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Rapper Kanye West will Präsident werdenOoops he did it again

US-Rapper Kanye West verkündet seine Präsidentschaftskandidatur – wieder einmal. Für die Medien ist das eine Herausforderung.

Kanye West 2018 zu Besuch im Oval Office, seinem Wunscharbeitsplatz Foto: Kevin Lamarque/Reuters

Meint er das ernst? Eine Frage, die sich viele Menschen in den vergangenen Tagen gestellt haben. Der US-amerikanische Rapper Kanye West kündigte am 4. Juli seine Präsidentschaftskandidatur an. Wie es sich für einen künftigen Präsidenten gehört via Twitter: „We must now realize the promise of America by trusting God, unifying our vision and building our future. I am running for president of the United States.“ Versehen mit dem Hashtag #2020Vision.

Schon 2015 verkündete er bei den MTV Music Awards, 2020 als Präsident zu kandidieren. Als er kurz darauf zum Trump-Sup­porter wurde und sich mit ihm im Trump Tower traf, verschob er seine Kandidatur auf 2024. Daraufhin folgten Jahre, in denen er Trump abwechselnd unterstützte oder sich von ihm distanzierte, Besuche im Oval Office gefolgt von gelöschten Fotos mit dem Präsidenten. Und nun also doch 2020.

Während die einen darin bloß eine PR-Aktion für Wests neues Album sehen, fürchten andere, er könne damit dem demokratischen Kandidaten Joe Biden Stimmen der Schwarzen Wähle­r:in­nen wegnehmen. Würde der anständige Politik für Schwarze Menschen machen und ein anti-rassistisches Medizin-, Bildungs- und Polizeiwesen fordern, hätte er vermutlich wenig von West zu befürchten.

Auch ob Donald Trump von dieser Aktion eher profitiert oder Schaden nimmt, wird diskutiert. Der Tesla-Unternehmer Elon Musk sagte West auf jeden Fall prompt seine Unterstützung zu, ebenso wie Wests Ehefrau Kim Kardashian, und auch Unternehmer Mark Cuban scheint nicht abgeneigt. Drei Milliar­dä­r:in­nen hätte West also schon einmal auf seiner Seite.

Noch viel zu tun

Doch bis zum Wahltag sind es nur noch knapp 120 Tage. Und es gäbe noch einige Hürden zu meistern, damit Wests Name am 3. November auf dem Wahlzettel steht. Entweder müsste er auf die Unterstützung einer kleinen Partei hoffen oder als unabhängiger Kandidat antreten. Die Frist für die Registrierung ist jedoch in sechs Bundesstaaten schon abgelaufen, wie in New Mexico oder North Carolina. Um es in den anderen Bundesstaaten noch vor August beziehungsweise September zu schaffen, bräuchte er massive Hilfe, um die nötigen Zehntausenden Unterschriften zu bekommen.

Drei Milliardär:innen hat Kanye West schon einmal auf seiner Seite

Das Ganze scheint auf den ersten Blick eher aussichtslos zu sein. Die Frage, wie man als Medien, Politik und Gesellschaft mit solch einer Kandidatur umgehen sollte, stellt sich trotzdem. Denn die USA haben nicht nur Erfahrungen mit Kandidaten aus der Unterhaltungsbranche (Ronald Reagan, Arnold Schwarzenegger, Donald Trump), sondern auch damit, bizarr erscheinende Kandidaten zu unterschätzen.

Kanye West ist Rapper, Producer, Songwriter und Modedesigner: Er gilt als einer der einflussreichsten Musi­ke­r:in­nen unserer Zeit. Doch neben seiner Musik, ist West in den vergangenen Jahren vor allem durch Kontroversen aufgefallen. Mit seinem Support für Donald Trump zog er den Hass vieler Fans auf sich. Und nicht nur das. 2018 implizierte er, dass Schwarze Menschen eine Mitverantwortung für ihre jahrhundertelange Versklavung hätten, Jahre zuvor sagte er, Aids sei eine von Menschen gemachte Krankheit, und in seinem aktuellen Album „Jesus is King“ spricht er sich gegen Schwangerschaftsabbrüche aus.

Doch die Figur Kanye West ist schwer zu fassen. Denn als erfolgreicher Schwarzer Rapper ist er für viele eine wichtige Identifikationsfigur.

Schon vor 15 Jahren kritisierte er die Bush-Regierung im Umgang mit dem Hurricane „Katrina“: Die unterlassene Hilfe der Regierung sei rassistisch. Auch in der Musikbranche wies er immer wieder auf rassistische Strukturen hin. Anfang Juni nahm er an „Black Lives Matter“-Pro­tes­ten teil und spendete zwei Millionen Dollar an die Familien von Ahmaud Arbery, Breonna Taylor und George Floyd.

Diese Widersprüche machen ihn nicht gerade zu einem qualifizierten Präsidentschaftskan­di­daten, doch für Medien ist es ein schmaler Grad, einerseits Wests Kandidatur nicht zu unterschätzen und gleichzeitig nicht über jedes Stöckchen zu springen.

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7 Kommentare

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  • Rassisssmus muss man doch zuerst in seinem eigenen Kopf bekämpfen. Und das finde ich gar nicht so leicht. Und ich möcht bitte hier alle denen ich rassistisch begegnet bin um Verzeihung bitten. Ich möchte hier einfach ein paar Beispiele aus meinem Leben erzählen:

    Ich gehe in den Zug (bin junge Frau), erstes Abteil (damals alles Abteile - keine Großraumwagen), also erstes Abteil: Zwei schwarze Männer etwas jünger als ich - 4 leere Sitzplätze. Ich zögere, habe Schiss, gehe vorbei, alle Abteile voll. Kehre zurück, frage ob noch ein Platz frei ist und setze mich. Nach einer Weile sagt einer der beiden: "Sie sind aber mutig!", ich "Warum?", die beiden "Der ganze Zug ist voll, aber niemand traut sich zu uns ins Abteil", ich schäme mich, ich hatte ja auch Angst gehabt. Zu Unrecht, aber hätte ich das wissen müssen?

