergruppen der Patienten sind erst gebidet worden, nachdem es schon Voruseintragungen gegeben hatte. Wenn es schon soweit gekommen ist, muss man ggf. eine Kohortengröße von 1 bilden, d.h. Betreuung in den Zimmern der einzelnen Bewohner, Türen geschlossen, Fenster gekippt geöffnet. Ist natürlich etwas mehr Arbeitsaufwand. Den will ein Heim nicht bezahlen.

    „Wir konnten die Zimmer gar nicht nachbesetzen. So schnell sind die Menschen gestorben“ - übersetzt: Als das Virus im Haus war, hat man nicht einmal die Toten und Krankenhausüberweisungen zum Anlass genommen, die Besetzung vorübergehend zu reduzieren und damit mehr Abstand, bessere Betreungsziffern zu gewährleisten, sondern hat sofort neue, gesunde Menschen aufgenommen und dem Risiko ausgesetzt.



    Vielleicht muss man nicht einmal der Heim den Vorwurf machen, bestimmt aber den Behörden, die das zugelassen und incentiviert haben.