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Kim Ng im US-BaseballDie Glasdecke zerbrochen

Als erste Frau und erste Person mit asiatischen Wurzeln wird Kim Ng zur Managerin in der US-Baseball-Liga. Die war lange Zeit ein Old-Boys-Netzwerk.

Hat sich durchgesetzt: Kim Ng Foto: Nuccio Dinuzzo/imago

Berlin taz | Die gläserne Decke ist durchbrochen. Am Freitag gaben die Miami Marlins bekannt, wer den Posten des Sport-Direktors bekommt – und es ist kein Mann. Mit Kim Ng wird erstmals in der Geschichte der vier großen US-Sport­ligen Baseball, Football, Basketball und Eishockey eine Frau die sportlichen Geschicke eines Klubs verantworten. Der Posten, den die 51-Jährige bei der Major-League-Baseball-Franchise in Florida künftig bekleiden wird, nennt sich offiziell „General Manager“ und ist über dem „Manager“ angesiedelt, der im Baseball der Cheftrainer ist.

Ng, Tochter thailändischer und chinesischer Migranten, ist damit außerdem die erste Person mit asiatischen Wurzeln, die ein Major-League-Baseballteam leitet. Auch das keine Selbstverständlichkeit: Noch 2003 musste sich Ng von einem Kollegen rassistische Bemerkungen anhören, die zu einem Skandal und dessen Entlassung führten.

Dass sich die Marlins für eine Frau entschieden haben, mag eine Überraschung sein. Es ist keine, dass Ng diesen Posten bekam – sie ist seit mehr als 30 Jahren im Baseball-Geschäft. Während des Studiums spielte sie erfolgreich Softball, anschließend begann sie als Praktikantin bei den Chicago White Sox ihren Aufstieg durch die Funktionärsränge.

Bei renommierten Klubs wie den New York Yankees und Los Angeles Dodgers arbeitete sie erfolgreich als Vize-Sportdirektorin und gewann drei Meisterschaften, bevor sie in der Liga-Verwaltung anheuerte. Seit 15 Jahren wurde sie als Kandidatin für einen Managerposten gehandelt, aber mindestens fünf Vorstellungsgespräche verliefen erfolglos – immer wurden stattdessen Männer verpflichtet, oft mit sehr viel weniger Erfahrung und Meriten.

Freude auf Twitter

Dass ihre Ernennung überfällig war, spiegelte sich in den Reaktionen auf die Personalie. „Ich freue mich für Kim Ng, die schon lange die qualifizierteste Kandidatin für einen Manager-Job war und endlich belohnt wurde“, twitterte der frühere Dodgers-Manager Dan Evans, einer ihrer Mentoren. Und Brian Cashman, mit dem Ng drei World-Series-Titel bei den Yankees gewann, kommentiert: „Sie wird den Marlins nicht nur gewaltige Erfahrung und unverzichtbares Wissen bringen, sondern auch einen ruhigen Führungsstil und unglaubliche Fähigkeiten als Netzwerkerin.“

Dass eine Frau das einst so dicht geknüpfte Old-Boys-Netzwerk im Baseball durchdringen konnte, ist auch der Datenrevolution im Spitzensport geschuldet. Diese nahm im statistikverrückten Baseball ihren Anfang. Längst machen gut ausgebildete College-Absolventen ohne Profi-Erfahrung den lang gedienten Ex-Spielern die höchsten Funktionärsjobs streitig.

Trotzdem ist die Verpflichtung einer Frau für die Marlins auch ein Risiko. „Das ist eine Herausforderung, die ich bestimmt nicht unterschätze“, sagte Ng an dem Tag, an dem sie den Job bekam. Ein Tag, auf den sie Jahrzehnte hin gearbeitet hat. Aber auch ein Tag, an dessen Kommen sie zuletzt nicht immer geglaubt hatte: „Es war eine harte Zeit. Es ist besser geworden für Frauen im Baseball, aber der Weg ist noch weit.“

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