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Vorwürfe gegen Schlachthof in GärtringenQualfleisch aus der Region

Aktivisten zeigen ein Video mit mutmaßlichen Tierschutzverstößen aus einem kleinen Schlachthof nahe Stuttgart: Schläge, Stöcke in After und Auge.

Graffiti auf einer Wand vor dem Gärtringer Schlachthof Foto: Christoph Schmidt/dpa

Berlin taz | Der Schlachthof in Gärtringen bei Stuttgart ist ein Gegenmodell zu Fleischfabriken etwa des Tönnies-Konzerns: eine Genossenschaft, die nur wenige Tiere pro Tag tötet und vor allem regionale Metzger beliefert. Doch die Organisation Soko Tierschutz hat jetzt ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, dass auch in Gärtringen gegen den Tierschutz verstoßen wird.

Während in Großschlachthöfen Schweine nicht per Stromstoß, sondern mit CO2 betäubt werden und dabei immer große Schmerzen erleiden, geht es in Baden-Württemberg um Fehler des Personals: „Tieren werden beim Treiben regelmäßig Holzstangen in den After gestoßen, Elektroschocker werden hemmungslos und illegal eingesetzt“, teilte die Soko am Montag mit. Ein Schwein werde ins Gesicht getreten und geschlagen. Ein Schlachter quetsche einen Hartplastikstock in das Auge eines eingeklemmten Tieres. „Schweine erwachen regelmäßig aus der Betäubung und werden nicht oder nur nach entsetzlichen Leiden nachbetäubt.“ Die anwesende Amtstierärztin habe nicht eingegriffen.

Wilhelm Hornauer, Leiter des Veterinäramts des zuständigen Landkreises Böblingen, sagte jedoch auf einer Pressekonferenz am Montag, auch in dem von der Soko Tierschutz veröffentlichten Video sei zu sehen, wie eine seiner Mitarbeiterinnen anordnete, Betäubungsfehler zu korrigieren. Sein Amt habe bereits ab Mitte 2018 verfügt, dass der Schlachthof eine ganze Reihe von Tierschutzverstößen abstellen müsse. Passiert ist offenbar zu wenig: Anfang 2020 habe die Behörde „Vollstreckungsmaßnahmen“ ergriffen, ergänzte Landrat Roland Bernhard: „Wir haben ein Zwangsgeld angedroht.“ Trotzdem kam es zu den Skandalbildern, die laut Soko Tierschutz erst im Juni und Juli entstanden sind.

„Laut Tierschutzrecht muss vor dem Stich zum Entbluten eine Betäubungskontrolle erfolgen“, sagte Inga Schwarzlose, Wissenschaftlerin des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit, der taz. „Ein Rohr in den After oder ins Auge zu drücken ist nicht tierschutzkonform. Das Tier darf beim Treiben nicht verletzt werden. Man darf die Tiere nicht schlagen. Elektrotreiber dürfen nur im Ausnahmefall eingesetzt werden.“

Der Schlachthof, der auch Biotiere verarbeitet, war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Ähnliche Bilder wie aus Gärtringen hatten die Tierschützer in anderen kleinen Schlachthöfen aufgenommen.

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5 Kommentare

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  • Ach, ach, ach.... Was ist denn das! Kann das stimmen? Wer macht denn sowas? Warum? Sofort aufhören!



    Das kann doch für niemand OK sein?



    Unfassbar.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Zwei Jahre Knast geben den Akteuren Zeit zum Nachdenken.



    Ist es immer noch so, dass Tiere als "Sachen" betrachtet werden? Wer so ein "Recht" stützt ist automatisch auch Täter!

    Für alle sofortiges Berufsverbot!



    Im Steinbruch können sie ihre Kräfte gerne auslassen.

  • "Welch ein vermessenes Tun, im Fleische das Fleisch zu versenken, den begehrlichen Leib mit verschlungenem Leibe zu mästen und mit des Lebenden Tod ein Lebender sich zu erhalten!"

  • Gerade in den von "grüner" Politik und NGOs propagierten kleinen und mittleren Schlachthöfen sind die Missstände groß, wie Untersuchungen offizieller Stellen zeigen.

    So dokumentiert eine 2019 veröffentlichte Untersuchung bei kleinen und mittelständischen Schlachthöfen im Kreis Darmstadt ganz erhebliche routinemäßige Tierschutzverstöße. Bei 39 % der Schweine, 49 % der Rinder und 45 % der Schafe beobachteten die KontrolleurInnen Anzeichen einer wiedererlangten Wahrnehmungs- oder Empfindungsfähigkeit – die Tiere erlebten ihre Tötung also mit.

    Bei jüngst durchgeführten Überprüfungen von niedersächsischen Schlachthöfen wiesen darüber hinaus 58 von 62 Betriebe in Bezug auf tierschutzrechtliche Vorgaben Auffälligkeiten auf, wie das Ministerium mitteilte. Vor allem kleine und mittlere Betriebe fielen negativ auf.

    Ich habe schon vor Jahren beschlossen, mich an diesen Missständen nicht mehr zu beteiligen, und meine Ernährung auf pflanzlich umgestellt.

    www.sueddeutsche.d...wzJtJOWmz-STh5PAhE

    albert-schweitzer-...e-fehlbetaeubungen

  • 2018 Mängel festgestellt und Veränderungen angemahnt, dann 2020 als "Vollstreckungsmaßnahmen" ein "Zwangsgeld angedroht", nachdem man feststellte, dass keine Veränderungen vorgenommen wurden.

    Nejaisklar: Bei solch hartem behördlichen Durchgreifen (wenn das denn tatsächlich so stimmt) würde ich mich auch eher nicht gedrängt fühlen, die angezeigten Mißstände zu beheben. Mal ganz abgesehen davon, daß es solche Mißstände in meinem Betrieb gar nicht gäbe, wäre ich denn Schlachthauschef!