petition der woche
: Tampons sollen kostenlos und in der Öffentlichkeit sichtbar werden

Anlass der Petition In Schottland sind Tampons jetzt kostenlos

Das wollen die Initiatoren Dass das auch in Deutschland passiert

Das wollen sie nicht Dass Frauen und Mädchen gegenüber Männern und Jungen weiter benachteiligt sind

Schottland stellt künftig Tampons, Binden und andere Menstruationsartikel kostenlos in öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung. Das hat das schottische Parlament im November dieses Jahres beschlossen.

Katja Dill und Undine Mothes vom Verein Social Period wollen das mit ihrer Petition auch für Deutschland erreichen. Weltweit hätten 500 Millionen Menschen keinen Zugang zu Menstrua­tions­artikeln. Viele könnten sie sich schlechthin nicht leisten. Aber wie groß ist das Problem in Deutschland?

Hierzulande seien vor allem Obdach- und Wohnungslose von der sogenannten Periodenarmut betroffen. Laut der BAG Wohnungslosenhilfe waren 2018 in Deutschland geschätzt 678.000 Menschen wohnungslos, davon wahrscheinlich 20 Prozent Frauen. Vor allem für sie sei es schwierig, an Menstruationsartikel zu kommen. Auch, weil sich manche schämten, den Supermarkt zu betreten.

Aber auch für Menschen mit wenig Geld stellen die Kosten für Tampons, Binden und Co. eine finanzielle Belastung dar. Für Hartz-IV-Emp­fän­ger:innen sind derzeit beispielsweise nur 16,42 Euro für die Gesundheitspflege vorgesehen. Davon müssen auch Medikamente und Arztbesuche bezahlt werden. Frauen und Mädchen sind dadurch Männern und Jungen gegenüber benachteiligt.

Gerichtet ist die Petition auf Change.org an Franziska Giffey und ihr Bundesfamilienministerium. „Den Beschluss des schottischen Parlaments haben wir interessiert zur Kenntnis genommen und werden die Umsetzung beobachten“, teilt eine Sprecherin der taz auf Nachfrage mit. Genaue Zahlen zur Periodenarmut in Deutschland lägen derzeit allerdings nicht vor.

Eine weitere Schwachstelle, die auch Undine Mothes bewusst ist: Nicht alle betroffenen Gruppen würden die öffentlichen Einrichtungen, in denen die Damenhygieneartikel dann auslägen, auch aufsuchen. Das Problem wäre also nicht auf einen Schlag behoben. Doch kostenlose, ausliegende Artikel hätten noch einen weiteren Vorteil: „Es geht uns auch darum, das Thema Menstruation zu enttabuisieren“, sagt die Petentin. „Wenn solche Produkte sichtbar sind, ist das eine schöne symbolische Sache, mit der wir als Gesellschaft etwas gegen die Stigmatisierung tun können.“

Menstruation gehöre in den politischen Diskurs, und genau darum gehe es in der Petition. Diese hat mittlerweile mehr als 18.300 Unterschriften bekommen. Eine Befürworterin begründet ihre Unterschrift damit, dass man sich nicht aussucht, ob man menstruiert oder nicht. Falls die Petition 50.000 Unterschriften sammelt, könnte sie auch dem Bundestag vorgelegt werden.

In der bayerischen Stadt Wasserburg am Inn hat sich Stadträtin Sophia Jokisch bereits an einem Antrag für kostenlose Menstruationsartikel an öffentlichen Orten versucht. Flächendeckend wurde dies zwar nicht genehmigt, aber zumindest im Rathaus und an Mittelschulen sind sie jetzt kostenlos zu finden.

Der Verein Social Period setzt sich seit 2019 ehrenamtlich gegen Periodenarmut in Deutschland ein und sammelt vor allem mit Hilfe von Spendenboxen im Einzelhandel für Menstruationsartikel, die an Obdachloseneinrichtungen vermittelt werden. Linh Tran