    Wir bekommen in der Firma Besuch von einem türkischen Professor. Er erzählt, die Deutschen würden ihn fragen, wo er her käme, wenn er dann Türkei antworten würde, schrecken sie zurück.

    Als Studentin: zwei Freundinnen, eine Türkin, eine Französin. Wenn die Französin mit der Türkin ausging freuten sich immer alle und riefen: "oh ah" und "olala" und wollten mit der Französin befreundet sein. Die Türkin litt. Ich fuhr mit der Französin nach Irrland in den Urlaub. Wieder riefen alle "oh ah" und "olala", manche schauten auf mich und rümpften die Nase und fragten die Französin: "Wieso bist Du denn mit einer deutschen befreundet? puuh". Später öffneten die Grenzen nach Osten. Die Französin wird jetzt für eine Polin gehalten und jeder rümpft die Nase. Es tut mir leid, aber warum ist es schlechter eine Polin zu sein als eine Französin? Was haben wir denn nur für Vorurteile?

    Ich gehe ins Ausland und wohne dort. Nach der zigsten Frage: "Wo kommst Du her und für wie lange bist Du hier?" antworte ich gelangweilt, dass mich die Frage nervt. Ich bekomme die Antwort, dass die Frage freundlich gemeint wäre, aber sie könnten mich auch ignorieren, wenn mir das lieber wäre.

  • Die eigentliche Nachricht ist doch, dass Kim Kardashian dann First Lady wäre.

    Jay-Z und Beyoncé wären mir allerdings lieber.

    • @Jim Hawkins:

      Egal ob Kardashian oder Beyoncé, beide hätten starke Konkurrenz. Denn die aktuelle First Lady ist die erste, die mit einen Osprey mitflog. Und die First Lady davor war die erste, die theoretisch einen hätte hochheben können........ :-)



      de.wikipedia.org/wiki/Bell-Boeing_V-22

      Aber genug der guten Laune, zum Thema.

      Ist sehr wahrscheinlich ein PR Stunt. Aber wenn nicht, dann ist eine Absprache zwischen Trump, West und Musk wiederrum sehr wahrscheinlich, da hier nur und ausschließlich Trump profitieren würde.

      Denn, ob es gefällt oder nicht, laut "approval rating" kann Trump auf bis zu 35% des "black votes" hoffen - ein fantastischer Wert für einen Republikaner. Bei der Wahl 2016 hatte Trump 8% eingefahren. Ein akzeptabler Wert; kommen doch (weiße) Republikaner selten über 10%.

      Sollte West nun tatsächlich kandidieren dann würden auch einige Schwarze von Trump zu West wechseln. Aber gleich 27%? Unwahrscheinlich. Allerdings werden wohl mehr Bidenanhänger als Trumpanhänger wechseln. Aber selbst wenn nicht. Für Trump ungünstigstes Szenario: es wechseln genau so viele von Biden zu West wie von Trump zu West. Die Folge ist die gleiche: der "black vote" ist gespalten. Und dies nutzt nur Trump und den Republikanern im allgemeinen.

      Alles nur hypothetisch. Aber wenn West tatsächlich kandidiert, dann ist dies mit ziemlicher Sicherheit die Strategie dahinter.

      Die allerdings auch nach hinten los gehen könnte. Denn es gibt ja nicht nur den "black vote". Was also wenn West tatsächlich die Wahl gewinnen sollte? :-)

      Anyway, "People say I’m out of control. I’m not out of control. I’m out of their control."



      ------ Kanye West

      Mit "their" meint er die Demokraten. Kanye, du rockst! Go Kanye!

      • @Tobias Schmidt:

        Wow, da würde ich auch gern mal mitfliegen. Kommt zu meinen geheimen drei Technikwünschen.

        Die anderen beiden sind: Mit einem Harvester durch einen Fichtenacker brettern und den Braunkohletagebau-Bagger steuern.

        Ihre Analyse scheint mir schlüssig zu sein. Vielleicht macht es aber auch gar keinen großen Unterschied ob Trump Präsident ist oder Kanye.

        Und jetzt, Musik:

        www.youtube.com/watch?v=6vwNcNOTVzY

        Ist Kim der Gold Digger? Ich glaube nicht, Sie ist reicher als Kanye.

        • @Jim Hawkins:

          "Und jetzt, Musik:"

          Oh, ja........... :-)

          Hier ein Lied einer Künstlerin, die ich sehr bewundere. Ist zwar kein Hip Hop aber das Lied passt dennoch zum Thema und auch, beinahe ( :-) ) zum Datum.



          www.youtube.com/watch?v=b3vls4kuKx8

          • @Tobias Schmidt:

            Ganz anders als meins, aber sehr schön.

            "Als Schlüsselerlebnis für ihre Karriere bezeichnet sie einen Auftritt von Pete Doherty in Glasgow."

            Jetzt können wir mit "Fuck Forever" weitermachen, dann mit der britischen Nationalheiligen Kate Moss.

            www.youtube.com/watch?v=pOpz_3O5Lho

  • Kanye West ist auch ein grandioser Architekturkritiker, jedenfalls manchmal!